Wegemanager im Rhein-Sieg-Kreis Felix Knopp arbeitet im Laufschritt

RHEIN-SIEG-KREIS · Es ist neun Uhr morgens, Felix Knopp holt auf dem Wanderparkplatz Driesch in Hennef-Bödingen eine Spraydose und Aufkleber aus dem Kofferraum seines Fahrzeugs, um ein überholtes Wege-Leitsystem auf dem sieben Kilometer langen Marienweg unkenntlich zu machen.

 Alte Wege löschen und neue markieren, gehört zu den Aufgaben von Felix Knopp.

Alte Wege löschen und neue markieren, gehört zu den Aufgaben von Felix Knopp.

Foto: Paul Kieras

Der 42-Jährige, angestellt beim Rhein-Sieg-Kreis im Referat Wirtschaftsförderung, ist als Wegemanager verantwortlich für den Natursteig Sieg. Zu seinen Aufgaben zählen die Anbringung und Kontrolle von Markierungen zur Besucherlenkung ebenso wie die Beseitigung von Gefahrenquellen oder die Behebung mutwilliger Zerstörungen. Zu tun gibt es immer etwas, denn sein "Arbeitsplatz" erstreckt sich über acht Etappen und 115 Kilometer durch den Rhein-Sieg-Kreis bis ins Bergische Land. Er beginnt in Siegburg-Wolsdorf und endet am Bahnhof Au/Sieg an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz, eine Verlängerung um rund 80 Kilometer in das benachbarte Bundesland steht fest.

Einschließlich der 17 in sich geschlossenen Erlebniswege am Natursteig, pflegt Knopp circa 500 Kilometer Wegstrecke. Jeden Tag ist er unterwegs. Dabei kommt ihm sein Hobby, Ultramarathon, zugute, Knopp läuft auch bei seinem Job. Das geht wesentlich schneller, als wenn er die Wege begehen würde.

Knapp 34 Minuten benötigt er im Schnitt für zehn Kilometer. Bei seinen täglichen "Ausflügen" kann er Spaß und Pflicht perfekt verbinden. "Laufen erhöht die Ortskenntnis", sagt der Extremsportler, der den Natursteig Sieg mit eingerichtet hat und sich bestens in der gesamten Region auskennt, weil er hier trainiert. "Die Natur- und Kulturlandschaft im Rhein-Sieg-Kreis hat viel zu bieten", schwärmt er und entfernt durch Übersprühen mit Farbe die Kennzeichnung "A1" an einer Hinweistafel. Zurzeit ist er nämlich damit beschäftigt, Ortswanderwege zu "löschen", die der Sauerländische Gebirgsverein irgendwann ausgezeichnet hat.

"Von den insgesamt 500 Kilometern sind 160 Kilometer neu in die Streckenführung aufgenommen worden, dafür wurden 260 Kilometer gelöscht", erklärt der Diplom-Geograph. Zum Teil streiche man die Wege aus den Karten, weil sie nicht mehr attraktiv sind, zum Teil aus Naturschutzgründen. "Wir wollen Gebiete beruhigen, um Wildtieren einen Rückzugsraum zu bieten."

Darüber hinaus würden immer auch die Interessen von Grundstückeigentümern, der Forst- und Landwirtschaft berücksichtigt, zu denen er über die Jahre ein sehr gutes Verhältnis aufgebaut hat. "Wenn ich etwas brauche, helfen mit die Menschen", freut sich Knopp und bringt einen Markierungs-Aufkleber gut sichtbar an. Ein Jogger mit Hund kommt vorbei, grüßt freundlich. Im Laufe der Zeit bekam der 1,90-Meter-Mann auch zu Anwohnern und Wanderern einen guten Draht, lernte sie näher kennen.

So erzählte ihm beispielsweise bei einem Schwätzchen eine ältere Dame, die anfangs nicht begeistert war von seiner Streckenführung an ihrem Grundstück vorbei, dass ein Hund des Ex-Bundeskanzlers Gerhard Schröder aus ihrer Zucht stammte. Nachdem Knopp sich bereit erklärte, den Randstreifen an ihrem Grundstück regelmäßig zu mähen, hatte die Hundezüchterin nichts mehr gegen seine Pläne.

Die Leute wissen, wofür er sich einsetzt und dass "ich zeitnah rauskomme, wenn mir jemand eine Störung meldet", berichtet der vierfache Familienvater und wirft einen prüfenden Blick nach oben in die Baumkronen, ob da eventuell durch lose Äste Gefahr lauert. Er verteilt immer Visitenkarten an alle, die er trifft, und fordert sie auf, wachsam zu sein. Das sind sie. Beim Fixieren einer Bank ließ sich eine Frau sogar seinen Ausweis zeigen, weil sie ihn für einen Dieb hielt. Nichts sei "vor Randale sicher", beklagt Felix Knopp und berichtet von Ruhebänken, aus denen man "mit roher Gewalt" die Holzlatten herausgerissenen hat und dass alle 1800 Aluminiumschilder auf der Strecke von Siegburg bis Windeck schon einmal "geklaut", andere unkenntlich gemacht wurden.

Auf der anderen Seite erfährt er viel Unterstützung, etwa durch die 20 Wegepaten, die zwei Mal im Jahr eine bestimmte Strecke ablaufen, Logos erneuern, verwitterte Markierungen nachsprayen. Eine Reiterin hält an und wechselt ein paar Worte. Bei der ersten Begegnung vor einigen Jahren reagierte ihr Pferd irritiert auf ein "Klacken". Es kam von seinen Spraydosen. "Sie haben da was an sich", bemerkte die junge Frau damals, seitdem halten sie immer einen kleinen Plausch, wenn sie aufeinander treffen. Sie reitet weiter, Knopp ist fertig für heute und verabschiedet sich. Auch im Büro wartet noch eine Menge Arbeit, vor allem Papierkram. Denn das Projekt wird durch die EU gefördert, daher müsse alles ständig ausgeschrieben werden. Aber morgen rennt er wieder los.

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