FDP will Einbahnstraßen für Radler öffnen Freie Fahrt in beide Richtungen

BORNHEIM · Eine möglicherweise weitreichende Idee für den Fahrradverkehr in Bornheim haben die Liberalen auf die Agenda von Politik und Verwaltung gesetzt.

 Auf der Rheinstraße in Hersel dürfen Radfahrer auch entgegen der Einbahnstraße fahren.

Auf der Rheinstraße in Hersel dürfen Radfahrer auch entgegen der Einbahnstraße fahren.

Foto: Axel Vogel

Auf Antrag der FDP beschäftigte sich der Ausschuss für Stadtentwicklung am Mittwochabend mit der Überlegung, Einbahnstraßen im Bornheimer Stadtgebiet für Radler auch entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung freizugeben. Konkret soll die Verwaltung alle Einbahnstraßen im Stadtgebiet auflisten und darstellen, ob sie bereits für Radler in beide Richtungen geöffnet sind. Wo dies nicht der Fall ist, sollen die Gründe dafür dargelegt werden. Weitergehend fordern die Liberalen wörtlich, "so viele Einbahnstraßen wie möglich für den gegenläufigen Radverkehr freizugeben".

Im Ausschuss hatte FDP-Fraktionsmitglied Stefan Klein den Hintergrund des Antrags nochmals erläutert. "Unser Ziel ist die Stärkung des Radverkehrs in Bornheim", sagte er. So habe sich etwa die Freigabe der Rheinstraße in Hersel bewährt. Auch betonte er, dass es den Liberalen nicht darum gehe, dass jede Einbahnstraße geöffnet, sondern zunächst nur die Möglichkeit geprüft werde.

Bei einer Stimme Enthaltung folgte der Ausschuss dem Antrag der FDP. Zuvor hatte bereits die Stadtverwaltung signalisiert, die Sache prüfen zu können und Vorschläge zu erarbeiten. Enthalten hatte sich SPD-Ratsherr Harald Stadler. "Das ist meine private Meinung, aber ich halte das für bedenklich", sagte er. Es gebe so viele schmale Einbahnstraßen, die für Radfahrer in der entgegengesetzten Richtung viel zu gefährlich seien. Für die Sozialdemokraten als Ganzes sah Ute Kleinekathöfer keine Bedenken, den Vorschlag zu prüfen. "Die SPD-Fraktion ist dabei", sagte sie.

Zustimmung für ihre Idee bekommt die FDP aber nicht nur aus der Politik. "Der ADFC ist grundsätzlich dafür", sagte Gerd Müller-Brockhausen, Sprecher der Ortsgruppe Bornheim des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), gestern auf GA-Anfrage. Allerdings müsse dabei immer die Verkehrssituation vor Ort berücksichtigt werden. "Es gibt in Bornheim Gassen, die viel zu eng sind", führte Müller-Brockhausen aus. So müsse eine gewisse Sicherheit für Fahrradfahrer immer gegeben sein. Als Beispiel führte der ADFC-Mann an, dass ein Radler die Möglichkeit haben müsse, zur Not schnell und kurzfristig auf den Gehweg auszuweichen, wenn etwa ein Bus entgegenkomme.

Zugleich warb Müller-Brockhausen dafür, auf den freigegebenen Straßen markierte Radstreifen in beiden Richtungen auszuweisen. Dann wäre den Autofahrern bewusster, dass ihnen auch Menschen auf Fahrrädern entgegenkommen könnten. Die Einbahnstraßenschilder mit dem Zusatz "Radfahrer frei" zu versehen, reiche nicht aus, so Müller-Brockhausen.

Wie Bornheims Erster Beigeordneter Manfred Schier auf Anfrage ausführte, könne die Prüfung der Einbahnstraßen nicht im "Tagesgeschäft" erfolgen, sondern, wie bereits in der Stellungnahme der Verwaltung zum Antrag der FDP erwähnt, im Rahmen der Überarbeitung des Radverkehrskonzepts für die Stadt. Als Verkehrsbehörde könne die Stadt kommunale Einbahnstraßen grundsätzlich für Radfahrer entgegen der Fahrtrichtung freigeben, so Schier weiter. Allerdings gelte es zuvor, verschiedene Aspekte im Einzelfall zu prüfen, etwa die Fahrbahnbreite, die Stärke des Verkehrsflusses oder die Anordnung von Einmündungen in die Straße.

Dabei ist es gut möglich, dass auch die Polizei ins Spiel kommt. "Generell ist es so, dass die Polizei bei verkehrsregelnden Planungen im Rahmen eines Anhörungsverfahren beteiligt wird", sagte Daniela Lindemann von der Pressestelle der Bonner Polizei. Eine generelle Empfehlung für oder gegen die Öffnung von Einbahnstraßen für Fahrradfahrer könne die Polizei nicht geben, so Lindemann. Das hänge immer vom Einzelfall ab.

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