Bei den Steyler Missionaren Guido Hackelbusch gründete die Bücherhalle Sankt Augustin

Sankt Augustin · Wo 2011 noch Bälle hin- und herflogen und Menschen ihren sportlichen Hobbys nachgingen, stöbern nun seit 2013 Bücherliebhaber nach besonderen Schätzen. Guido Hackelbusch, ist der Gründer der Bücherhalle der Steyler Missionare in Sankt Augustin. Wir haben ihn besucht.

 Guido Hackelbusch war lange Jahre Leiter der Hochschulbibliothek der Steyler Missionare. Heute kümmert er sich um die Bücherhalle.

Guido Hackelbusch war lange Jahre Leiter der Hochschulbibliothek der Steyler Missionare. Heute kümmert er sich um die Bücherhalle.

Wenn eine Tür schließt, so öffnet sich eine andere. 150 000 Bücher sollten 2011 nach einer Bibliotheksschließung in Wien an die Bibliothek der Philosophisch- Theologischen Hochschule der Steyler Missionare gebracht werden. Guido Hackelbusch war damals der Leiter der Hochschulbibliothek, und ihm war sofort klar, dass für so viele Bücher kein Platz sein würde. Die Spende kam - und so entstand die Idee von der Bücherhalle in der damaligen Sporthalle.

 Stöbern lohnt sich: Der Bücherflohmarkt bietet viel hochwertige Lektüre. Sie wird zuvor von den Mitarbeitern sortiert.

Stöbern lohnt sich: Der Bücherflohmarkt bietet viel hochwertige Lektüre. Sie wird zuvor von den Mitarbeitern sortiert.

Foto: Selina Stiegler

Der Bibliothekar musste zwei Jahre für die Einrichtung der Bücherhalle in der Sporthalle kämpfen und konnte sie schließlich 2013 eröffnen. Wo 2011 noch Bälle hin- und herflogen und Menschen ihren sportlichen Hobbys nachgingen, stöbern seitdem Bücherliebhaber nach besonderen Schätzen. Besucher haben dort jeden Freitag die Möglichkeit, von 12 bis 16 Uhr Bücher zu spenden oder welche für einen guten Zweck zu kaufen.

Guido Hackelbusch erinnert sich noch, wie anfangs drei ehrenamtliche Helfer mit ihm die gespendeten Bücher sortierten und einräumten. Kunden kauften damals Bücher für einen Kilo-Preis von 2,50 Euro, heute liegt der Preis bei drei Euro. Der damalige wöchentliche Erlös betrug 500 Euro, jetzt hat sich dieser verdreifacht, und aus drei ehrenamtlichen Helfern wurden zwölf.

Auch die Menge an gespendeten Büchern ist gestiegen. Hackelbusch hat daher einen strukturierten Ablaufplan: Montags die neu gespendeten Bücher sortieren und einräumen, mittwochs ist die Entsorgung von unbrauchbaren Spenden, und freitags kommen wieder frische Bücher rein. Zusätzlich fährt er zu Personen nach Hause, die selbst nicht zur Halle kommen können, und holt die Sachen bei ihnen ab. Viele der Spenden stammen aus Haushaltsauflösungen, etwa von Menschen, die in ein Altersheim umziehen.

Nicht nur Bücher können gespendet werden, auch Schallplatten, CDs oder andere Gegenstände. „Das ist natürlich ein Angebot, das viele auch ausnutzen. Sie nennen es dann Spende, aber eigentlich ist es eine Entsorgung auf unsere Kosten“, berichtet Hackelbusch. 80 bis 90 Prozent der Gaben seien nicht brauchbar und würden von seinem Team aussortiert, wodurch die Hauptaufgabe nicht der Verkauf oder die Annahme von Gütern sei, sondern die Entsorgung von „Ramsch“.

Neben einer Bücherhalle in Sankt Augustin gibt es im Umkreis vermehrt Bücherschränke, in denen Bücher abgegeben oder kostenlos genommen werden können. Für den Bibliothekar sind diese Bücherschränke aber keine Konkurrenz. „Unser Angebotsniveau von Büchern ist viel höher als von den Bücherschränken. Dazu haben wir noch seltene Schallplatten und andere Raritäten“, so Hackelbusch.

Das Team um die Bücherhalle herum achtet penibel darauf, dass kaum Massenproduktionen in die Regale kommen, sondern seltene und gut erhaltene Werke. Bei besonders hochwertigen Einzelexemplaren kann es dann auch einen Einzelpreis statt den drei Euro Kilo-Preis geben, den Sammler gerne zahlen.

Eine Stammkundin der Bücherhalle in Sankt Augustin kennt noch weitere Vorteile, warum Bücherschränke keine Konkurrenz sind. „Durch den Kauf vermeiden wir Müll und die Verschwendung von Ressourcen, denn die Sachen werden wiederverwertet“, sagt sie. Außerdem verweist sie auf die Hilfsprojekte der Steyler Missionare, die durch den Erlös der Bücher mitfinanziert werden: „Also, man kann nur gewinnen.“

Unter anderem wurden bereits ein Sozialprogramm für Waisenkinder in Botswana, die Ausstattung eines Computerraumes für Kinder in Indien und Sozialstipendien für Studierende an der PTH in Sankt Augustin mitfinanziert. Die gesamte finanzielle Unterstützung durch den Gewinn der Bücherhalle lag im Mai 2019 bei 94 385 Euro. Hackelbusch möchte als Nächstes 10 000 Euro für Opfer der Flutkatastrophe spenden.

Die Bücherhalle in Sankt Augustin ist ein beliebter Ort für Bücherliebhaber und Sammler. Die Kundschaft kommt aus einem Umkreis von 100 Kilometern zur Halle gefahren, um nach neuen Schmuckstücken für ihre Sammlung zu suchen oder selbst welche für einen guten Zweck zu spenden. „Es wäre jetzt nur noch schön, wenn die Leute die Bücherhalle nicht ausnutzen würden, um Schrott loszuwerden“, hofft Hackelbusch.

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