Der Landrat hat recht mit seiner Vorsicht. So erfreulich niedrig zurzeit die Zahl der Neuinfektionen auch ist, die Wucht einzelner Ausbrüche zeigt, dass wir uns in einer fragilen Phase der Pandemie befinden. Die Mutanten sind wesentlich ansteckender als das bisher kursierende Sars-Cov2-Virus – und die Krankheitsverläufe sind auch heftig.
Der Blick ins Intensivregister zeigt, dass die Lage in den Kliniken alles andere als entspannt ist. Bonn fährt da ja schon seit Monaten praktisch auf Sicht. Von 233 Intensivbetten sind auch aktuell gerade mal zwölf Betten frei. 18 Covid-Patienten müssen intensiv beatmet werden. Die Ampel steht dort beständig auf tiefrot, so wie auch in Köln, Leverkusen und Euskirchen. Im Rhein-Sieg-Kreis sieht es mit 11,27 Prozent freien Kapazitäten auf Intensivstationen nur leicht besser aus.
Das zeigt, dass Inzidenzwerte nicht alles sind, um die Lage einzuschätzen. Verwundert, ja, fast ratlos zeigen sich Verantwortliche in den vergangenen Konferenzen, warum die Zahl der Neuinfektionen so gar nicht runtergeht. RKI-Chef Lothar Heinz Wieler sagte am Freitag, das könne nur damit zusammenhängen, dass Kontaktbeschränkungen immer noch nicht konsequent eingehalten würden. Wer den Verkehr auf den Straßen beobachtet, sieht, dass die Mobilität immer noch sehr hoch ist. Dirk Brockmann, der anhand anonymer Bewegungsdaten die Pandemie für das Robert Koch-Institut (RKI) modelliert, sagt, wenn die Mobilität reduziert werde, reduzierten sich die Kontakte – und damit die Gelegenheiten, bei denen Menschen das Coronavirus verbreiten.
Wenn ab Montag Schulen und Kitas öffnen, wird die Mobilität aber auch das Infektionsrisiko erhöht. Hoffen wir, dass es gutgeht. Denn die Kinder brauchen dringend gute Bildung - und soziale Kontakte.