GA-Serie "Was steckt eigentlich hinter...?" 610 Jahre bewegte Geschichte in Hennef-Bödingen

Hennef · Die Wallfahrtskirche "Zur schmerzhaften Mutter" zieht seit jeher viele Pilger an. 1408 wurde das Gotteshaus fertiggestellt und immer wieder erweitert. In der spätgotischen Basilika ruhen auch die Reliquien des heiligen Gereon.

 In faszinierendes Licht wird die Wallfahrtskirche bei der Musikperformance „Son et Lumière“ getaucht.

In faszinierendes Licht wird die Wallfahrtskirche bei der Musikperformance „Son et Lumière“ getaucht.

Foto: Paul Kieras

Besonders viel Zulauf hat sie im September, wenn die Wallfahrtskirche „Zur schmerzhaften Mutter“ in Bödingen bei „Son et Lumière“ Ort eines musikalischen Lichtspektakels ist. Aber das Gotteshaus hat noch viel mehr zu bieten: In der ab 1397 entstandenen dreischiffigen Pfeilerbasilika gibt es etwa die Reliquien des heiligen Gereon, eine Holzplastik mit dem Titel „Beweinungsgruppe“ aus dem Jahr 1450 und ein Verkündigungsfresko aus dem Jahr 1500.

Vielen bekannt ist außerdem das Gnadenbild der „schmerzhaften Mutter“ aus dem Jahr 1350. Dabei handelt es sich um eine 66 Zentimeter hohe hölzerne Figur der sitzenden und bekrönten Madonna. In einem reich verzierten Gewand hält sie den toten Jesus Christus, der auffällig klein dargestellt ist. „Der Korpus des kleinen Christus musste im Jahr 1922 erneuert werden, da das Original gestohlen worden war“, sagt Gästeführer Peter Hilleke, der die Geschichte der Kirche besonders gut kennt. „Der Täter ist nach wie vor unbekannt und der Korpus nicht mehr aufzufinden.“ Auch das ursprüngliche Gewand der Madonna sei entwendet worden. „Das Kleid war sehr wertvoll, außerdem waren die Mitbringsel der Wallfahrten daran befestigt“, so Hilleke. „Jetzt hat die Madonna seit drei Jahren ein goldbesticktes Kleid.“

Jungeselle begegnet Maria

Die spätgotische Basilika besteht aus zwei Teilen. Dabei ist im älteren Teil das dreischiffige Langhaus und ein einbezogener Westturm verortet. Ergänzt ist der neuere Teil in zwei Bauabschnitten ab 1439 mit dem Querhaus. Das geht aus Dokumenten der Stadt Hennef aus dem Jahr 1989 hervor, in denen es außerdem heißt, dass zwischen den Jahren 1490 und 1500 ein neuer Chor im Osten dazukam. Diese Ergänzungen sind notwendig gewesen, um die klösterlichen Stiftsgottesdienste von den Wallfahrten besser trennen zu können.

Die Legende, die es zu der Wallfahrtskirche gibt, erzählt Hilleke gerne bei seinen Führungen durch die Kirche. „Es heißt, dass dem Junggesellen Christian von Lauthausen im April 1397 die Jungfrau Maria mit dem vom Kreuz genommenen Jesus auf dem Schoß erschienen ist“, sagt er. „Er hat den Auftrag erhalten, in einer Kölner Werkstatt das Vesperbild der 'Mater Dolorosa' schnitzen und das Werk in Bödingen aufstellen zu lassen.“ Das tat von Lauthausen und verehrte das Bild, indem er Tag und Nacht eine Kerze davor brennen ließ.

Mehr und mehr Menschen lockte dieses „Wunder“ nach Bödingen, weshalb von Lauthausen beschloss, dieser Pietà eine Kapelle zu bauen. „Weil die Mauern über Nacht immer wieder einstürzten, gelang dieses Vorhaben nicht. Ihm erschien erneut die Mutter Gottes, die ihm befahl, seinen Maulesel zu beladen und diesem zu folgen“, so Hilleke. „Dort, wo der Maulesel in der Wildnis stehen blieb, wurde dann die Kapelle erbaut.“ Direkt hinter dem Tor zum Kirchplatz befindet sich seit 1984 ein Denkmal, das diese Gründungslegende darstellt.

Ortschaften entstehen nach der Säkularisation

Historisch belegt ist laut Hilleke, dass der Geistinger Pfarrer Peter Meisenbach ab 1397 den Bau einer Kirche betrieb. Das beweisen auch die Dokumente aus dem Jahr 1989: „Der beginnenden Verehrung des Marienbildes am Ende des 14. Jahrhunderts folgte in den Jahren 1397 bis 1408 der Bau der spätgotischen Kirche.“ Geweiht wurde die Kirche nach ihrer Fertigstellung der Jungfrau Maria und den Heiligen Drei Königen. „1411 erfolgte die Genehmigung von vier Priesterstellen durch den Papst und ein Jahr später die kanonische Errichtung von Kirche und Priesterschaft“, sagte Bürgermeister Klaus Pipke im vergangenen Jahr bei der Einweihung der Messingbodenplatte auf dem Gelände der Kirche anlässlich des 600. Sterbedatums der Kirchengründer im Jahr 1417. Mit dem Kauf von Höfen und Ländereien habe schon Meisenbach begonnen. „Als das Kloster 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben wurde, gehörten dem Kloster 16 Höfe, Ländereien und mehrere Häuser“, sagt Hillecke. So entstand der Ort Bödingen und das ursprüngliche Bödingen wurde zu Altenbödingen.

Seit 1989 ist die Wallfahrtskirche „Zur schmerzhaften Mutter“ ein denkmalgeschütztes Gebäude. Das beschloss der Hennefer Stadtrat in seiner Sitzung am 19. Juni 1989 per Satzung. Auch heute lockt die Wallfahrtskirche die Menschen an. Täglich geöffnet ist sie von 9 bis 18 Uhr. Gottesdienste gibt es in der Kirche jeden Sonntag ab 9.45 Uhr sowie mittwochs und freitags ab 18 Uhr. Kirchenführungen finden regelmäßig statt. „Zu den monatlichen Führungen kommen einzelne Besuchergruppen auch von weiter her“, sagt Hilleke, der seit rund 13 Jahren durch die Kulturlandschaft Bödingens führt. „Sie vereinbaren die Führungen dann meistens in Verbindung mit ihren Wallfahrten.“ Es gibt auch die Möglichkeit, eine Führung zu buchen. Informationen dazu gibt es beim Kulturamt der Stadt Hennef.

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