Mittelalterlischer Markt Stadt Blankenberg Ab ins Mittelalter!

HENNEF · Honigwein, Badezuber und Pfeifenklänge lockten in die engen Gassen von Stadt Blankenberg.

 Kirmes feiern wie im Mittelalter: Die Kinder haben in lange Gewänder gehüllt ihren Spaß.

Kirmes feiern wie im Mittelalter: Die Kinder haben in lange Gewänder gehüllt ihren Spaß.

Foto: Holger Arndt

"William Turner oder Caspar David Friedrich hätten wohl ihre Freude an dieser Aussicht gehabt", sagt Sieghard Hassel, und nippt an seinem Keramikbecher. Gerade wirft die Sonne ihre letzten Strahlen über die Hügel entlang des Siegtals, Nebel lässt die Konturen von Landschaft und Siedlungen im rötlichen Dämmerlicht verwischen. Sogar die Natur spielt an diesem Nachmittag mit und schafft perfekte Bedingungen für eine Zeitreise auf dem Mittelaltermarkt in Stadt Blankenberg.

"Das Ambiente hier ist einfach unbezahlbar", fügt Hassel hinzu, während er auf die engen Gassen weist. In denen tummeln sich an diesem Wochenende allerlei absonderliche Gestalten: Gerade als Hassel seinen mit Met gefüllten Becher zurück auf den Tresen stellt, passieren zwei Männer in bunten, wallenden Seidengewändern den Honigwein-Stand und verschwinden wieder in der Menschenmenge. Durch die mit einem Meer aus Gerüchen gefüllte Luft dringen von irgendwoher Pfeifen- und Trommelklänge. "Das hier ist Kirchweih, wie es früher einmal war. Ich glaube schon, dass hier auch im Mittelalter ganz schön die Post abging", sagt Hassel, der selbst ein gelbes Gewand mit einem roten Barett trägt.

Bereits zum zwölften Mal lässt der Vorsitzende des Siegburger Vereins "Zarorien" mit seinen rund 40 Vereinskameraden und den Karnevalsfreunden Stadt Blankenberg die mittelalterliche Kirmes wiederauferstehen, deren Anfänge sich auf das Jahr 1248 zurückdatieren lassen. Damals feierten die Blankenberger erstmals ein Kirchweihfest, nachdem das ortsansässige Kloster zur Pfarrkirche geweiht worden war. Mit dem Zeitgeist allerdings wandelte sich über die Jahrhunderte auch der Charakter des Kirchweihfestes, das die Blankenberger zu Ehren ihrer Schutzpatronin, der heiligen Katharina von Alexandrien, ausrichten: Es wurde zunehmend weltlicher. Erst zu Beginn des neuen Jahrtausends kehrten Einwohner des Hennefer Stadtteils unter Federführung des Mittelalter-Vereins zur ursprünglichen Gewandung zurück.

"Heute versuchen wir, die Vergangenheit des Mittelalters und die Gegenwart unter einen Hut zu bringen", so Hassel. Einiges, wie etwa die Kartoffelpuffer, die von einem anliegenden Gasthaus neben Wildschweinwurst und Schupfnudeln auch angeboten werden, entspricht deshalb nicht streng der historischen Realität.

Kein neuzeitliches Phänomen hingegen ist der Besuch der zahlreichen Händler, die sich Stand an Stand zwischen den historischen Stadtmauern aufreihen: Wie im Mittelalter werden hier edle Tücher aus Frankreich, Schwerter und Rüstungen aus böhmischer Schmiede und Felle aus Ungarn feilgeboten. "Super Besucher und eine Stadt wie im Märchen - dieser Markt ist immer authentisch", lobt Jiri Vogl, der mit seiner Kunstschmiede "Kovex-Ars" aus Tschechien seit dem ersten Markt dabei ist. Nur wenige Meter entfernt bietet Parfümeur Matthias Nys "Charisma" in kleinen Fläschchen an.

Von all dem Trubel um sie herum nicht stören lässt sich Familie Houtrouw, die sich in ihrer Freizeit regelmäßig mit dem Mittelalter befasst: Im "Zuber der Wölfin" genießen die Eltern Sabine und Henning gemeinsam mit Sohn Tristan "ein entspanntes Familienbad, bevor es gleich ins Bett geht", wie sie erzählen. "Wir bieten hier quasi das Wellness-Programm des Mittelalters", gibt Bader Rufus Rabahn Auskunft. Das Angebot werde mittlerweile von "recht vielen Leuten" in Anspruch genommen. "Mittlerweile kennt man uns - da gibt es keine Hemmungen", sagt der Bader.

Mit den Gegebenheiten bereits vertraut sind auch Lars Charles und Christel Zein, die eigens aus dem Sauerland angereist sind: "Wir sind mit Freunden verabredet und mögen die kleinen gemütlichen Ecken hier. Für uns bedeutet der Besuch solcher Veranstaltungen ein Abschalten vom täglichen Stress", erzählen sie.

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