Engagement für den Klimaschutz Aktivistin aus Hennef segelt nach Südamerika

Hennef · Clara von Glasow segelt über den Atlantik und nimmt an der Weltklimakonferenz in Chile teil. Die 25-Jährige aus Happerschoß will ein Zeichen setzen und zeigen, dass es durchaus möglich ist, emissionsarm sehr weit zu reisen.

Klimaaktivistin Clara von Glasow segelt nach Chile. Zu Hause benutzt sie das Fahrrad.

Foto: Ingo Eisner

Sie meint es ernst mit dem Klimaschutz, die Henneferin Clara von Glasow. Seit vielen Jahren engagiert sich die 25-jährige angehende Juristin und Betriebswirtschaftlerin für das Thema, ist stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Vereins „Klimadelegation“, der im Mai in Bonn gegründet wurde, und nahm bereits an mehreren Klimakonferenzen in Kattowitz und Bonn teil. Auch ihr Privatleben richtet die Aktivistin und Vegetarierin emissionsarm aus. Daheim in Happerschoß fährt sie am liebsten mit dem Fahrrad, für weitere Strecken nutzt sie die Bahn.

Nun hat Clara von Glasow etwas ganz Besonderes vor. Zur diesjährigen Weltklimakonferenz in Santiago de Chile, die Anfang Dezember stattfindet, will sie bereits im Oktober gemeinsam mit 25 weiteren Aktivisten über den Atlantik nach Südamerika segeln. „Wir wollen damit ein Zeichen setzen, um auf die hohen Emissionen aus dem Flug- und Schiffssektor aufmerksam zu machen und zeigen zudem, dass es durchaus möglich ist, emissionsarm sehr weit zu reisen“.

Weite Reisen sind Clara von Glasow nicht fremd. Bereits nach ihrem Abitur verbrachte sie insgesamt sieben Monate in Indien, suchte sich dort eine Nichtregierungsorganisation (NGO) und setzte sich im Zuge eines klassischen Freiwilligendienstes mit ihrer Tätigkeit für effizientere und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft ein. In Namibias Hauptstadt Windhoek war sie für drei Monate in einem Township freiwillig tätig und absolvierte zudem während ihres Jura-Studiums, das sie mittlerweile mit dem ersten juristischen Staatsexamen abgeschlossen hat, ein Auslandssemester in Peru. „Das waren aber auch definitiv die letzten Flugreisen, denn damit habe ich für den Rest meines Lebens mein CO2-Budget aufgebraucht“, sagt von Glasow.

„Wenn man zur Weltklimakonferenz nach Chile will, sollte man segeln, denn nur das ist wirklich emissionsarm“, sagt die Aktivistin über ihre Pläne. An Bord des 48 Meter langen Drei-Mast-Schoners „Regina Maris“ geht es für sie am 2. Oktober vom niederländischen Scheveningen aus zunächst Richtung Casablanca, wo ein kurzer Aufenthalt eingeplant ist. Von dort aus segelt sie weiter Richtung Rio de Janeiro. „Von Brasilien aus werden wir allerdings mit Bussen nach Chile reisen, weil das Durchfahren des Panamakanals einfach zu teuer gewesen wäre“, sagt von Glasow. „Ich hoffe, dass wir dort mit Elektrobussen oder emissionsarmen Bussen reisen können, obwohl ich weiß, dass es dort wahrscheinlich keine großartige Infrastruktur für Elektromobilität geben wird.“

Sie hat sich vorgenommen, nach der Konferenz noch etwas länger in Südamerika zu bleiben. „Ich möchte dort noch Freunde in Peru besuchen.“ Gemeinsam mit weiteren Aktivisten, die ebenfalls länger bleiben, will sie die Rückreise, die für März geplant ist, ebenfalls mit dem Segelschiff bewältigen. „Das müssen wir allerdings noch vor Ort organisieren“, sagt von Glasow.

An wichtigen Entscheidungsprozessen beteiligt

Bei der Konferenz ist von Glasow als offizielle Vertreterin des globalen Netzwerks junger Menschen und Jugend-Organisationen aktiv. Sie stellt die Kommunikation mit dem UN-Klimasekretariat und anderen Gremien sicher und ist an wichtigen Entscheidungsprozessen beteiligt.

Mit der Teilnahme an der Klimakonferenz wollen von Glasow und ihre Mitstreiter sicherstellen, dass die Stimme der Jugend gehört und berücksichtigt wird. „Es geht hier schließlich um unsere Zukunft“, sagt die junge Frau. Sie will mit ihrer Tätigkeit dazu beitragen, ein grundsätzliches Bewusstsein bei den Menschen für den Klimawandel zu schaffen, und lebt auch selbst danach. „Ich besitze sehr wenig und bin trotzdem glücklich, Ich brauche nicht immer das neueste Smartphone“. Die Zeichen für den Klimawandel seien bereits jetzt deutlich sichtbar, und auch die heißen Tage dieses Sommers sind laut von Glasow Vorboten der globalen Erderwärmung.

Verzicht auf Fleisch, auf Kraftstoffverbrennung für Individualmobilität, auf Schiffs- und Flugreisen und Feuerwerk: All das könne dazu beitragen, den Klimawandel noch aufzuhalten. „Es bedarf eines großen Strukturwandels, der allerdings für die Menschen sozial verträglich gestaltet werden muss. Politik und Wirtschaft müssen umdenken, und das alles sollte möglichst schnell geschehen“. Die schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg, die im August zum Klimagipfel in New York mit einem High-Speed-Segelboot reist und die „Fridays for Future“-Bewegung hätten viel erreicht, um das Thema in die Köpfe der Menschen zu bekommen. „Ich traf Greta bei einem gemeinsamen Gespräch mit dem UN-Generalsekretär António Guterres“, erinnert sich von Glasow. „Sie ist unglaublich fokussiert. Sie sagt gerade heraus, was Sache ist, während wir es diplomatischer angehen“.

Von Glasow ist überzeugt, dass ein schnelles Handeln das Schlimmste verhindern kann. „Ohne Optimismus wären wir komplett verloren“. Auf ihre Reise nach Chile freut sie sich. „Es gibt bereits einige Sponsoren, denn die Reise kostet eigentlich 7500 Euro pro Person. 5000 Euro davon wurden bereits gesponsert, für die restlichen 2500 Euro suche ich noch Unterstützung“. Wer Clara von Glasows Reise zur Klimakonferenz in Chile unterstützen möchte, kann sich auf www.gofundme.com/klimaseglerin informieren.