Gemeinsam weniger allein Alleinstehende feiern an Heiligabend in Gemeinschaft

Siegburg/Sankt Augustin/Hennef · Gerade zu Weihnachten fällt es vielen Menschen, die keine Angehörigen mehr haben besonders schwer, alleine zu sein. In Siegburg, Sankt Augustin und Hennef konnten sie gemeinsam feiern.

 Zusammen mit ihren Helferinnen versorgte Anne Schwabedal die Gäste mit Kaffee und Kuchen.

Zusammen mit ihren Helferinnen versorgte Anne Schwabedal die Gäste mit Kaffee und Kuchen.

Foto: Paul Kieras

Die Stille und Besinnlichkeit, die andere am Heiligen Abend genießen, ist für Einsame oder Bedürftige oft eine Qual. Daher luden auch in diesem Jahr wieder verschiedene Institutionen am 24. Dezember zum gemütlichen Beisammensein ein. Am Sonntag waren rund 20 Notleidende, Obdachlose, aber auch junge Haftentlassene zu Gast beim katholischen Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis (SKM) im Don-Bosco-Haus, um mit Schicksalsgenossen einige Stunden in weihnachtlicher Atmosphäre zu genießen – darunter auch der arbeitslose Wolfgang (50), der seit über 20 Jahren keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern hat.

Ein Versöhnungsgespräch nach einem Streit mit dem Vater hätten beide Elternteile immer abgelehnt. „Ich habe zwar noch einen Bruder, aber zu dem kann ich Weihnachten auch nicht“, erklärte der 50-Jährige. Die SKM-Vorstandsvorsitzende Monika Bähr begrüßte zusammen mit Vorstandsmitglied Heinz-Gerd Wiemar, dem Vorsitzenden des Verbandsrates, Willi Bennerscheidt, und dem seit 20 Jahren ehrenamtlich beim SKM tätigen Troisdorfer Leichtathleten Hanno Rheineck die Gäste.

Werner Christmann, Heimleiter im Don-Bosco-Haus, hatte wieder Sponsoren gefunden, die für das leibliche Wohl aller sorgten. Kaffee und Kuchen hatte eine Bäckerei gestiftet, ein Restaurant kostenlos eine warme Mahlzeit für den Abend geliefert. Zunächst hielt Diakon Rolf Wollschläger einen kurzen Wortgottesdienst, bei dem er den Sinn des Weihnachtsfestes in den Mittelpunkt stellte, dann las Rheineck Weihnachtsgeschichten vor. Auch bekannte Weihnachtslieder wurden angestimmt, die Hermannjosef Schmitz mit seinem Keyboard begleitete. Er unterstützt die Feier seit der ersten Veranstaltung.

Gemeinsam an einer langen Kaffeetafel

Zum zweiten Mal nach 2016 bot das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Siegburg Gelegenheit zu einem gemütlichen Zusammensein. Bei Suppe, Kuchen und Weihnachtsmusik wollten die rund zehn ehrenamtlichen Helfer des DRK um die beiden Organisatorinnen der Veranstaltung, Yvette Krause und Fatime Ilona Bredenbals vom Familienbildungswerk, mit ihren Gästen ins Gespräch kommen. Allerdings warteten sie vergeblich auf Besucher. Beide Damen wollen aber auch nächstes Jahr wieder ein Fest organisieren. Auf jeden Fall wollen sie mehr Werbung machen und vielleicht den Beginn der Veranstaltung von jetzt zehn Uhr morgens auf mittags oder nachmittags verschieben.

Einsam sein musste auch in Sankt Augustin niemand. Traditionell lud Anne Schwabedal Alleinstehende zu einer Weihnachtsfeier in die Aula der Steyler Missionare ein. Zum ersten Mal mit dabei war Paul Brüll (74). „Ich könnte den ganzen Tag weinen“, erklärte er verbittert. Das Schicksal hat ihn gleich mehrmals hart getroffen. Drei Mal sei er verheiratet gewesen, eine seiner Ehefrauen bei einem Unfall ums Leben gekommen, zwei seien schweren Krankheiten erlegen, eine Tochter sei an Leukämie gestorben, erzählte er mit Tränen in den Augen.

Zu neun weiteren Kindern aus seinen Ehen bestehe keinerlei Kontakt mehr. Mit Hilfe einiger „Gärtnerkollegen“ vom Kräutergarten im Steyler Kloster, schaffte es Schwabedal wieder einmal, alle bestens mit einer Kaffeetafel zu versorgen. Wer mochte, konnte um 18 Uhr am Vespergottesdienst oder zum Abschluss des Tages an der feierlichen Christmette in der Klosterkirche teilnehmen. Dazwischen gab es ein festliches Weihnachtsessen, es wurden Weihnachtslieder gesungen und besinnliche sowie fröhliche Texte vorgelesen.

Allen Menschen, die Heiligabend nicht alleine verbringen wollten und dem christlichen Glauben nahestehen, bot die evangelische Kirchengemeinde Hennef eine gemeinsame Feier an. „Eine Begegnung für Jung und Alt, für Singles, Alleinerziehende und Großeltern, deren Kinder und Enkel inzwischen ihre eigenen Wege gehen“ sollte es laut Ankündigung sein. Die Weihnachtsfeier wurde von Ehrenamtlichen der Kirchengemeinde organisiert.

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