Vorstellung des Siegerentwurfs Annograb in Siegburg wird neu gestaltet
Siegburg · Das Erzbistum Köln hat in der Abteikirche den Siegerentwurf zur Neugestaltung des Annograbes vorgestellt. Der Gedenkort soll fast drei Meter hoch werden.
Nachdem der Erzbischof von Köln im Jahr 1064 das Kloster auf dem von ihm eroberten Michaelsberg – die Urzelle der Stadt Siegburg – gründete, zog es ihn in der Folgezeit immer wieder zurück. Vielleicht, weil es von Anfang an ein Ort der Spiritualität war. So, wie es auch heute wieder ein besonderer Anziehungspunkt für die Gläubigen geworden ist. Sie sind am Sonntag zum Karmelfest gekommen, der Einladung der indischen Ordensbrüder folgend. Jeder Platz beim Gottesdienst war besetzt. Trotz der sommerlichen Hitze, war es in der Abteikirche erfrischend kühl. Nur einige Sonnenstrahlen verirrten sich auf die leere Grabplatte des Heiligen Anno im Mittelschiff.
Indische Schwestern knieten vor dem Altar und sangen Kirchenlieder in der südindischen Sprache Malalayam. Nach der Wandlung hoben sie Körbe voller Blumen dem Altar entgegen. Vergessen war in diesem Moment auch, dass die Benediktiner, die 2011 nach jahrhundertelanger Verbundenheit mit Siegburg mangels Nachwuchs und aus wirtschaftlichen Gründen den Michaelsberg verlassen haben. „Der Heilige Anno ist kein Heiliger für diese Zeit“, sagte Renate Goretzki, Referentin für Kunst und Kultur des Erzbistums Köln. „Zu vielschichtig, zu schwierig sei seine Persönlichkeit“. Aber: „Die Spiritualität kehrt immer wieder an diesen Ort zurück.”
Im Innern schwebt ein Holzbalken
Im Seitenschiff stellte sie nach dem Gottesdienst die sechs Entwürfe vor, wie das Grab des Heiligen Anno in der Abteikirche St. Michael künftig aussehen könnte. Gemeinsam ist den neuen Entwürfen, dass das Grab möglichst offen sein soll. Ein Symbol für den christlichen Glauben an die Auferstehung. Aber auch, damit die früheren, romanischen Säulen wieder sichtbar sind. Da gibt es zum Beispiel auch den Entwurf von Michael Hammers aus Aachen, über dem Annograb einen „Anno-Leuchter” in vier Meter Höhe zu hängen. Das Reliquiar befände sich dann in einem aus weißen Onyx gefertigten, einem Diamanten nachempfundenen Behältnis. Der prachtvolle, von Nicholas von Verdun gestaltete Schrein, wird in der Kirche St. Servatius in der Schatzkammer bleiben.
Die Jury, bestehend aus Vertretern des Erzbistums Köln, den Karmeliten sowie Förderern des Vereins der Freunde und Förderer des Michaelbergs, hat sich für den Entwurf des Künstlers Brody Neuschwander aus Brüssel entschieden. Ein offenes, transparentes Schreingehäuse, aus gebürstetem Stahl. Ein zusammenhängender Text, nämlich ein “neues Annolied”, in Anlehnung an das mittelalterliche, soll die sich selbst tragende Struktur bilden. Im Innern schwebt ein Holzbalken, in der das Reliquar eingearbeitet werden soll. 2,70 Meter hoch soll der Gedenkort werden.
Manchen Besuchern scheint die Neugestaltung des Grabes als zu groß und zu raumfüllend. An dem Entwurf wird noch gefeilt, bevor er im kommenden Jahr umgesetzt werden soll, versprach Goretzki. „Vielleicht aber wird der Michaelsberg dadurch ja wieder mehr als jetzt, zu einem Wallfahrtsort”, sagte sie hoffend „und der Heilige Anno damit zu einem Heiligen auch der heutigen Zeit”.