Maßnahme am Liemichsgraben überdimensioniert? Bachbett soll verbreitert werden

HENNEF · "Todesurteil" steht in großen Lettern auf Transparenten, die Anwohner entlang der Wippenhohner Straße an acht Straßenbäumen angebracht haben. Geht es nach Planungen der Stadt und des Wasserverbands Rhein-Sieg, dann werden die Linden aller Wahrscheinlichkeit nach entfernt.

 Anwohner der Wippenhohner Straße wenden sich gegen eine Abholzung von acht Linden.

Anwohner der Wippenhohner Straße wenden sich gegen eine Abholzung von acht Linden.

Foto: Ingo Eisner

Die Bäume zu fällen ist Teil einer Maßnahme, die den Liemichsgraben für ein mögliches Jahrhunderthochwasser ertüchtigen soll. Der Graben schlängelt sich in Edgoven von der Straße "Am Limbachsgraben" entlang der Wippenhohner Straße.

Nachdem Martina Hirschberg, Geschäftsführerin des Wasserverbandes Rhein-Sieg, gemeinsam mit Ingenieur Michael Stelter das Projekt während eines Ortstermins präsentiert hatte, entschied sich der Hennefer Bauausschuss für eine Variante, bei der das Bachprofil von bisher zwei auf bis zu fünf Meter verbreitert wird, um die Aufnahmefähigkeit des Baches zu vergrößern. Dafür müsste die Straße verlegt und die acht Linden gefällt werden.

Damit wollen sich die 25 Mitglieder einer Interessengemeinschaft der Anwohner trotz angebotener Ausgleichsmaßnahmen, nicht anfreunden. "Wir sind nicht gegen diese Maßnahme, aber wir halten sie für überdimensioniert", sagte Manfred Stößer, Sprecher der Interessengemeinschaft.

"Hier soll der Grand Canyon für ein Rinnsal entstehen", fügte Klaus Achterberg, Anwohner der Wippenhohner Straße, hinzu. Für dieses Bauwerk würde nach Meinung der Interessengemeinschaft eine einmalige Baumallee zerstört.

Die Linden, von denen laut Achterberg die Älteste um die 200 Jahre alt ist, seien nicht nur optisch schön, sondern würden auch der Geschwindigkeitsreduzierung des Verkehrs dienen. "Trotz der starken Regenfälle der letzten Tage ist der Seitengraben so gut wie trocken. Ich habe den Eindruck, dass der geplante Ausbau des Grabens nur ein Vorwand ist, um Zuschüsse für die Kanalsanierung zu erhalten", sagte Stößer. Damit spielte er darauf an, dass die Bezirksregierung möglicherweise bis zu 80 Prozent der Kosten übernehmen würde.

Laut Stößer ist der Acker eines Bauern oberhalb der Wippenhohner Straße, von dem aus bei Starkregen das Wasser abfließe, das Hauptproblem. "Es wäre sinnvoll, mit dem Landwirt Gespräche zu führen, um Abhilfe zu schaffen", sagte Stößer.

Martina Hirschberg vom Wasserverband kann den Unmut der Anwohner verstehen, sieht aber kaum Alternativen. Auch den Vorschlag, statt des Bachausbaus ein Rückhaltebecken zu bauen, hält sie für schwer realisierbar. "Die Schaffung eines Regenrückhaltebeckens für eine große Menge Wasser ist ein starker Eingriff in die Natur, der so einfach nicht zu bewerkstelligen ist", sagte Hirschberg.

Dass im Seitengraben kaum Wasser sei, ließe sich einfach erklären. Das Gefälle liege auf der anderen Straßenseite. Der Graben sei zudem an kein Gewässer angeschlossen und zu großen Teilen verrohrt. Selbst mit Rückhaltebecken müsse am unteren Bachverlauf immer noch viel Wasser abgeführt werden. Die Probleme würden bleiben.

Auch Hirschberg gefällt es nicht, dass die Bäume gefällt werden sollen. Sie versprach: "Wir werden in jedem Fall noch einmal alles prüfen". Zum Ausbau des Liemichsgrabens wird es am Mittwoch, 15. April, ab 18 Uhr eine Informationsveranstaltung in der Meys Fabrik geben.

Dort wollen Hirschberg sowie Roland Stenzel, Technischer Leiter der Hennefer Stadtbetriebe, Ingenieur Michael Stelter und Ingrid Riedmann, Spezialistin für Naturschutzfragen, den Bürgern die bisherigen Planungen vorstellen und den Fragen der Bürger Rede und Antwort stehen.

Die Stadtbetriebe Hennef AöR informieren am Mittwoch, 15. April, über den Gewässerausbau Liemichsgraben im Teilstück "Am Liemichsgraben bis zum Hanfbach". Ab 18 Uhr können Interessierte in der Meys-Fabrik, Beethovenstraße 21, mit den Verantwortlichen aus Verwaltung, Wasserverband und den Planern diskutieren.

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