Stolpersteine Bildhauer verlegt in Geistingen zwölf Mahnmale

Hennef · Den Opfern ihre Namen zurückgeben - das ist die Intention des Kölner Bildhauers Gunter Demnig, der seit den 90er Jahren als Erinnerung an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes Stolpersteine verlegt.

 Bildhauer Gunter Demnig verlegt in Geistingen die Stolpersteine.

Bildhauer Gunter Demnig verlegt in Geistingen die Stolpersteine.

Foto: Ingo Eisner

Am Dienstag war Demnig nach Hennef gekommen, um unter Anwesenheit zahlreicher Gäste, darunter auch Linda Jünger-Harms, insgesamt zwölf Stolpersteine an der Bonner Straße in Gedenken an ein Dutzend Hennefer jüdischen Glaubens zu verlegen, die von den Nazis deportiert und ermordet worden waren.

Jünger-Harms war mit ihrem Ehemann Gerhard nach Hennef gekommen und war sehr bewegt, als einer der Stolpersteine in den Gehweg der Bonner Straße vor der Hausnummer 69 eingelassen wurde. Dort lebte nämlich ihre Großmutter Lina Rosenbaum, die 1942 von den Nazis deportiert wurde.

"Wohin Lina Rosenbaum deportiert und wo sie getötet wurde, konnten wir trotz intensiver Recherchen leider nicht herausbekommen", sagt Kreisarchivarin Claudia Maria Arndt. In den Adressbüchern des Siegkreises von 1930 sowie von 1934/35 werden Lina Rosenbaum und Schwiegersohn Ernst Schönenberg unter derselben Adresse geführt (Geistingen Nummer 22). Schönenberg wurde am 20. Juli 1942 von Köln-Deutz nach Minsk deportiert, wo er schließlich auch starb. Für Arndt könnten die identischen Adressen ein Indiz dafür sein, das auch Lina Rosenbaum nach Minsk deportiert wurde.

Linda Jünger-Harms zeigte sich etwas empört darüber, dass sie als Enkelin der Verstorbenen während der Eröffnung der Ausstellung "Zachor! Erinnere dich" im Rathaus vom Bürgermeister nicht beachtet worden sei. "Wir hatten leider keine Kenntnis darüber, dass Frau Harms und ihr Ehemann anwesend waren", sagte Stadtsprecher Dominique Müller-Grote, der sich für diesen unbeabsichtigten Fauxpas bei dem Ehepaar Harms entschuldigte.

Lina Rosenbaum gehört zu den zwölf jüdischen Mitbürgern Hennefs, an die als Opfer des Holocaust auch in einer Ausstellung im Foyer des Rathauses erinnert wird: Else Knobel, Frieda Knobel, Sybilla Knobel, (geborene Rubinstein), Lina Rosenbaum, (geborene Forst), Adele Schönenberg, (geborene Rosenbaum), Ernst Schönenberg, Ruth Schönenberg, Carola Wolff, Hermann Wolff, Mathilde Wolff, (geborene Friedemann), Mathilde Wolff (geborene Ransenberg) und Werner Wolff. All diese Namen stehen für Gräueltaten, die durch die Nationalsozialisten auch in Hennef angerichtet worden sind.

Mit den Stolpersteinen hat Gunter Demnig den Opfern tatsächlich wieder Namen gegeben. Seit 1992 verlegte er europaweit 39 000 dieser kubischen Betonsteine mit Kantenlängen von jeweils zehn Zentimetern, auf deren Oberseiten sich individuell beschriftete Messingplatten befinden. Die Steine werden in der Regel vor dem letzten frei gewählten Haus der NS-Opfer in den Gehweg eingelassen. Bei den Stolpersteinen geht es Demnig nicht um tatsächliches, sondern um gedankliches Stolpern.

Das Bücken, um die Inschrift lesen zu können, ist ein Verneigen vor den Opfern. Neben den evangelischen Pfarrern Matthias Morgenroth und Antje Bertenrath waren auch der katholische Pfarrer Christoph Jansen, Margarete Traub, Vorsitzende der Synagogengemeinde Bonn, sowie Bürgermeister Klaus Pipke und Kreisarchivarin Arndt anwesend. Das Kaddish (Totengebet) sprach Roman Kovar, Hennefer Verleger, Lyriker und Jurist. Kovar, in Prag geboren, entstammt einem jüdischen Elternhaus und vertrat den Kantor der Synagogengemeinde, der aufgrund einer Beerdigung verhindert war.

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