Mögliches Parkverbot im Zentrum Bürger der Stadt Blankenberg klagen über zu viel Verkehr

Hennef · Bewohner des mittelalterlichen Hennefer Ortes sind genervt vom starken Verkehrsaufkommen. Ein Tourismus- und Verkehrskonzept soll Abhilfe schaffen.

Irgendwie kam der Lastwagenfahrer an diesem Morgen wie bestellt. Mit einem 7,5-Tonner hatte er sich nach Stadt Blankenberg hochgequält, weil die Siegtalstraße Richtung Eitorf gesperrt war. Am Katharinenturm bemerkte der sichtlich angespannte Fahrer plötzlich, dass sein Laster aufgrund der Fahrzeughöhe nicht durch das Katharinentor passt. Was folgte, war eine zehnminütige Rangieraktion, um den Laster wieder auf den richtigen Weg und vor allem heraus aus Stadt Blankenberg zu lotsen.

Ein gutes Beispiel für das, was die Bürger in Stadt Blankenberg ärgert. „Das haben wir hier ständig“, sagt Franz Drecker, langjähriger Gastronom und Betreiber der Gaststätte „Zum alten Turm“. Nach all den Diskussionen um das Für und Wider von Tourismus in der mittelalterlichen Stadt brachte der Lastwagenfahrer unbeabsichtigt das Grundproblem für die Bewohner auf den Punkt: Problematisch ist nicht der Tourismus, sondern der Verkehr.

„Zu viele Ortsfremde umfahren gerne den Stau auf der B 8 durch Stadt Blankenberg“, sagt Walter Keuenhof, Vorsitzender des örtlichen Heimat-und Verkehrsvereins. Ideen, wie das Verkehrs-, aber auch das Parkplatzproblem angegangen werden kann, wurden bereits viele geäußert. „Ein Shuttlebus von der Siegtalstraße aus wie bei den großen Veranstaltungen ist zwar nicht schlecht. Das ist allerdings auch eine Kostenfrage“, sagt Keuenhof. Eine komplett autofreie mittelalterliche Stadt, in die nur die Bewohner per Chipkarte motorisiert gelangen können, ist ebenfalls eine Idee. „Derzeit wird ein Verkehrskonzept erarbeitet, um eine Lösung zu finden“, sagt Elisabeth Keuenhof.

Für die Vorsitzende des Dorfausschusses im Hennefer Stadtrat wäre auch ein generelles Parkverbot im Zentrum denkbar. „Die meisten Bewohner haben doch eh eigene Parkplätze.“ Zudem wäre es sinnvoll, dass ihr Heimatort nur noch über Süchterscheid angefahren werden kann. „Ob und wie sich solche Ideen umsetzen lassen, müssen wir abwarten“, sagt Elisabeth Keuenhof.

Kosten erreichen Millionenhöhe

Dass Stadt Blankenberg als Tourismusmagnet von vielen Menschen gerne besucht wird, wissen auch die Keuenhofs. „Wir sprechen hier aber von einem sanften Tourismus mit Wanderern und Radlern“, so Walter Keuenhof. Zum Thema Tourismuskonzept gab es jetzt einen zweiten Workshop. Der Dorfausschuss verabschiedete nach einem Rundgang durch Stadt Blankenberg nun die vom Tourismusexperten Jan Kobernuß erarbeiteten Ergebnisse. Nach dem Willen der Ausschussmitglieder soll das Tourismuskonzept fertiggestellt und abschließend in das integrierte Handlungskonzept von Stadt Blankenberg eingearbeitet werden.

Natürlich hat es laut Keuenhof während des zweiten Workshops auch wieder einige Nörgler gegeben. Die habe Raimund Mirgeler von der Bezirksregierung, der ebenfalls anwesend war, allerdings beruhigen können. „Er hat ihnen klar gemacht, dass es ohne die Mitwirkung der Bürger nicht geht“, sagte Keuenhof und spielte damit auf das Integrierte Handlungskonzept an, das immerhin zu 70 Prozent vom Land gefördert wird. „Alleine die Sanierung der Stadtmauern wird bis zu neun Millionen Euro kosten“, sagte Elisabeth Keuenhof. Dreh- und Angelpunkt der bisherigen Planungen könnte das angedachte Kultur- und Heimathaus sein, dass neben der Feuerwache entstehen soll. „Mit dem richtigen Nutzungskonzept gibt es da viele Chancen. Das könnte auch eine Begegnungsstätte für ältere Menschen sein. Zudem könnte es von vornherein behindertengerecht geplant werden“, sagt Keuenhof.

Gastronomie wichtig für die Stadt

Ein sanfter Tourismus und die Lösung des Verkehrsproblems wäre wahrscheinlich im Sinne aller Bewohner. Natürlich muss dabei auch darauf geachtet werden, dass Besucher nicht einfach die Grundstücke der Bewohner betreten. Und auch die Außengastronomie sollte nach dem Willen vieler Bewohner ab 22 Uhr geschlossen werden. „Wir wollen wirklich keine Spaßverderber sein, aber irgendwann muss ja auch mal Schluss sein“, sagt Rosemarie Düvel, die mit ihrem Mann neben dem Haus Sonnenschein wohnt. „Ohne Nachtruhe gibt es keine Lebensqualität“, sagt Düvel, die bereits etliche Gespräche mit Peter Blachetta, Betreiber der Gaststätte und des Hotels, geführt hat. „Das war immer einvernehmlich, aber geändert hat sich leider nichts“, so Düvel.

Dass Gastronomen für Stadt Blankenberg wichtig sind, weiß auch Düvel. Drecker, dessen Gasthaus in zwei Jahren 300-jähriges Bestehen feiert, hat am Wochenende alle Hände voll zu tun. „Ich muss sonntagsmittags immer wieder Gäste abweisen, weil wir aufgrund der Reservierungen keinen Platz haben“, sagte Drecker, der sogar sein Eis selbst herstellt. Schön wäre es für ihn, wenn es auch unter der Woche ein oder zwei Tage gäbe, in denen sein Betrieb, in dem er 20 Mitarbeiter beschäftigt, ausgelastet wäre. „Das konzentriert sich aber alles aufs Wochenende“, sagt Drecker.

Zur Belebung auch an den Wochenenden könnte sich der Gastronom durchaus neben dem Mittelalter- und dem Flohmarkt auch ein Oldtimer- und Traktorentreffen vorstellen. „Dazu ein wenig Live-Musik fände ich wirklich toll.“

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