Städte an Rhein und Sieg Bürgermeister blicken auf das Jahr 2018

Rhein-Sieg-Kreis · Was bringt das Jahr 2018 für die Städte an Rhein und Sieg? Das hat der GA die vier Bürgermeister gefragt, ebenso wie Landrat Sebastian Schuster.

Franz Huhn:Eine Bleifigur hat unter der Hitze der Flamme schon nachgeben, da legt Franz Huhn noch eine zweite nach. „Es muss sich ja lohnen“, sagt Siegburgs Bürgermeister. Schon im Vorfeld hat er auf der Packung die möglichen Formen und ihre Bedeutung studiert. Das Blei auf dem Löffel ist flüssig, bereit für den Sturz ins Wasserbad. Huhn kippt das flüssige Metall in die Schale. Es verwandelt sich in viele kleine Klümpchen.

„Eine Blume“, erkennt der Bürgermeister im größten unter den vielen kleinen Teilen. Ein Tier in einem anderen. Die Anleitung des Bleigießer-Sets liefert keine Deutung. Braucht sie auch nicht. Huhn weiß, wofür seine Figuren stehen: „Für eine intakte Natur, die spielt eine bedeutende Rolle.“ Auch die vielen kleinen Klümpchen weiß der 66-Jährige zu deuten: „Das ist ein Hinweis darauf, wie klein alles andere gemessen an der Natur ist.“ Das lasse sich auch auf Siegburg übertragen. „Wir müssen in dieser Stadt sorgsam mit unserer Natur umgehen.“ Die Kleinteiligkeit seines „Wurfs“ könnte aber auch etwas anderes heißen: „Siegburg lebt von seiner Vielfalt.“ Und unter den kleinen Formen entdeckt Huhn auch eine, die ihn durchaus persönlich berührt. Sie erinnere ihn an ein Ultraschallbild, sagt er. „Vielleicht werde ich ja noch mal Großvater.“

Stephan Vehreschild

Stephan Vehreschild: Der Niederkasseler Bürgermeister begutachtet die sechs Bleifiguren. Welche soll er bloß zum Schmelzen bringen? Seine Wahl fällt auf den Elefanten. „Er ist ein sehr treues Herdentier, das andere Tiere beschützt und Verantwortung für die anderen aus der Herde wahrnimmt.“ Hinter diesen Eigenschaften erkenne er die Bürger in Niederkassel, und dort vor allem die vielen ehrenamtlich Tätigen in der Stadt. Sehr gerne würde er den Elefanten mit dem Geldsack kombinieren. „Dann könnte man den Bürgern auch die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, um die Herde ausreichend auszustatten.“ Es sind mehrere kleine Teile, die sich in dem kalten Wasser aus der flüssigen Bleimasse neu formen – Vehreschild ist begeistert. „Genau das, was ich mir bei dem Elefanten gedacht hatte, ist jetzt wieder neu entstanden.“ Der Bürgermeister sieht einen Baum, der für Bodenständigkeit, Natur und Heimat steht. Dazu kommt ein Gebilde, in dem er die Bevölkerung erkennt. Darunter legt er ein muschelförmiges Gebilde. Seine Deutung: Die Bevölkerung sei den Menschen zugewandt, die am Rande der Gesellschaft stehen; man nimmt sie auf, gibt ihnen eine Heimat. Für Vehreschild ein perfektes Ergebnis – und auch den Brauch findet er gar nicht so schlecht. Er möchte ihn mit seinem Enkel wiederholen.

Klaus Schumacher

Klaus Schumacher: Sankt Augustins Bürgermeister Klaus Schumacher hätte auch den Sack mit Geld wählen können, denn den gibt es als eine Auswahlmöglichkeit unter den Bleifiguren, von denen er eine schmelzen soll. Doch der Verwaltungschef nimmt den Glückspilz. „Das Glück und der Glückspilz sind für alles offen und nicht so festgelegt.“ Es dauert einige Zeit, bis aus dem Pilz flüssiges Blei wird. Schumacher bugsiert es gekonnt in das kalte Wasser. Was herauskommt, sieht wie ein unstrukturierter Bleiklumpen aus. Nicht so für den Bürgermeister, der eine sehr konkrete Assoziation hat. „Das erinnert mich an den Sankt Augustinus, wie ihn Yrsa von Leistner für den Karl-Gatzweiler-Platz aus Bronze hergestellt hat“, sagt er. Der Kopf des Kirchenlehrers, Namensgeber von Steyler Kloster und Stadt, sitzt auf einem Granitbrocken, den er zuvor mit den Händen durchbrochen hat. Diese Skulptur steht am Rathaus. „Unter seiner Aufsicht hat die Gestaltung unseres Zentrums Fahrt aufgenommen. Ich bin sicher, das Ergebnis würde ihm gefallen, wie es auch so vielen Sankt Augustiner Bürgern gefällt“, sagt Schumacher.

Klaus Pipke

Klaus Pipke: Uhr oder Geldsack? Klaus Pipke muss kurz überlegen, welche Bleigrundform er auf dem Löffel zum Schmelzen bringen will. Der Geldsack wäre mit Blick auf den Haushalt sicher eine gute Wahl. Andererseits ist Zeit in der Politik auch stets ein knappes Gut. „Das Jahr ist ja bald zu Ende, da passt ja auch die Uhr“, sagt er. Schließlich verflüssigt der Hennefer Bürgermeister („Das sieht aber sehr wenig aus“) doch beide Bleifiguren über der Kerze. Das Ergebnis dreht er zwischen den Fingern hin und her, bis er sich festlegt: ein Baum. „Wunscherfüllung“, lautet die Interpretation, die auf der Verpackung des Schwermetallorakels steht. Selbstverständlich „nach alter Überlieferung“. Eine Steilvorlage für jeden Bürgermeister: „Ich wünsche mir, dass alle Verkehrsprobleme Hennefs auf einen Schlag gelöst werden“, so Pipke. Neben der Unterführung an der Bröltalstraße denkt er etwa an die Uckerather Ortsumgehung. Letztlich fokussiert er sich auf den Neubau des Horstmannstegs, der nach einer Klage des BUND neu geplant werden muss. „Das liegt am ehesten in unserem Einflussbereich. Ich wünsche mir wirklich, dass wir das im nächsten Jahr geregelt bekommen.“

Sebastian Schuster

Sebastian Schuster: Der Landrat ist kein Bleigießer, der Brauch ist ihm anscheinend nicht geläufig. Und doch geht ihm das Gießen leicht von der Hand. Schnell findet er Brücken zur Kreispolitik und zu seinen Herzensthemen. Das fängt schon bei der Wahl des Bleisymbols an: der Geldsack, natürlich. Schließlich sind die Finanzen ein großes Thema. Dieses Jahr konnte der Kreis die 19 Städte und Gemeinden um Millionenbeträge entlasten. Die positive Haushaltsentwicklung und Geld vom Landschaftsverband machten es möglich. „Die Resonanz der Kommunen war dementsprechend positiv“, sagt Schuster, während der Geldsack zerschmilzt. 2018 wird wieder im Zeichen des Haushalts stehen: Der Doppeletat 2019/20 wird beraten und beschlossen.

Das Blei ist flüssig, Schuster kippt es ins kalte Wasser. Drei gleichförmige Stücke entstehen. „Tannenzapfen“, sagt der Landrat. Das bringt ihn auf die Natur und damit auf den ländlichen Raum, den er stärken will: So sollen bis Ende 2018 95 Prozent des Kreisgebiets mit schnellem Internet – mindestens 50 MBit pro Sekunde – versorgt sein. Außerdem steht die Regionale in den Startlöchern, ein millionenschweres Förderprogramm für den ländlichen Osten des Kreises. „Da erwarte ich innovative Projektideen von den Kommunen“, so Schuster. Es geht um Themen wie Mobilität, Tourismus und demografische Entwicklung. Was er in den Zapfen noch sieht? Naturparks, natürlich. Übernimmt doch der Kreis die Trägerschaft des Naturparks Siebengebirge.

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