Nachtflugverbot Bürgermeister Pipke schreibt dem Minister

HENNEF · Der Hennefer Bürgermeister Michael Groschek soll den Flughafen zur Erarbeitung eines Lärmminderungsprogramms verpflichten.

 Im November demonstrierten Nachtfluggegner auf dem Flughafen.

Im November demonstrierten Nachtfluggegner auf dem Flughafen.

Foto: Ingo Eisner

"Ich habe die Bemühungen der Landesregierung, ein Nachtflugverbot für Passagierflugzeuge am Flughafen Köln/Bonn umzusetzen, sehr begrüßt und bedauere die Abweisung der diesbezüglichen Klagen durch das Oberverwaltungsgericht, aber auch die Haltung des Bundesverkehrsministers. Hier werden wirtschaftliche Interessen ganz massiv über die Gesundheit der Bevölkerung gestellt", schreibt Klaus Pipke in einem Brief, der dieser Tage dem Landesverkehrsminister Michael Groschek gesendet wird. Darin fordert der Hennefer Bürgermeister Groschek auf, den Köln/Bonner Flughafen zur Erarbeitung eines Lärmminderungsprogramms zu verpflichten, das innerhalb eines Jahres, wie von den Grünen zusätzlich beantragt, mit verlässlichen, nachprüfbaren und wirkungsvollen Zielen geschehen soll.

Bereits am vergangenen Mittwoch hatte der Umweltausschuss einstimmig empfohlen, dass der Rat genau diese Aufforderung beschließen möge. Dieser Empfehlung entsprach der Rat am Montagabend während seiner Sitzung ebenfalls einstimmig.

"Nach der gescheiterten Modifizierung der Nachtflugregelung (also einem Verbot des nächtlichen Passagierflugverkehrs), der abgewiesenen Klage vor dem Oberverwaltungsgericht Münster und der absehbar unzureichenden Steuerungswirkung der neuen Entgeltordnung für Start-und Landegebühren, sind neue Ansätze zur Eindämmung des Fluglärms erforderlich", begründet Pipke in seinem Schreiben die Forderung an Groschek. Das Lärmminderungsprogramm, zu dem der Landesverkehrsminister den Flughafen verpflichten soll, müsse insbesondere Maßnahmen beinhalten, die darauf abzielen, den Fluglärm zwischen 0 und 5 Uhr signifikant zu senken.

Helmut Schumacher, Vorsitzender des Hennefer Ortsverbandes der Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/Bonn, hatte während der Sitzung des Umweltausschusses die Ergebnisse seines Berichtes für das Jahr 2012 vorgetragen, die er frustrierend fand. So war auch im vergangenen Jahr nach Auswertung der Messergebnisse der Fluglärm in Hennef im Vergleich zum Vorjahr erneut angestiegen. Die Stadt sieht Handlungsbedarf, deshalb wird Pipkes Brief an Groschek dieser Tage verschickt werden.

Schumacher hatte überdies noch Ergebnisse vorgelegt, die der bekannte Epidemiologe Eberhard Greiser aus seinen beiden Studien zur Gesundheits-Schädlichkeit von Nachtfluglärm im Raum Köln/Bonn gewonnen hatte und Schumacher zur Verfügung gestellt hat. Aus Greisers Studien geht laut Schumacher hervor, dass in der Region knapp 13 000 Einwohner vom Fluglärm durch Landeüberflüge in der Zeit zwischen 23 und 1 Uhr betroffen sind, darunter rund 11 000 Anwohner, die einem nächtlichen Dauerschallpegel zwischen 45 Dezibel (dB) und 53 dB ausgesetzt sind.

Ein erhöhtes Erkrankungsrisiko durch Nachtfluglärm existierte laut Greiser nicht nur für Bluthochdruck und Herz-/Kreislauferkrankungen, sondern auch für psychische Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie, Demenz und Alzheimer sowie für chronische Niereninsuffizienz und Diabetes. Sein Fazit: Fluglärm macht krank. Für die Stadt ist das Grund genug, den Landesverkehrsminister und somit auch den Flughafen in die Pflicht zu nehmen. Schumacher möchte zusätzlich noch eine Messstelle in Lichtenberg einrichten, um auch Fluglärmereignisse im Uckerather Bereich dokumentieren zu können.

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