Stoßdorfer Unwetter-Geschädigte "Das darf nicht noch einmal passieren"

HENNEF · Sintflutartige Regenfälle haben am 20. Juni des vergangenen Jahres den Rhein-Sieg-Kreis verwüstet. Allein in Hennef rückte die Feuerwehr 70 Mal aus, überwiegend nach Stoßdorf, wo ein Hochwasserpumpwerk den Wassermassen nicht gewachsen war und Keller vollliefen.

 Sintflutartige Regenfälle überfluteten die Straßen von Stoßdorf und ließen die Keller volllaufen.

Sintflutartige Regenfälle überfluteten die Straßen von Stoßdorf und ließen die Keller volllaufen.

Foto: privat

Wie berichtet, unterstützt die Stadt die Betroffenen mit 18.200 Euro, die gestaffelt verteilt werden. Dennoch sind die Stoßdorfer nicht zufrieden mit dem städtischen Krisenmanagement und suchen das Gespräch mit den Verantwortlichen.

Ulrich Torreks Sohn musste hilflos zusehen, als an jenem Donnerstag der Keller des elterlichen Hauses und sein Zimmer im Souterrain voll Wasser liefen. Er rief seinen in den Niederlanden weilenden Vater an. Ulrich Torrek eilte umgehend in sein Haus an der Ringstraße, aber da war bereits alles geschehen. 2000 von den insgesamt 18.200 Euro der Stadt erhielt Torrek: "Ich hatte einen Schaden von etwa 35.000 Euro."

Auch Heinz Jäckel war nicht zu Hause, als das Unwetter wütete. "Ich hatte meine Frau zur Kur begleitet und erhielt einen Anruf von meinem Sohn, der mir mitteilte, dass der Keller vollläuft" sagt der Ultramarathonläufer. Er habe 1000 Euro erhalten, aber einen Schaden von etwa 28.000 Euro.

Binnen kurzer Zeit waren am 20. Juni Niederschlagsmengen von bis zu 50 Litern pro Quadratmeter niedergegangen. Die Stadt spricht von einem Starkregenereignis, wie es statistisch gesehen nur einmal in 50 Jahren vorkommt. Die Wassermengen waren so massiv, dass das Kanalsystem sie nicht aufnehmen konnte. Zudem beschädigte der Regen das Hochwasserpumpwerk. Das Wasser im Kanal konnte nicht abfließen und überflutete die Straßen.

Sowohl Jäckel als auch Torrek verfügen nicht über eine Elementarversicherung, die möglicherweise solche Schäden abdeckt. Daher sind sie dankbar für die Unterstützung durch die Stadt. Aber mit einigen Teilen des städtischen Krisenmanagements sind sie dennoch nicht zufrieden. "Die Stadt behauptet, dass dieses Ereignis höhere Gewalt gewesen sei", sagt Wolfgang Hartwig von den Unabhängigen, der sich für die Betroffenen einsetzt.

"Wenn aber ein Sensor, der eigentlich anzeigen soll, ob die Sieg Hochwasser führt, nicht in Siegnähe, sondern im Hebepumpwerk installiert ist, kann es ja nur zu einer Fehlfunktion kommen, wenn in das Pumpwerk Wasser eindringt." Dadurch seien die Schotten heruntergefahren, und das Wasser habe sich seinen Weg gesucht. "Die Schäden hätten viel geringer ausfallen können, wenn das nicht passiert wäre."

Für Jäckel ist klar, wenn es sich um eine Fehlfunktion des Pumpwerks handelt, muss die Haftpflichtversicherung der Stadt nicht nur die Schäden am Hebepumpwerk, sondern auch die der Bürger regulieren. "Der Stadt ist ein Schaden von 90.000 Euro, den 40 Betroffenen aber ein Gesamtschaden von 250 000 Euro entstanden, von denen dann 18 Betroffene Beträge zwischen 400 und 2.000 Euro erhalten haben", sagt Jäckel.

Viele der Geschädigten hätten sich gar nicht erst an die Stadt gewandt, da sie schnellstmöglich einen Bogens auszufüllen hatten. "Bei diesen Fragen mussten wir unsere kompletten Vermögensverhältnisse of?fenlegen und uns nackt ausziehen." Das habe viele von dem Antrag abgehalten. "Ich hätte es gerechter gefunden, wenn jeder von der Stadt die gleiche Summe bekommen hätte, ohne solche Daten von sich preisgeben zu müssen."

Der Bauausschuss diskutiert am Donnerstag noch einmal über das Unwetter. Die Betroffen erhoffen sich überdies Antworten von der Stadt. So sei zu klären, ob der Sensor im Pumpwerk richtig platziert war, welche Mengen Regenwasser das Pumpwerk schafft und ab wann in Stoßdorf mit Hochwasser zu rechnen ist. Dazu treffen sie sich am Montag, 24. Februar, ab 18 Uhr mit Vertretern der Stadt im Rathaus. Heinz Jäckel: "Wir möchten einfach nicht, dass so etwas noch einmal passiert."

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