Frauenkulturverein "fraulück" "Das Mädchen Wadjda" bei den Filmfestspielchen

HENNEF · Sie sind aus Hennefs kulturellem Leben nicht mehr wegzudenken, die Hennefer Filmfestspielchen. Seit Jahren wartet der Frauenkulturverein "fraulück" bei seiner kleinen aber feinen Celluloid-Feier mit interessanten Filmen auf, die höchstens mal in den immer rarer werdenden Programmkinos gezeigt werden.

 Brigitte König (links) und Anjo Närdemann vom Verein "fraulück" sind mit der Auswahl des Films sehr zufrieden.

Brigitte König (links) und Anjo Närdemann vom Verein "fraulück" sind mit der Auswahl des Films sehr zufrieden.

Foto: Ingo Eisner

In diesem Jahr ist es mit "Das Mädchen Wadjda" das Erstlingswerk der saudi-arabischen Regisseurin und Drehbuchautorin Haifaa Al Mansour. Den Film hatte Brigitte König vom Kur-Theater-Verein bei einem Filmfestival entdeckt.

Kein Platz war am Freitagabend mehr im Kur-Theater zu ergattern. "Die Filmfestspielchen waren derart früh ausverkauft, dass wir uns überlegt haben, am 22. November noch einen zweiten Vorführtermin des Films anzubieten", sagte Anjo Närdemann, Gründungsmitglied des Vereins "fraulück", der seit 23 Jahren besteht, 25 aktive Mitglieder zählt und in Hennef Veranstaltungen rund um frauenspezifische Themen anbietet. Bevor der Hauptfilm gezeigt wurde, warteten die 39. Filmfestspielchen zunächst mit einer Überraschung auf. Gezeigt wurden drei Kurzfilme des iranischen Regisseurs Behrooz Karamizade.

Anschließend flimmerte "Das Mädchen Wadjda" über die Leinwand. Die Geschichte handelt von der zehnjährigen Wadjda aus dem saudi-arabischen Riad. Ihr Schulweg führt sie täglich an einem Spielzeuggeschäft vorbei, das ein grünes Fahrrad anbietet. Jedes Mal, wenn sie dieses Fahrrad sieht, schlägt ihr Herz höher, denn dieses Rad zu besitzen würde bedeuten, sich endlich gegen den Nachbarsjungen Abdullah durchsetzen zu können und ihm, schnell wie der Wind, davon zu flitzen.

Obwohl es Mädchen untersagt ist, Fahrrad zu fahren, heckt Wadjda einen Plan aus, wie sie auf dem Schulhof Geld für das Rad verdienen kann. Sie verkauft Selbstgebasteltes. Dabei kommen allerdings nur klägliche Beträge zusammen. Auch von ihrer Mutter gibt es zunächst keinerlei Unterstützung, denn Mädchen ist es in Saudi Arabien untersagt, Fahrrad zu fahren.

Rettung verspricht allerdings ein Schulwettbewerb, bei dem Wadjda Koranverse und den dazu gehörigen, recht schwierigen Gesang vortragen muss, um das Preisgeld zu gewinnen.

In ihrem Spielfilmdebüt "Das Mädchen Wadjda" erzählt Regisseurin und Drehbuchautorin Haifaa Al Mansour die anrührende Geschichte einer Zehnjährigen, die mit Mut und Witz ihre eigenen Träume entgegen strenger Konventionen in einem streng gläubigen und konservativen Land zu verwirklichen weiß.

Der Film zeichnet ein differenziertes und authentisches Bild vom Leben der saudischen Frauen und vermittelt eine einmalige Innenansicht der dortigen Kultur und Gesellschaft. Wadjdas Schulweg ist gepflastert mit Verboten, die Mädchen bereits frühzeitig beibringen sollen, was sie jetzt und später nicht dürfen.

Der Spielfilm überzeugt durch eine authentische und präzise beobachtende Haltung zum Alltag in einem Land, in dem vieles anders ist. Saudi Arabien ist nämlich das einzige Land auf der Welt, in dem es Frauen untersagt ist, Fahrrad, Motorrad oder Auto zu fahren. Frauen, die sich über diese Regel hinwegsetzen, müssen mit Inhaftierung und Strafen rechnen. Als absurd darf wohl die Begründung des Autofahrverbots in Saudi Arabien angesehen werden, weil dort behauptet wird, dass das Autofahren der Gesundheit und der Fruchtbarkeit der Frauen schade.

Mit der Auswahl ihres Streifens für die Filmfestspielchen bewies der Frauenkulturverein "fraulück" erneut Gespür für ein aktuelles Thema aus einer fremden Kultur, das die Menschen interessiert.

Info

"Das Mädchen Wadjda" wird am Freitag, 22. November, ab 20 Uhr noch einmal im Kur-Theater an der Königstraße gezeigt. Einlass ist um 19 Uhr, der Eintritt kostet sechs Euro.

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