Landwirte im Rhein-Sieg-Kreis Die neue Milchquote bereitet Sorge

HENNEF · Franziska Nietzer, 23, hat ihren Traumberuf gefunden. "Landwirtschaft kann man nur lieben oder lassen", sagt Nietzer. Schon seit Jahren betreibt ihre Familie einen landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe von Königswinter. Um den Hof ihrer Eltern einmal übernehmen zu können, besucht sie derzeit die Fachschule für Agrarwissenschaften in Köln. Dort bekommen die Schüler das Rüstzeug für den späteren Beruf des Landwirts.

 Gelegenheit zum Austausch: Viele Gespräche rund um das Thema Landwirtschaft gab es auf dem Milchhof Hommerich.

Gelegenheit zum Austausch: Viele Gespräche rund um das Thema Landwirtschaft gab es auf dem Milchhof Hommerich.

Foto: Holger Arndt

Die Probleme, die Herausforderungen und die damit verbundenen Fragen, die Landwirte im Rhein-Sieg-Kreis und Bonn beschäftigt, werden jährlich auch auf der Informationsveranstaltung des Förderkreises Landwirtschaft besprochen, die am Donnerstag stattfand.

In der Nähe des Hofes der Familie Nietzer in der Gemeinde Hennef liegt auch der Milchhof Hommerich, auf dem dieses Jahr die Verantwortlichen aus Politik und Landwirtschaft zum Gedankenaustausch zusammenkamen. Diesen Hof kennt Hennefs Bürgermeister Klaus Pipke noch aus Jugendzeiten.

"Ich war damals eher wegen den Bauern-Töchter hier als wegen der landwirtschaftlichen Arbeit", gab Pipke in seinem Grußwort zu. Der Respekt gegenüber der Landwirtschaft, die die Gemeinde Hennef und das Kreisgebiet präge, sei geblieben. Auf dem Milchhof Hommerich habe er den Generationswechsel in der Familie Forstreuter miterlebt und festgestellt, dass sich damit auch neue Chancen ergeben.

Betriebsleiter Joachim Forstreuter gab zum Beginn der Veranstaltungen einen Einblick in seinen Betrieb und die Neuerungen: "20 Prozent unserer Milch wird in der eigenen Molkerei aufbereitet und später auf Abo-Basis verkauft." Im Internet oder über das Milchtelefon können Interessenten aus der näheren Region die Produkte bestellen. Im virtuellen Hofladen gibt es unter anderem Milch, Quark und Joghurt aus eigener Herstellung.

Bisher schrieb die EU die Milch-Mengen vor, die ein Landwirt produzieren durfte. Diese sogenannte Milchquote wird jedoch im Frühjahr 2015 abgeschafft. Dann dürfen die Bauern so viel Milch produzieren, wie sie können. Joachim Forstreuter hat 85 Kühe auf seinem Hof. "Darüber lächeln andere Landwirte nur", sagt er und fügt hinzu, dass er sich Sorgen mache, ob er dann noch seine Kredite zahlen könne.

Auf Marktentwicklungen könne ein kleiner Betrieb nicht zeitnah reagieren. "Will man die Herde vergrößern, dauert es 33 Monate, bis die Kühe Milch geben können." Theo Brauweiler, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Bonn-Rhein-Sieg, appelliert: "Alle Beteiligten müssen zusammenrücken, damit wir die Kulturlandschaft stärken können."

Lösungsvorschläge und eigene Einschätzungen wurden schließlich von allen Parteivertretern vorgetragen, darunter unter anderem vom Vorsitzenden der SPD-Kreistagsfraktion Sebastian Hartmann, vom Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen (CDU), von Lisa Anschütz (Grüne), und auch vom Präsidenten der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Johannes Frizen.

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