Schuluniform Die Schüler des Hennefer Kunstkollegs tragen einheitliche Klamotten

Hennef · Die Grundfarben sind bordeauxrot für oben und dunkelblau für unten, wobei zur Feier des Tages ein weißes Tea-, ein Poloshirt oder ein Hemd getragen wird. Auf der linken Brustseite ist auf allen Kleidungsstücken ein heraldisch modifiziertes Wappen des Rhein-Sieg-Kreises mit der Aufschrift in Silber RSAK (Rhein-Sieg-Kunst-Akademie), Kunstkolleg und in der Unterschleife "Hennef" edel aufgestickt.

Die Rede ist von der Kleidung, die seit Anfang des Schuljahres von den Schülern des Kunstkollegs getragen wird. Obwohl weltweit die meisten Schülerinnen und Schüler schulspezifische Schulkleidung tragen, betritt das Kunstkolleg hierzulande als vermutlich erste und einzige Schule im Kreisgebiet Neuland.

"Eine strenge lady- oder gentlemanlike Schuluniform mit Blazer und Krawatte oder eine militärisch angehauchte Kleidung wollen wir nicht. Wir bevorzugen ein trendiges und praktisches Outfit, das wir lieber 'Kleidung' als 'Uniform' genannt wissen möchten", sagen die Schulleiter und Träger Heinz und Tobias Lingen. Es bedeutet den Lingens viel, wenn sie sich für diese Art der Schulkleidung stark machen: Vor allem geht es um die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls untereinander. Mit der Kleidung sei die individuelle finanzielle Situation des jeweiligen Elternhauses nicht sofort ablesbar. "Der soziale Druck durch das Tragen von Markenklamotten entfällt", sagt Heinz Lingen.

Innerhalb der Schule sei die Schulkleidung "Arbeitskleidung" und schaffe zudem eine Schulidentität. Auch bei Schülern mit Migrationshintergrund sei die Schulkleidung von Vorteil, denn diese Schüler könnten sich laut Lingen durch das Tragen dieser "Arbeitskleidung" schneller und besser integrieren. Für Eltern entfiele der allmorgendliche "Klamotten-Such-Wahn". Zudem sei die qualitativ gute Schulkleidung im Endeffekt günstiger für den elterlichen Geldbeutel "als die Finanzierung des Marken-Wettrüstens".

Mit dem Tragen der Kleidung herrsche laut Heinz Lingen innerhalb der Schule ein besseres Sozialklima: Es gäbe keine provozierende "Reizwäsche", und Modefragen sowie eine "egozentrische Selbstdarstellung" seien kein Thema mehr. Zudem sei die Kleidung ein Blickfang für die Schule und fördere das Image des Kunstkollegs. "Natürlich lässt sich immer über Form und Farben trefflich streiten", räumt Heinz Lingen ein.

"Alle unter einen Hut zu kriegen ist eine Kunst, die niemand kann", sagt er. "So orientierte ich mich bei meinen Entwürfen gerne an Schulkleidung, wie sie weltweit getragen wird: Mädchen tragen beispielsweise obligatorisch modische Röcke. Selbstverständlich ist unbedingt eine komplette Ausstattung nötig, um die Identität bei allen Witterungsverhältnissen zu wahren. Ich habe eine Lösung gefunden, die Tradition und Moderne miteinander verbinden soll", sagte Lingen.

Die Schulkleidung soll solide und vertrauenserweckend sein. In den Modestudios des RSAK würden laut Lingen die Sachen zum Teil unter Leitung von Andrea Hoffmann, Dozentin und Mode-Diplom-Designern am RSAK, zusammen mit ihren Studierenden zugeschnitten und genäht. Diese Kollektion erhält ein RSAK-Etikett als Zeichen der Exklusivität und Urheberrechte.

Lingen möchte sich mit dieser Aktion von anderen Schulen unterscheiden und hat dabei ein soziales Anliegen: "Wir wünschen uns keine Schule, in der Klamotten- und Markenwahn zu Konsumzwängen, Ausgrenzung und Mobbing führen können, sondern selbstbewusste Schülerinnen und Schüler, die in einem besonderen Gemeinschaftsgefühl eine besondere Familien-, Geborgenheits- und Lernatmosphäre erleben."

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