Konflikt um Abriss einer Villa in Hennef Die Villa Steimel liegt in Trümmern

Hennef · Die Erbengemeinschaft der Villa Steimel hat ohne Genehmigung mit den Abrissarbeiten begonnen. Die Stadt Hennef plante, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen und ließ den Zugang zum Areal versiegeln.

Nur noch ein Trümmerfeld und ein paar Reste sind von der alten Villa Steimel an der Beethovenstraße übrig. 1962 war sie als ein Frühwerk des 2007 verstorbenen Architekten Oswald Mathias Ungers entstanden. Seit Anfang der Woche ist von dem Backsteinbau nicht mehr viel übrig.

Eher zufällig hat ein Mitarbeiter der Stadt Hennef am Dienstag entdeckt, dass auf dem Gelände Abrissarbeiten laufen – und das ohne städtische Genehmigung, obwohl noch ein Gespräch über den möglichen Denkmalschutz ausstand, das für Ende März terminiert war. „Hier wurden einfach Tatsachen geschaffen“, zeigt sich Bürgermeister Klaus Pipke entsetzt. Die Stadtverwaltung hat die Baustelle mittlerweile versiegeln lassen.

„Ab einer Menge von 300 Kubikmetern umbauter Raum ist für einen Abriss eine städtische Genehmigung erforderlich“, sagte Stadtsprecherin Mira Steffan auf GA-Anfrage. „Hier handelt es sich sogar um 800 Kubikmeter umbauten Raum, und eine Abrissgenehmigung liegt nicht vor. Deshalb wurde die Baustelle am Dienstag versiegelt.“

Bisher sei die Villa Steimel nicht denkmalgeschützt. Allerdings habe es Anfang des Jahres Gespräche mit den Eigentümern zu diesem Thema gegeben, bei denen auch das Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) einbezogen war.

Entscheidung über Denkmalschutz sollte Ende März fallen

Der Backsteinbau gehört seit dem Tod von Hildegard Steimel im vergangenen Jahr einer Erbengemeinschaft. Die war für eine kurzfristige Stellungnahme am Mittwoch nicht zu erreichen. „Es sollte eine Bewertung vorgenommen werden und für den 31. März war ein Treffen der Unteren Denkmalbehörde der Stadt mit den Eigentümern vereinbart worden“, so Steffan. Es sollte geklärt werden, ob das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wird. Nun seien allerdings Fakten geschaffen worden. „Dieser Abriss war widerrechtlich“, sagt Steffan. Deswegen die Versiegelung der Baustelle.

„Ich habe keinerlei Verständnis für das Verhalten der Eigentümer, zumal wir mit ihnen im Gespräch waren“, sagt Klaus Pipke. Der nicht genehmigte Abriss wird nun als Ordnungswidrigkeit verfolgt. Darüber hinaus wird geprüft, ob das Vorgehen Straftatbestände erfüllt. Daher hat die Stadt am Mittwoch Strafanzeige gestellt. „Das Grundstück ist bis auf Weiteres wegen Einsturzgefahr des Hauses, aber auch, um weitere bauliche Tätigkeiten zu unterbinden, versiegelt“, sagt Pipke.

Abriss schadet dem Ansehen Hennefs

Auch Helmut Fischer, promovierter Heimatforscher und ehrenamtlicher Denkmalbeauftragter der Stadt, zeigte sich schockiert. „Man kann doch solch ein schönes und historisches Gebäude nicht einfach abreißen“, sagte Fischer auf GA-Anfrage. „Immerhin hatte Heribert Steimel 1962 das Haus von dem renommierten Architekten Ungers planen und bauen lassen.“ Viele Besucher der Stadt seien auch wegen dieses Gebäudes nach Hennef gekommen, weil es sich um eine der frühen Arbeiten Ungers handele. „Mit diesem Abriss ohne städtische Genehmigung schadet man dem Andenken von Heribert Steimel.“

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