Familienunternehmen Dornbusch startete vor 100 Jahren in einem Fachwerkhaus in Hennef

Hennef/Buchholz · Firmengründer Wilhelm Dornbusch brachte seine Waren noch mit dem Handkarren zu den Kunden in Hennef. Heute werden Formen- und Prüflehren unter anderem in Kanada verkauft. Das ursprünglich Hennefer Unternehmen feiert sein 100-jähriges Bestehen – allerdings nicht mehr in Hennef.

 Auch in der vierten Generation noch in Familienhand: Seniorchef Ludwig Weiss und Juniorchef Leon Weiss.

Auch in der vierten Generation noch in Familienhand: Seniorchef Ludwig Weiss und Juniorchef Leon Weiss.

Foto: Ingo Eisner

Wer das Foyer des Dornbusch-Firmensitzes im Gewerbegebiet Buchholz-Mendt betritt, taucht tief in die Geschichte eines regionalen Unternehmens. Die Firmengründer starteten in einem kleinen Fachwerkhaus in Hennef-Happerschoß auf engstem Raum als Modellschreiner für Gießereimodelle. In diesem Jahr wird die Firma 100 Jahre alt und hat sich in dieser Zeit zu einem Spezialisten im Formen-und Prüflehrenbau entwickelt.

Wilhelm Dornbusch fing 1922 mit einem Lehrling in der Werkstatt in Happerschoß an. Seine Gießereimodell gingen vor allem an die Hersteller von landwirtschaftlichen Maschinen, die damals in Hennef ansässig waren. Seine Modelle brachte er mit einem Handwagen zu den Kunden. 1925 übernahm er dann im Hennefer Zentralort an der Kronprinzenstraße die Werkhalle einer ehemaligen Füllfederhalterfabrik. „Damals gab es dort kaum Wohnbebauung“, sagt Senior-Chef Ludwig Weiss.

Im Boden des Foyers gibt es Hinweise auf die Geschichte des Unternehmens: Unter Glas sind dort kleine Vitrinen eingelassen, in denen ist das Telefon des Firmengründers ebenso zu sehen wie der Grundstein für den neuen Firmensitz. An der Wand hängen eine alte Stechuhr und viele Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die zeigen, wie sich die Arbeitsprozesse während der vergangenen Jahrzehnte verändert haben. „Vieles wurde noch vor 50 Jahren mit der Hand ausgeführt, von der Buchhaltung bis hin zum Beladen der Lkw“, erzählt Weiss. „Gabelstapler und Hallenkräne waren nicht immer selbstverständlich. Da musste dann jeder mit anpacken“, erinnert er sich. Heute leitet er das Unternehmen gemeinsam mit seinem Sohn Leon Weiss.

Umzug nach Rheinland-Pfalz

Das 100-jährige Bestehen feiert Dornbusch nicht mehr in Hennef, sondern im benachbarten Buchholz-Mendt. Nach 98 Jahren an der Hennefer Kronprinzenstraße zog das Unternehmen aus Platzgründen vor zwei Jahren über die Grenze nach Rheinland-Pfalz. „Wir haben Hennef nicht gerne verlassen, aber es blieb uns gar nichts anderes übrig“, erklärt Ludwig Weiss. Anders als beim Einzug 1925 war die Firma dort inzwischen umgeben von Wohnhäusern.

Große und moderne Maschinen ließen sich in dem historischen Firmenstandort nicht mehr installieren, so Weiss. Immer wieder habe es Ärger wegen des Lkw-Verkehrs gegeben und auch ein Anbau war laut Weiss nicht möglich. Die Büroräume stammten noch aus den 1970er Jahren, einer Zeit, in der sich im Unternehmen viel änderte. Die Automobilindustrie wurde als Kunde zunehmend wichtiger und die ersten Prüflehren und Urmodelle entstanden in Hennef. Bis Anfang der 2000er Jahre verschwand der Modellbau fast vollständig aus dem Alltagsgeschäft von Dornbusch.

Schließlich war es soweit: Dornbusch brauchte mehr Platz und den gab es in Hennef nicht. Als Weiss dann im Gewerbegebiet Buchholz-Mendt ein Grundstück zu einem Bruchteil des Kaufpreises angeboten wurde, den er in Hennef hätte bezahlen müssen, und auch die Baugenehmigung für den neuen Firmensitz recht schnell erteilt wurde, war für Weiss die Entscheidung für den Umzug gefallen. Musste sich Dornbusch an der Hennefer Kronprinzenstraße noch mit 1600 Quadratmetern begnügen, verfügt das Unternehmen nun laut Weiss über 3500 Quadratmeter Nutzfläche mit mehreren Hallen, in denen insgesamt 65 Mitarbeiter an hochmodernen Maschinen Formen und Prüflehren aus Metall und Kunststoff fertigen.

Die vierte Generation übernimmt

Im Bürotrakt in unmittelbarer Nähe zur Produktion beschäftigen sich die Angestellten per Computertechnik mit der präzisen Ausarbeitung zur Herstellung der Produkte wie Schalldämmungen, mit denen Dornbusch vor allem die Automobilindustrie beliefert. Außerdem ist bereits seit 1999 ein Dornbusch-Tochterunternehmen in Mendt. „Beide Firmen sind jetzt miteinander verschmolzen“, sagt Weiss.

Umzüge und Anpassungen an den Wandel der Zeiten ziehen sich durch die gesamte Geschichte des Unternehmens. Nachdem es immer weniger Gießereien gab, verlegte Dornbusch während der 1970er Jahre die Produktion vom reinen Gießereimodellbau zum Produktionsmodellbau für die Automobilindustrie. „Die Ford-Werke in Köln wurden zum wichtigsten Kunden in diesem Bereich“, sagt Ludwig Weiss, der 1985 die Geschäftsleitung von seinem Vater Heinz Weiss übernahm.

Trotz einiger Wirtschaftskrisen konnte das Unternehmen am Markt bestehen. Press-und Schäumformen sind laut Weiss zwar immer noch die Bestseller, im Laufe der Zeit kamen aber auch Formen und Werkzeuge für andere Produktionsverfahren hinzu. Der Fortbestand des familiengeführten Unternehmens ist auch in der vierten Generation gesichert, denn der Sohn von Ludwig Weiss ist Junior-Chef und hat sich vorgenommen, Dornbusch mit Blick auf den Wandel innerhalb der Automobilindustrie und des produzierenden Mittelstandes in die Zukunft zu führen. „Ich möchte, dass Dornbusch mehr Pionier als Nachahmer ist, damit die Firmengeschichte fortgeschrieben werden kann“, sagt Leon Weiss.

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