Kunst- und Design-Studierende stellen in Hennef aus Ein Höllenschlund und ein Buch gegen die Angst

Hennef · Die Absolventen der Rhein-Sieg-Akademie für Realistische Bildende Kunst und Design (RSAK) in Hennef präsentieren in ihrer Diplomausstellung ihre Abschlussarbeiten in Illustration, Mode, Industriedesign, Film und Foto und 3-D. Nach fünf Jahren und über 20.000 Stunden Studium in Design, Kunst und Kommunikation fanden jetzt die Abschlussprüfungen statt.

Thiemo Axer verspricht mit seinem Brainbar die ewige Jugend.

Thiemo Axer verspricht mit seinem Brainbar die ewige Jugend.

Foto: Inga Sprünken

Wieso stoppt ein Schokoriegel das Altern? Was haben Illustrationen mit Dantes „Göttlicher Komödie“ zu tun? Und wieso leuchtet eine Taschenlampe aus Papier? Diese und andere Fragen beantwortet ein Besuch in der Rhein-Sieg-Akademie (RSAK) in Hennef. Dort präsentieren die Diplomanden nach neun Semestern ihre Arbeiten an Messe-Ständen, deren Konzipierung Teil ihrer Diplom-Arbeit als Grafik- und Kommunikationsdesigner war. „Von der Idee bis zur Vermarktung mit Merchandise-Artikeln muss alles stimmen“, berichtet Ulrike Schlie. Die RSAK-Pressesprecherin, die auch als Dozentin arbeitet, berichtet, dass die elf Absolventen ihre Projekte so ausfeilen müssen, dass sie damit ein Start-up gründen könnten.

Das haben einige auch bereits getan, wie Schlie erzählt. Eine von ihnen könnte Mara Belana Labitsch sein. Die begeisterte Gamerin hat mit Unterstützung zweier Mitstudentinnen die Idee für ein Computerspiel entwickelt. „Das ist sehr aufwendig, das kann man nicht alleine machen“, erklärt die 24-Jährige. Bei der Entwicklung der Charaktere für „Green Glitch Games“ möchte sie die Gamer mit Umfragen und Gewinnspielen mit einbeziehen. „Das ist ein Jahresprojekt“, sagt die Hertener, die während ihrer Studienzeit in einem Studentenzimmer in der Akademie gewohnt hat und erst einmal als Fotografin Geld verdienen möchte.

Mysterien in Edinburgh

Edinburgh gewidmet ist der Stand von Michaela Steiger. Die 28-Jährige hat den illustrierten Kurzroman „The Hound – Mysterien in Edinburgh“ geschrieben, den sie zu einer Serie machen möchte. Ihre Hauptfigur tritt zwar als Mensch auf, ist aber ein grüner Geister-Hund. Als großer Fantasy- und Crime-Fan entwickelte sie ein Kurzvideo und 3-D-Illustrationen dazu. Dass die Geschichte in Edinburg spielt, ist ihrem Faible für die Stadt in Schottland, in der sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin gemacht hat, geschuldet. „Ich habe schon im sechsten Semester mit der Ausarbeitung angefangen“, berichtet die Kölnerin, die gerne bei einer Agentur als Grafik- und Kommunikationsdesignerin arbeiten würde.

Einem schweren Thema hat sich Florian Heimann gewidmet. Der 23-Jährige liest gerne die Klassiker der großen Weltliteratur und findet es schade, dass viele seiner Generation keinen Sinn für sie haben. „Ich habe Dante vor zwei Jahren gelesen. Das ist eine interessante Thematik, in der viel Wissen und Kultur steckt“, sagt der Mucher, der eine illustrierte Buchreihe konzipierte, die mittels digitalen Bildern den jungen Leuten das Thema schmackhaft machen soll. An seinem Messestand erweckt der 23-Jährige den ersten Teil der „Göttliche Komödie“ von Dante, „Das Inferno“ zum Leben. Hinter einem schwarzen Vorhang, der an einem Portal aus Pappe hängt, gelangt man in den Höllenschlund. Bei der Ausgestaltung kam dem Studenten zugute, dass er aus einer Jäger-Familie stammt. Denn seine Höllengeister werden flankiert von Jagd-Trophäen, die den Tod symbolisieren sollen. Für die illustrierte Buchreihe hat er sein Studium um drei Semester verlängert. Gerne würde er künftig für einen Verlag als Illustrator arbeiten und sich freuen, wenn er sein Thema auch beruflich weiterverfolgen könnte.

Kinderbuch-Illustrator wäre ein Traumberuf

Dasselbe wünscht sich Louis Khiu. Der 24-Jährige entwickelte ein Kinderbuch, das Kindern helfen soll, ihre Ängste zu bekämpfen. Dabei geht es insbesondere um die Angst vor der Dunkelheit. Ich hatte selbst viele Ängste und Angst im Dunkeln“, berichtet er. In dem Buch mit Taschenlampen-Effekt sollen die Kinder interaktiv damit umgehen. Ein weißes Pappstück in Form einer Taschenlampe macht die Illustrationen auf einer bedruckten Folie sichtbar. Auf diese Weise wird die Geschichte von „Little Louii“ erzählt, der von Rama, dem Lama begleitet wird. Die beiden wollen der Eule helfen, ihren Geburtstag zu feiern. Mit von der Partie ist die Biene mit dem Rucksack, die Kaktus-Katze, der Kohl-Hund, der Erdbeer-Fisch und der Honig-Biber. Nach zunehmender Dunkelheit endet das Buch fröhlich mit der Geburtstagsfeier der Eule. „Ich habe drei Semester verlängert, denn es war mir wichtig, dieses Kinderbuch zu machen“, sagt der Rösrather, der nun versucht, einen Verlag dafür zu finden. Gerne würde er als Kinderbuch-Illustrator arbeiten.

Einen Brainbar aus dunkler Schokolade gegen das Altern konzipierte Thiemo Marcel Axer. Inspiriert von einer Fernsehsendung von Harald Lesch mit dem Titel „Mit Schokolade 100 Jahre alt werden?“ hatte er sich gewundert, dass noch nichts dazu entwickelt wurde und machte sich an die Arbeit. „Studien haben bewiesen, dass die Kakao-Flavanole eine gesteigerte Hirndurchblutung hervorrufen und damit das Altern stoppen und zurücksetzen können“, erzählt der 25-Jährige, der zu seiner Idee eine Plakatkampagne entwickelte. „Brainbar wird dich retten“ steht auf den 3-D-Plakaten. Eine rücklaufende Uhr symbolisiert die rückläufige Lebenszeit. Für die Entwicklung brauchte der Student zwei Jahre, wobei er um ein Semester verlängerte. Gerne möchte er als 3-D-Designer arbeiten und sein Produkt vermarkten.

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