Hennefer Neubaugebiet "Im Siegbogen" Ein Leben zwischen Stadt und Land

Hennef · 18 Kinder aller Altersklassen leben an der kleinen Straße, sie spielen zusammen oder laufen morgens gemeinsam zur Schule. Ständig kamen neue Familien hinzu, mit jedem Quartal stehen mehr Menschen morgens an der S-Bahn-Haltestelle der Linie 12, um von dort zur Arbeit zu fahren.

 Sie fühlen sich wohl in ihrem neuen Zuhause, dem Siegbogen: (v.l.) Stefan Schreier, Julika und Ulrike Preuß.

Sie fühlen sich wohl in ihrem neuen Zuhause, dem Siegbogen: (v.l.) Stefan Schreier, Julika und Ulrike Preuß.

Foto: Antonia Clausen

Sie leben im Siegbogen, dem Hennefer Neubaugebiet am östlichen Ende der Stadt. So wie Stefan Schreier. Seit drei Jahren wohnt der 46-Jährige mit seiner Familie in einem der neu gebauten Häuser. "Wir waren mit die ersten dort", erinnert er sich. Ein bisschen wie ein Leben auf einer Großbaustelle sei es in der ersten Zeit schon gewesen.

"Aber mittlerweile ist unsere Straße eine derjenigen, die eigentlich so gut wie fertig bebaut ist." "Brüder-Grimm" heißt die Straße, an der das gut 550 Quadratmeter große Grundstück der Familie liegt. Der Weg grenzt an die Hans-Christian-Andersen-Straße, ist nicht weit von der Astrid-Lindgren- und der Erich-Kästner-Straße entfernt.

Die parallel liegende Enid-Blyton-Straße befindet sich noch in der Entstehung - und ist auf google-maps noch gar nicht zu finden. Dass die neuen Straßen nach Kinder- oder Märchenbuchautoren benannt sind, ist einem Grundsatzbeschluss zu verdanken, den der Hennefer Rat vor Jahren gefällt hatte.

"Nachdem das Baugebiet in den 90er Jahren ausgewiesen und die Planungen Anfang der 2000er abgeschlossen waren, haben wir uns so entschieden, weil wir der Meinung waren, dass diese Namen wunderbar zu Familien mit Kindern passen", sagt Stadtsprecher Dominique Müller-Groote.

"Und dass an der Astrid-Lindgren-Straße nun auch die Grundschule und ein Kindergarten liegen, finde ich persönlich einfach schön." Auch Hauptfiguren aus den Kinderbuchklassikern der Schwedin sind vertreten: Eine Mio (mein Mio. Anm. der Red.)- und eine Karlsson (vom Dach. Anm. der Red.)-Straße gibt es auch. Und an ihnen wird weiterhin gebaut, Haus für Haus entsteht. Die Optik des Siegbogens wandelt sich ständig.

"Das passiert schon mal, dass uns Freunde besuchen kommen und unser Haus erst einmal nicht wiederfinden, weil sich hier binnen kürzester Zeit alles wieder verändert hat", erzählt Ulrike Preuß lachend. Sie und Schreier haben vorher in Siegburg gewohnt, gemeinsam mit Tochter Julika.

"Allerdings in einer Wohnung. Das war schön, so lange Julika klein war, aber als sie aktiver wurde, mussten wir für jedes Mal frische Luft schnappen aus dem dritten Stock nach unten laufen." Lange haben sie in Siegburg nach einem Haus mit Garten gesucht. "So gut wie aussichtslos", so Schreier.

Als sie dann erfuhren, dass das Neubaugebiet Siegbogen eine eigene S-Bahn-Haltestelle bekommen sollte, war die Entscheidung gefallen. "Doch, die Anbindung war für uns schon ausschlaggebend. Und die Möglichkeit, unseren Haustraum auf einem schön gelegenen Grundstück verwirklichen zu können natürlich auch."

Julika findet es einfach nur prima im Siegbogen: "Vorher hatten wir einen Balkon, jetzt kann ich immer im Garten spielen oder gegenüber zu meiner Freundin Mia gehen." Es ist ein "Leben zwischen Stadt und Land", beschreibt Schreier das Gefühl im Siegbogen. "Natürlich wäre es noch angenehmer, wenn es öfter als nur stündlich eine S-Bahn-Verbindung in die Stadt gäbe und der Handy-Empfang besser wäre. Aber im Großen und Ganzen ist es genau das, was wir wollten."

Dass auch unter den Erwachsenen im Siegbogen Freundschaften entstehen, bestätigt das Paar Preuß/Schreier: "Am Anfang war es ja sogar so, dass man wirklich jeden im 'Dorf' kannte und grüßte. Viele sind aus Köln oder Siegburg hergezogen, weil sie dort nichts Adäquates für sich und ihre Familien gefunden haben, von hier aus aber fast genauso schnell an ihrer Arbeitsstelle sind wie vorher."

Den kürzesten Weg haben die Kinder: "Zur Schule gehe ich fünf Minuten. Und da gehen ja alle von hier hin", so Julika. Das bestätigt Nadya Allam, Rektorin der Grundschule "Im Siegtal": "Der größte Teil der Kinder kommt aus Weldergoven, Hennef-Ost und dem Siegbogen. Fürs kommende Schuljahr haben sich fast 30 Fünf- und Sechsjährige aus der Awo-Kita angemeldet, die teile ich auf die beiden neuen ersten Klassen auf." Gut ein Drittel der Kinder laufe zur Schule oder fahre Rad, ein weiteres Drittel komme mit dem Bus, der Rest würde mit dem Auto gebracht. "Da staut es sich morgens am Kreisel schon mal", so Allam.

Die Freundschaften und Aktivitäten der Kinder enden übrigens nicht an der Grenze des Neubaugebiets: "Ich fahre oft in die Stadt, auch mit dem Fahrrad. Das geht, wenn man die große Straße überquert hat, ganz schnell", erzählt ein Schüler. Die "große Straße" ist die Bröltalstraße, die unter anderem jeder nutzt, der auf die A 560 auffahren möchte. "Dann doch lieber schnell mit dem Rad an den Allner See", meint Preuß. Als "Hürde" auf dem Weg in die Hennefer Innenstadt empfindet sie den Zubringer aber nicht: "Ich würde mich allmählich schon als Henneferin bezeichnen."

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