Wahnbachtalsperre Eine Fehlinvestition, die fünf Millionen Euro kostet

BONN · Die Stadtwerke Bonn wollten Altenkirchen und Neuwied mit Wahnbachtalsperren-Wasser versorgen. Doch das Geschäft platzte, und die Stadtwerke müssen fünf Millionen Euro abschreiben. An die Fehlinvestition erinnern nun hunderte verrostende Stahlrohre.

 Durch diese Rohre sollte das Wasser fließen. Jetzt liegen sie ungenutzt bei Hennef auf einer Wiese.

Durch diese Rohre sollte das Wasser fließen. Jetzt liegen sie ungenutzt bei Hennef auf einer Wiese.

Foto: Ingo Eisner

Wer von Hennef-Uckerath nach Blankenberg fährt oder in Kuchhausen an der östlichen Grenze des Rhein-Sieg-Kreises spazieren geht, könnte über ein gewaltiges Relikt stolpern: Hunderte Stahlrohre verrosten dort auf Wiesen.

Sie sind der Überrest eines geplatztes Wasserliefervertrags, den die Stadtwerke Bonn 2007 mit Altenkirchen und Neuwied schlossen. Wie nun durch einen Bericht des WDR bekannt wurde, hat das Bonner Unternehmen insgesamt fünf Millionen Euro Verlust durch die Fehlinvestition gemacht. Das bestätigten die Stadtwerke auf GA-Anfrage.

Von einem "historischen Ereignis für die länderübergreifende Zusammenarbeit" sprach der damalige SWB-Geschäftsführer Hermann Zemlin, als er im Juni 2007 den Vertrag mit dem Zweckverband Wasserversorgung Kreis Altenkirchen (WKA) und dem Kreiswasserwerk Neuwied/Rhein unterzeichnete.

Ab 2010 sollten die Bürger in den rheinland-pfälzischen Kreisen Altenkirchen und Neuwied zusätzliches Wasser aus der Wahnbachtalsperre in Siegburg-Seligenthal erhalten. Die Stadtwerke Bonn führten zu dieser Zeit den Betrieb der Talsperre.

Schon bald sollte sich das Vorhaben als Fehlinvestition erweisen. Bereits Ende 2008 habe sich gezeigt, dass das Projekt nicht rentabel sei, heißt es nun bei den Stadtwerken. An der extremen Kostensteigerung von neun auf 14 Millionen Euro seien höhere Baukostensätze, technische Auflagen und zusätzliche Umweltauflagen Schuld gewesen.

Das Problem: Zu diesem Zeitpunkt waren die Stahlrohre für die 30 Kilometer lange Strecke bis zur Landesgrenze bereits gekauft. Die Verträge seien schließlich unterschrieben gewesen, der Wahnbachtalsperrenverband (WTV) habe 1,2 Millionen Euro zugesagt, das Land Rheinland-Pfalz weitere 4,1 Millionen. Außerdem seien die Stahlpreise in die Höhe geschnellt, so dass ein schneller Kauf der Stahlrohre laut SWB sinnvoll erschien.

Inwieweit Auseinandersetzungen zwischen den Stadtwerken und dem Rhein-Sieg-Kreis um die Wahnbachtalsperre, in deren Verlauf die Stadtwerke Ende 2012 die Betriebsführung abgaben, bei der Rückabwicklung eine Rolle gespielt haben, wollten die SWB nicht kommentieren.

Bei der Vertragsauflösung 2012 wurden die Rohre zu einem verminderten Preis an die Wasserversorger in Altenkirchen und Neuwied verkauft. Den gesamten Verlust, der ihnen durch das geplatzte Vorhaben unterm Strich entstanden ist, beziffern die Stadtwerke auf rund fünf Millionen Euro. Doch der sei über mehrere Jahre entstanden und längst abgeschrieben, heißt es.

In Altenkirchen sieht man sich als "Spielball" zwischen den SWB und dem WTV. "Wir wurden als Druckmittel benutzt", sagt Dirk Baier, Geschäftsführer der Stadtwerke Wissen, die den Betrieb des Zweckverbandes Wasserversorgung Kreis Altenkirchen (WKA) führen. Schuld an dem geplatzten Geschäft seien aber nicht die Bonner Stadtwerke, sondern der WTV gewesen.

Diese Kritik weist Frithjof Kühn, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises und Vorstand des WTV, entschieden zurück: "Das Projekt ist ohne unser Zutun schiefgelaufen." Die insgesamt 30 Kilometer langen rostenden Rohre wollen die Altenkirchener noch verbauen. Schließlich müssen sie ihre Bürger nun aus einer anderen Quelle mit zusätzlichem Wasser versorgen.

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