Hilfe für Flüchtlinge Familie soll in Hennef bleiben

Hennef · Die Henneferin Helga Matzen setzt sich für die Flüchtlingsfamilie Khodor Kasim ein, die abgeschoben werden soll. Die Härtefallkommission des Landes NRW empfiehlt, ein dauerhaftes Bleiberecht auszusprechen.

 Kämpft um das Bleiberecht: Die Hennefer Flüchtlingsfamilie Khodor Kasim, die ausgewiesen werden soll.

Kämpft um das Bleiberecht: Die Hennefer Flüchtlingsfamilie Khodor Kasim, die ausgewiesen werden soll.

Foto: Ingo Eisner

Es sind eigentlich gute Neuigkeiten, mit denen Helga Matzel aufwarten kann. Die Duldung der Hennefer Flüchtlingsfamilie Khodor Kasim, die seit Jahren um ihr Bleiberecht kämpft, wurde vom Ausländeramt des Rhein-Sieg-Kreises bis zum 4. Dezember verlängert. Zudem wurde bis zu diesem Stichtag das Arbeitsverbot für Miro Kheder Kasim (31) und Besi Khodor Kasim (26) aufgehoben. Dennoch ist der Fall natürlich keinesfalls geklärt, denn Miro, Besi und ihren beiden in Deutschland geborenen Kindern Miro Faiso Khodor Kasim (7) und Vladig Khodor Kasim (6) droht weiterhin die Abschiebung.

Neben dem Diakonischen Werk sowie der Evangelischen Kirche Hennef und dem Hennefer Kinderschutzbund setzen sich mittlerweile auch engagierte Hennefer Bürger für den Verbleib der Familie in Hennef ein. Dazu zählt auch Helga Matzel. Die 76-jährige Stoßdorferin ist seit Jahren ehrenamtliche Mitarbeiterin der städtischen Integrationseinrichtung „Interkult“, kennt die Familie Khodor Kasim seit sechs Jahren und hatte sogar einen Alphabetisierungs- und Deutschkurs geleitet, an dem Besi Khodor Kasim teilgenommen hatte. Ihr Fazit: „Der Umgang mit dieser Familie ist nicht gerecht.“

Wie bereits berichtet lebt die Familie Khodor Kasim seit 2010 in Hennef. Miro Kheder Kasim und Besi Khodor Kasim, die nach eigenen Angaben als yezidische Kurden in Kerand im Norden Iraks geboren wurden, flohen mit Hilfe eines Onkel vor dem Regime Saddam Husseins zunächst nach Sibirien und lebten dort bei einer Familie auf einem Bauernhof. Weil sie sich in Sibirien illegal aufgehalten hatten, flohen Miro und die damals schwangere Besi 2010 nach Deutschland. Die Russischkenntnisse des Paares ließen im Laufe des Asylverfahrens beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge allerdings Zweifel über die irakische Herkunft der beiden aufkommen. Auch der irakische Konsul konnte bei einem Zusammentreffen 2012 die irakische Herkunft weder bestätigen noch ausschließen. Irakische Ausweise haben Miro und Besi nicht. Für das russische Konsulat gab es nach einer Prüfung zwar keine Anhaltspunkte für eine russische Staatsangehörigkeit der beiden. Es könnte aber mit einer geringen Wahrscheinlichkeit eine armenische Staatsangehörigkeit vorliegen. Das führte zu einem Treffen mit einer armenischen Experten-Delegation in Bielefeld. Dort wurden allerdings weder ein Sprach-, noch ein DNA-Test gemacht, sondern nur zwei Fotos von Menschen vorgelegt, die angeblich Miros Eltern sein sollen.

Familie sei voll integriert

„Eine Kontaktaufnahme zu Familienangehörigen im Irak, um ihre irakische Herkunft bestätigen zu können, ist aufgrund der Besetzung des Gebietes durch den Islamischen Staat nicht möglich“, sagt Matzel. Dass Miro im Jahr 2014 über ein soziales Netzwerk mit jemandem aus dem Norden Iraks Kontakt aufgenommen und ihn beauftragt hatte, einen irakischen Pass zu besorgen, erschwert die Lage. Denn die Papiere, die Miro erhielt, waren gefälscht. Und das scheint laut Helga Matzel auch der Hauptgrund dafür zu sein, dass der in ihren Augen mittlerweile vollkommen integrierten Familie kein Bleiberecht eingeräumt wird. „Das Vorlegen dieser Papiere war keine absichtliche Täuschung, sondern ein Akt der Verzweiflung. Es wird der Familie allerdings wie ein Verbrechen ausgelegt“, sagt Matzel.

Die Haltung der Ausländerbehörde hält sie gerade in diesem Fall für zu hart. Die Familie sei voll integriert und spreche deutsch. Sohn Miro Faiso Khodor Kasim besucht die Grundschule Gartenstraße, sein jüngerer Bruder die Kita „Regenbogen“. Dass die Familie ohne einen eindeutigen Nachweis einer armenischen Herkunft ausgerechnet nach Armenien abgeschoben werden soll, kann Matzel nicht nachvollziehen. „Die sogenannte Armenienkommission, deren Methoden äußerst fragwürdig sind, ist nicht einmal von der armenischen Botschaft legitimiert. Wie kann eine deutsche Behörde ihr Urteil auf deren Expertise stützen?“, fragt sich Matzel. Selbst die Härtefallkommission des Landes NRW habe aufgrund der besonderen Situation empfohlen, ein dauerhaftes Bleiberecht auszusprechen. Die Hoffnungen aller, denen das Schicksal der Familie nicht egal ist, ruhen nun auf der Entscheidung des Petitionsausschusses des Landtages, der im Oktober tagt. „Ich hoffe, dass sie bleiben dürfen. Ihr Schicksal liegt mir wirklich sehr am Herzen“, sagt Matzel.

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