Lernen ohne Prüfungsdruck Förderverein will Freie Grundschule in Hennef gründen

Hennef · Es sollen zwar die klassischen Lerninhalte vermittelt werden, die Freie Schule will sich aber mit einem reformpädagogischen Ansatz und jahrgangsübergreifendem Lernen von den Konzepten der Regelschulen abheben. Ein geeignetes Gebäude wird noch gesucht.

 Die Freie Grundschule Hennef möchte die Kinder spielerisch ans Lernen heranführen.

Die Freie Grundschule Hennef möchte die Kinder spielerisch ans Lernen heranführen.

Foto: Ingo Eisner

Die Neugier der Kinder wecken, sie nicht mit Noten und Prüfungsdruck hemmen, sie bei den Lerninhalten mitreden lassen, Kreativität fördern, gegenseitige Wertschätzung etablieren und den Teamgeist fördern: Das sind nur ein paar Eckpfeiler eines reformpädagogischen Konzeptes, mit dem die Initiative „Freie Schule Rhein-Sieg“ an den Start gegangen ist, um in Hennef eine Grundschule in freier Trägerschaft zu gründen. Es sollen zwar die klassischen Lerninhalte vermittelt werden, die Freie Schule will sich aber von den Konzepten der Regelschulen abheben.

Laut Jens Lipperheide, der zusammen mit Ute und Sandra Krautscheid sowie Heike Wagner und Albert Hornbach zum Kernteam des bereits geründeten Fördervereins gehört, arbeitet die Initiative bereits seit zwei Jahren an dieser Idee, die nun in die Tat ungesetzt werden soll. Bereits im Sommer 2020 soll die Schule mit 80 bis 100 Schülern und einer staatlichen Anerkennung ihren Betrieb aufnehmen.

„Was natürlich noch fehlt, ist ein geeignetes Gebäude, das wir derzeit in Hennef suchen“, sagt Lipperheide. Gespräche mit dem Hennefer Bürgermeister Klaus Pipke über die Gründung einer solchen Schule in der Siegstadt sind laut Lipperheide sehr positiv verlaufen. „Wir wollen zunächst mit einer Ganztagsgrundschule starten. Eine weiterführende Schule könnte folgen“.

Der Vater von drei Kindern, der sich für den reformpädagogischen Ansatz der neuen Schule stark macht, übernimmt als diplomierter Volkswirt vor allem administrative Aufgaben in dem Förderverein, während Krautscheid und Wagner, beides Pädagoginnen, das Konzept erarbeitet haben. „Wir wollen eine Bereicherung für die Schullandschaft sein und eine Lücke schließen, da es ein solches Schulangebot im Kreis noch nicht gibt“, sagt Krautscheid. Das reformpädagogische Konzept sieht für die Kinder ein jahrgangsübergreifendes Lernen vor. „Dabei kann jeder von jedem lernen, auch die Erwachsenen von den Kindern“, sagt Krautscheid.

Die klassischen Inhalte des vorgegebenen Lehrplanes sollen definitiv vermittelt werden. Allerdings werden die Kinder nicht einfach nur beschult, sondern können sich selbst einbringen. „Kinder wollen lernen, und das Lernen funktioniert über eine Beziehung zu jedem Kind“, sagt Krautscheid. Wenn Kinder von sich aus Themen auswählen, sollen sie darin unterstützt werden. Selbstbestimmtes, individuelles Lernen im jeweils eigenen Tempo, ohne Leistungsdruck mit Lernbegleitung, bei der die Kinder in altersgemischten Gruppen neue Inhalte erarbeiten können, ist laut Krautscheid das Ziel.

Einrichtung von Themenateliers

Dem Inklusionsgedanken soll ebenfalls Rechnung getragen werden. „Bei uns sind alle Kinder willkommen“, sagt Krautscheid. Wichtig: Nach vier Schuljahren hat jedes Kind die Fähigkeit und Möglichkeit, eine weiterführende, staatliche Schule zu besuchen. Neben dem normalen Stundenplan seien auch zusätzliche Formate wie Themenateliers mit Elternbeteiligung oder ein sogenanntes „Weltlernen“ geplant, bei dem die Kinder sich mit gesellschaftlichen und politischen Themen beschäftigen können. Erste Kontakte mit demokratischen Entscheidungsfindungen könnten sie in speziell dafür angelegten Gremien, wie Klassenrat und Kinderparlament, erhalten.

Für die Genehmigung der Schule durch die Bezirksregierung und das Schulministerium muss laut Lipperheide neben dem pädagogischen Konzept, das bereits steht, ein Drei-Jahres-Finanzplan vorgelegt werden. „Wir sind mit der Bezirksregierung im Gespräch und haben bereits ein wohlwollendes Feedback erhalten“, sagt Lipperheide. Ersatzschulen mit staatlicher Anerkennung werden in Nordrhein-Westfalen mit bis zu 87 Prozent durch öffentliche Zuschüsse finanziert.

Zur Deckung des Eigenanteils plant die Hennefer Initiative, Elternbeiträge zu erheben. Wie hoch die sein könnten, weiß Lipperheide indes noch nicht. Geplant sei allerdings eine Sozialklausel, damit auch Kinder von Eltern mit schmalerem Geldbeutel die Schule besuchen können. Eine Infoveranstaltung zum Konzept der neuen Schule hat es bereits vor ein paar Wochen gegeben.

Zum nächsten Info-Café lädt der Förderverein für Samstag, 29. Juni, zwischen 13 und 15 Uhr in die Musikschule „ready4stage“ an der Frankfurter Straße in Hennef ein. Weitere Infos gibt es unter www.freie-schule-rhein-sieg.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort