Ein Blick auf Kurzzeit-Kunstwerke Fotograf aus Hennef veröffentlicht Buch über Berliner Modewelt

HENNEF · Der Hennefer Björn Akstinat fotografiert in Berlin Menschen, die mit ihrem Stil auffallen. Jetzt hat er ein Buch herausgebracht.

   Ein modisches Vorbild: Günther aus Berlin-Kreuzberg.

Ein modisches Vorbild: Günther aus Berlin-Kreuzberg.

Foto: Björn C. Akstinat/Buch "Berlin Street Style"

Tassen klirren, im Stimmenwirrwarr ertönt ein lautes Lachen, am anderen Ende des Raumes klingelt ein Telefon – es herrscht reger Betrieb in dem Café in der Hennefer Innenstadt. An einem Tisch sitzt ein älterer Mann mit einem blau-weiß gestreiften Hemd, an einem anderen eine Frau mit einer dunkelblauen Bluse. Hier würde Björn Akstinat vermutlich niemanden fotografieren. Niemand trägt eine Melone, niemand einen Rock oder ein Kleid, niemand sticht mit farblichen Besonderheiten aus der Masse heraus. Dennoch: „Die Hennefer sind im Durchschnitt ordentlicher angezogen als die Berliner“, stellt Akstinat fest. Und er muss es wissen.

Der Gründer der internationalen Medienhilfe (imh) und Autor zahlreicher Bücher hat vor kurzem ein Werk über den sogenannten Streetstyle in Berlin veröffentlicht. Mehr als zehn Jahre hat der Mann, der im Harz geboren ist, in Hennef gewohnt, bevor er nach Berlin zog und dort begann, die Menschen und ihren Kleidungsstil genauer zu beobachten und zu fotografieren. Die Idee für das Buch ist in Spanien geboren: „Ich saß in einem Café und sah viele schick gekleidete Spanier vorbeilaufen. Ich fand es traurig, dass sie nicht gewürdigt wurden“, erklärt Akstinat. Er beschloss, diese „wandelnden Kurzzeit-Kunstwerke“ fotografisch festzuhalten.

 Die Straßen von Hennef sind seine Heimat – in Berlin wurde der Autor und Fotograf Björn Akstinat modisch fündig.

Die Straßen von Hennef sind seine Heimat – in Berlin wurde der Autor und Fotograf Björn Akstinat modisch fündig.

Foto: Meike Böschemeyer

Also sprach er Berliner an, die seiner Meinung nach „schick und schön oder elegant“ aussehen. „Die Menschen sind ganz unterschiedlich gekleidet. Meistens kommt es auf die Gesamtkomposition an“, sagt der Autor. So fotografierte er beispielsweise Ricarda in Schöneberg: Sie trägt einen dunkelgrünen Mantel, eine knallrote Hose und dazu passend einen roten Hut sowie eine rote Tasche. „In Deutschland wollen die Leute meist nicht auffallen, aber einige fallen in der Masse dann doch auf“, so Akstinat.

Auch Günther, den Akstinat in Kreuzberg aufgenommen hat, fällt auf. Er trägt einen Hut, rote Schuhe und eine rote Tasche, dazu eine gelbe Fliege und dunkle Lederhandschuhe. „Wenn ich älter bin, will ich auch mal so rumlaufen wie Günther“, sagt der Autor über den „Hipster-Opa“ aus Berlin, wie er laut Akstinat seit der Erscheinung des Buches in der Stadt bekannt ist. In der Hauptstadt gebe es viele solcher „verrückten Typen“ und Leute, die mit der Mode experimentieren. Deshalb werde die Stadt auch häufig als „Welthauptstadt der Straßenmode“ bezeichnet. „Das ist nicht die teure Mode, die auf den Laufstegen gezeigt wird. Es sind eigene, kreative Kombinationen“, erklärt Akstinat. So habe er ganz bewusst kein Passanten fotografiert, bei denen Werbe- oder Markenembleme sofort ins Auge fallen: „Es geht nicht um die Leute, die sich nach Kleidungsvorschlägen aus Modezeitschriften anziehen. Die machen sich selbst keine großen Gedanken.“ Es gehe um jene, die eben nicht aussehen wie alle anderen und die durch Kreativität auffallen.

Auch in Hennef sind Akstinat schon einige schicke Menschen begegnet. Allerdings müsse er hier manchmal eine Stunde warten, um solche Menschen auf der Straße anzutreffen – das sei in vielen Stadtteilen Berlins anders. Im Durchschnitt seien die Hennefer allerdings besser gekleidet als die Berliner. „Ganz verlotterte Typen sieht man hier in Hennef viel seltener. Niemand geht in Jogginghose raus, weil der gesellschaftliche Druck höher ist. Die Leute sprechen über- und miteinander“, sagt der Autor. Auch wenn die Hennefer insgesamt gepflegter auftreten, seien deutlich weniger extravagante Typen oder Paradiesvögel wiederzufinden.

Dabei spielt das schicke Anziehen für Akstinat, der in Berlin meist einen Anzug trägt, eine wichtige Rolle. „Das baut einen selber auf. Man wirkt nicht nur erfolgreicher, man ist auch erfolgreicher und geht selbstbewusst durchs Leben.“

Björn Akstinats Bildband „Berlin Street Style – Mode und Menschen in Berlin“ ist im Midas Verlag erschienen und kostet 25 Euro.

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