Dorfleben in Hennef Geburtstage werden mit dem Dorf gefeiert

HENNEF · Die knapp 60 Bewohner des Hennefer Ortsteils Köschbusch pflegen ihre Gemeinschaft. Dort ist die Welt noch in Ordnung.

Es riecht verführerisch, als Rolf Haas den frisch gebackenen Zuckerkuchen aus seinem 116 Jahre alten Backes zieht, der in einem alten Fachwerkhaus steht. „Das ist ein ganz einfacher Kuchen, aber sehr lecker. Er besteht aus einem Hefeteig, Butter und Zucker“ sagt Haas. Einige der 59 Dorfbewohner aus Köschbusch waren am Sonntag zu Kaffee und Kuchen gekommen. „Ein Mal pro Jahr feiern wir ein Backes-Fest“, sagte Haas. Irgendwie merkt man den Menschen an: In Köschbusch ist die Welt noch in Ordnung.

Vor der kommunalen Neuordnung 1969 bestand Köschbusch, eines der knapp 100 Hennefer Dörfer, aus drei Ortsteilen, nämlich Köschbusch, Busch und Heide. Es gibt Menschen wie Ewald Kaufmann, der bereits in der vierten Generation in Köschbusch lebt. Er arbeitet zwar bei einem großen Automobilhersteller in Köln, nimmt die tägliche Autofahrt aber gerne auf sich. „In der Regel bin ich in 40 Minuten an meinem Arbeitsplatz“, sagt Kaufmann. Mit 49 gehört er durchaus zu der jüngeren Generation der Dorfbewohner.

Hans-Peter Neusser und Ehefrau Christiane, die ebenfalls in Köschbusch groß wurde, bauten in den 1990er Jahren eine alte Scheune zu einem Wohnhaus um. „Ich arbeite zwar in Euskirchen, aber ich komme jeden Tag gerne nach Hause“, sagt Neusser. Jan und Meta Veenhuis tauschten die Landschaft Ostfrieslands gegen Köschbusch ein. „Ich kam aus beruflichen Gründen her, und wir wollten auf jeden Fall in eine schöne Gegend. Wir wollten viel Natur und haben hier wirklich ein tolles Dorf erwischt“, sagte Veenhuis.

Rolf Haas zog vor 40 Jahren vom zwei Kilometer entfernten Hove nach Köschbusch, als er seine Gertrud heiratete und in deren elterliches Haus einzog. Vor zwei Wochen gehörte das Ehepaar Haas zu den Jubelpaaren, die am Eulenberger Karnevalsumzug teilnahmen. Geburtstage werden mit der Dorfgemeinschaft gefeiert, und auch sonst ist der Kontakt sehr gut. „Nicht alle wollen unbedingt in der Stadt wohnen, wo die Mieten immer teurer werden. Das Land hat auch seine Vorteile. Hier kennt jeder jeden“, sagte Hans-Peter Neusser.

Mobilität scheint für die Köschbuscher kein Problem zu sein. „Wir haben zwischen Uckerath und Köschbusch eine sehr gute Busverbindung. Wochentags fährt stündlich ein Bus“, sagt Haas. Zudem hätten alle Autos. Spielplätze für Kinder sind laut Nicola Kaufmann, die seit 20 Jahren in Köschbusch lebt, nicht notwendig. „Die Kinder haben die Dorfstraße und den Wald vor der Tür“, sagte Kaufmann. Schnelles Internet, die Nähe zu Uckerath für die Einkäufe – die Infrastruktur scheint zu stimmen. Neben der idyllischen Landschaft und dem menschlichen Miteinander, das in Köschbusch spürbar großgeschrieben wird, gibt es aber auch Kritik.

Aufgrund der Tatsache, dass die Dorfbewohner inmitten eines Landschaftsschutzgebietes wohnen, ist an Bauen nicht zu denken. Dabei könnten so in den kommenden Jahrzehnten Leerstände vermieden werden. „Wir haben ein großes Grundstück, auf dem unsere Tochter gerne gebaut hätte, aber sie durfte nicht. Sie wäre gerne in Köschbusch geblieben“, sagt Rolf Haas. „Uns geht es hier ja nicht um flächenmäßige Erweiterung, sondern um Lückenschlüsse. Was passiert denn, wenn meine Frau und ich alt werden? Dann gehen wir in ein Altersheim und unser Haus steht dann zum Verkauf“, prophezeite Haas. Dabei sei es wichtig, die jungen Menschen im Dorf zu halten.

Um die ärztliche Versorgung ist es nicht allzu gut bestellt. Marode Straßen und defekte Beleuchtung sind ebenfalls Dinge, die von den Dorfbewohnern kritisch gesehen werden. „Das ist Chaos-Politik“, sagt Ewald Kaufmann. „Wir sind auch Steuerzahler, aber hier scheint kein Cent anzukommen. Das Geld wird scheinbar nur im Zentralort ausgegeben. Wir gehören aber auch zu Hennef.“

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