Seniorenbesuchsdienst in Hennef Neues Projekt bringt die Kirche zu älteren Menschen
Hennef · Diakonin Gunhild Zimmermann besucht in Hennef-Uckerath auf Wunsch Seniorinnen und Senioren. Mit ihrer Arbeit möchte die Evangelische Kirchengemeinde jüngere und ältere Gemeindemitglieder in Kontakt bringen.
Ein offenes Ohr für die Anliegen und Probleme älterer Menschen zu haben und Kontakte zu ihnen zu pflegen – all das beinhaltet die aufsuchende Seniorenarbeit, die die evangelische Kirchengemeinde in Uckerath mit Unterstützung der Hennefer Stiftung Altenhilfe eingerichtet hat. Seit Juni macht sich die Diakonin und Krankenhausseelsorgerin Gunhild Zimmermann ein bis zwei Mal pro Woche auf den Weg, um ältere Menschen zu besuchen. Pfarrer Christian Jung und Thomas Wallau, Vorstand der Stiftung Altenhilfe, stellten das neue Projekt jetzt gemeinsam mit ihr vor.
„Der Geburtstag ist nicht das Problem, der Rest des Jahres ist das Problem“, sagt Gunhild Zimmermann. Ältere Menschen freuten sich über den Kontakt mit ihr. Dankbar werde vor allem Hilfe und Unterstützung bei der Beantragung des Pflegegrads angenommen. „Solange kein Pflegedienst da ist und die Menschen alleine sind, kann man sich nicht mehr darauf verlassen, dass die Familie, die auch oftmals nicht in der Nähe wohnt, alles mitbekommt“, sagt Zimmermann, die als Krankenhausseelsorgerin in Siegburg angestellt ist.
Über ihre Besuche und Gespräche entwickeln sich aber auch neue Ideen und Angebote, bei denen sich die Seniorinnen und Senioren einbringen können. So bietet etwa eine der besuchten Seniorinnen seit November eine Malgruppe an, der aktuell vier Leute angehören.
Im ländlichen Uckerath gibt es laut Pfarrer Christian Jung einen steigenden Bedarf für diese Art der aufsuchende Seniorenarbeit. „Das hängt auch damit zusammen, dass es vor Ort keine stationären Einrichtungen gibt, in denen Seniorinnen und Senioren betreut werden können“, sagt Jung. „Wir nehmen als Kirchengemeinde wahr, dass Menschen im Alter oft durch Erkrankungen, den Verlust des Partners, Umzug oder die Isolation durch die Corona-Pandemie, sehr viel allein sind und nicht immer über ein gut funktionierendes soziales Netz verfügen", berichtet er. Daher freue sich die Gemeinde über die Unterstützung ihrer Presbyterin Gunhild Zimmermann. Wenn es gewünscht ist, nehme sie Kontakt zu den Menschen auf, habe zudem einen Besuchsdienst aufgebaut und koordiniere diesen.
Austausch zwischen jüngeren und älteren Menschen
Es geht laut Zimmermann darum, die Bedürfnisse der Menschen wahrzunehmen und Synergien herzustellen. Hierzu gehöre auch, dass Menschen, die nicht mehr mobil sind, Unterstützung erfahren. Deswegen wird künftig auch ein Fahrdienst angeboten. Und auch der Austausch zwischen jüngeren und älteren Menschen soll durch die Ausweitung des Besuchsdienstes, der eben nicht nur am Geburtstag kommt, gestärkt werden.
Nach Jungs Auffassung muss die Kirche gerade heute bereit sein, ihre Komfortzone zu verlassen und auf die Menschen zugehen. „Wir experimentieren mit neuen Formen wie der aufsuchenden Seniorenarbeit, um in Kontakt zu den Menschen zu kommen“, sagt der Pfarrer. Das könne auch bedeuten, dass sie Altbewährtes lassen, um Raum für Neues zu gewinnen.
Das Angebot der aufsuchenden Seniorenarbeit steht übrigens Menschen aller Konfessionen wie auch Konfessionslosen offen und wird über eine Anschubfinanzierung der Hennefer Stiftung Altenhilfe gefördert. Darüber sollen Zimmermanns Fahrtkosten finanziert werden. Stiftungsvorstand Thomas Wallau freut sich jedenfalls über den guten Start: „Nach einem Jahr schauen wir, wie sich das Projekt entwickelt hat.“