Preußischer Landtagsabgeordnete Anton Dinslage Henneferin arbeitet historische Zeugnisse aus Familie auf

Hennef · Die Enkelin des preußischen Landtagsabgeordneten Anton Dinslage, lebt in Hennef-Rott. Vor 23 Jahren hatte sie von ihrer Cousine eine Tasche mit historisch wertvollen Hinterlassenschaften Dinslages erhalten.

 Karola Dams aus Hennef Rott, Enkelin des preußischen Abgeordneten Anton Dinslage, zeigt eine Kopie der Ernennungsurkunde Dinslages zum Geheimen Justizrat 1914.

Karola Dams aus Hennef Rott, Enkelin des preußischen Abgeordneten Anton Dinslage, zeigt eine Kopie der Ernennungsurkunde Dinslages zum Geheimen Justizrat 1914.

Foto: Ingo Eisner

Klassisch aus Holz und schön anzuschauen ist der Garderobenständer im Flur des Hauses von Karola Dams in der Hennefer Berggemeinde Rott. „Es ist ein Erbstück meines Großvaters“, sagt die Enkelin des ehemaligen Juristen und preußischen Landtagsabgeordneten Anton Dinslage (1853-1922). Die 80-jährige Dams hat ihren aus Arnsberg stammenden Großvater nie persönlich kennengelernt, allerdings einiges dafür getan, dass er in Erinnerung bleibt. Vor 23 Jahren hatte sie von ihrer Cousine eine Tasche mit historisch wertvollen Hinterlassenschaften Dinslages erhalten, darunter Gesetzesbücher, sein preußischer Abgeordneten- sowie sein Personalausweis, Visitenkarten, Fotos und sogar die Ernennungsurkunde zum Geheimen Justizrat, die von Kaiser Wilhelm II. 1914 unterzeichnet wurde. Zu den persönlichen Dingen gehörten auch einige Briefe und seine Brille. „Ich habe zum Stadtarchiv in Arnsberg damals einen Kontakt hergestellt und dem Archivar diesen wichtigen Nachlass gerne zur Verfügung gestellt“, sagt Dams.

Michael Gosman, seit 1986 Stadtarchivar in Arnsberg, freute sich damals sehr über die Kartons mit den Hinterlassenschaften eines der bedeutendsten Politiker der Stadt. „Es war wirklich großartig, dass Karola Dams uns all das zur Verfügung gestellt hat“, sagt Gosmann auf Anfrage. „Es ist unheimlich wichtig, dass solche Hinterlassenschaften an ein Archiv übergeben werden, denn dort sind sie gesichert und für jeden einsehbar. Oftmals verschwinden solche Dokument bei Wohnungsauflösungen und sind dann für immer verloren.“

Nicht so bei Dinslage. Die verwitwete Lehrerin Dams hat sich lange Zeit mit der Geschichte ihrer Vorfahren auseinandergesetzt, und ihre Dokumente haben wahrscheinlich einiges dazu beigetragen, dass man über Anton Dinslage heute mehr weiß, als über manch anderen preußischen Landtagsabgeordneten. Sie selbst verfügt nur noch über Kopien der Dokumente, die sie dem Arnsberger Stadtarchiv überreicht hatte. Ein stimmungsvolles Schwarz-Weiß-Bild, das den Justizgeheimrat Dinslage im Kreise der Arnsberger Juristen zeigt, besitzt Dams allerdings noch im Original. „Das Foto ist meines Wissens nach um 1906 entstanden“, sagt Dams.

Die Lebensgeschichte von Dinslage

Dinslage, am 1. Januar 1853 in Geseke geboren und am 8. Januar 1922 in Arnsberg verstorben und beigesetzt, soll einem Nachruf zufolge, der im Central-Volksblatt erschienen war, die verkörperte Pflichterfüllung gewesen sein. Das jüngste Kind eines Schneidermeisters aus Geseke studierte in Göttingen, Würzburg und Leipzig Rechtswissenschaften und wurde 1886 Amtsrichter in Recklinghausen. 1893 wurde er schließlich Richter am Arnsberger Landgericht. Der angesehene Jurist und Katholik saß für die Zentrumspartei von 1904 bis 1918 als Abgeordneter des Wahlkreises Arnsberg 7 (Lippstadt/ Arnsberg/Brilon) im preußischen Abgeordnetenhaus und lebte mit seiner Frau und seinen fünf Kindern in einer Villa in Arnsberg. Nach dem Krieg, der Abdankung des Kaisers und dem Beginn der Weimarer Republik war Dinslage bis zum Tod 1922 Mitglied des preußischen Landtages.

„Er hat sich früh Gedanken über die Einführung des allgemeinen Wahlrechtes gemacht“, sagt Karola Dams. Ein handschriftlicher Redeentwurf zum Thema Wahlrecht aus dem Jahr 1918 gehört ebenfalls zu den Schriften, die Dams dem Arnsberger Archiv zur Verfügung gestellt hat. Dinslage setzte sich damit auseinander, dass es bereits 50 Jahre vorher erste Ideen zur Einführung des allgemeinen Wahlrechtes gab. Bis zur Novemberrevolution, mit der sich alles änderte, gab es keine demokratischen Verhältnisse. Es galt das preußische Drei-Klassen-Wahlrecht, bei dem die Gewichtung der Stimmen vom Vermögen und vom Grundbesitz der Wähler abhängig war. Mit dem Ende der Kaiserzeit und dem Beginn der Weimarer Republik wurde dieses Drei-Klassen-Wahlrecht abgeschafft, und ab 1919 durften auch Frauen erstmalig wählen. Dinslage soll sich neben der Politik auch für die Kunst interessiert haben. Das belegt eine Mitgliedskarte der Vereinigung Berliner Kunstfreunde. Karola Dams möchte, dass das Andenken an ihren Großvater gewahrt bleibt. „Es ist mir wichtig, dass er nicht in Vergessenheit gerät“, sagt Dams.

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