Kur-Theater in Hennef Kabarettist Jürgen Beckers überzeugt mit "Isch glaub? et Disch!"

Hennef · Im Karneval ist Jürgen Beckers schon seit langem eine feste Größe und gehört zu den gefragtesten Spitzenkräften. Dass er aber auch ein umwerfend komischer Kabarettist ist, davon konnte sich das Publikum am Freitag (27. September) im ausverkauften Hennefer Kur-Theater überzeugen, wo der Künstler bereits 2007 zum ersten Mal aufgetreten war.

 Selbst das Aufhängen von Gardinen ist bei Beckers eine kabarettreife Nummer.

Selbst das Aufhängen von Gardinen ist bei Beckers eine kabarettreife Nummer.

Foto: Paul Kieras

"Isch glaub? et Disch!", so der Titel seines Programms, ist eine Redewendung im Rheinland, die einen Sachverhalt bestätigt, aber auch verneinen und zudem emotionaler Ausdruck sein kann. Den Satz gab es natürlich häufig zu hören.

Beckers, der als Kabarettist unter dem Namen Jürgen B. Hausmann mittlerweile auch große Säle füllt, richtet den Blick in Wohnstuben, Nachbarsgärten sowie Vereinsheime und greift die Banalität und Absurdität von Alltagssituationen auf, über die er sich wundert, lustig macht, aufregt oder einfach nur den Kopf schüttelt.

Ob es um Omas Geburtstag geht, den Hausputz oder den Kirmesbesuch mit der ganzen Familie, Beckers gelingt es, Situationskomik einzufangen, die allein auf der Sprache beruht. Der Aachener setzt auf Wiedererkennung. Den ganzen Abend über haben die Zuhörer bei den verschiedenen Szenen sich selbst oder Typen vor Augen, die der Gymnasiallehrer für Griechisch, Geschichte und Latein treffsicher beschreibt.

Großartig zum Beispiel seine Skizzierung heutiger Schüler, die um keine Ausrede mehr verlegen sind. "Mein Pferd ist unter mir zusammengebrochen", entschuldigt der erste Schüler seine Verspätung. Ein zweiter, der noch einmal zehn Minuten später eintrifft, erklärt: "Ich war pünktlich, aber da lag ein totes Pferd auf der Treppe." Beckers: "Isch glaub? et Disch!" Das Publikum tobt.

Gekonnt erläutert er die Eigentümlichkeiten der Sprache, beispielsweise den selbstverständlichen Gebrauch des Dativs: "Dem ruf' ich nicht mehr an", "Dem brauch' ich nicht mehr." Zum Schreien, wenn Beckers - ohne eine Miene zu verziehen - wortakrobatisch von den Besonderheiten des Rheinlandes berichtet, wo es auch schon einmal kein Wetter gibt: "Ich glaub', et jibt nix, denn et soll wat jeben!" - "Wenn et wat jibt, jibt et aber nit viel!" - "Dann jibt et ja abber wat!"

Das Publikum lacht sich weg: "Wat et nit all jibt!" Ebenso bei von Beckers aufgeschnappten Dialogen, die sich eigentlich als völlig sinnfrei erweisen. "Haste kalte Füße?" "Ne, ich hab die Schuhe gefüttert!" Beckers verharrt in ungläubigem Staunen. Seine Anmerkung: "Gefüttert mit was?"

Weitere Kostproben sprachlicher Kapriolen bietet Hausmann unter anderem mit dem Satz von jemandem, der fürchtete, in einem Restaurant nicht satt zu werden: "Wenn isch zu wenig krisch, dann krisch isch zu viel!" Völlig abgedreht das Stück, wo Beckers eine Dressurnummer von Reiter Josef Neckermann auf den Bühnenbrettern nachstellt, die ohne Pferd genauso ausgesehen habe, denn das Pferd sei schon Jahre zuvor gestorben.

Wieder gibt es stürmischen Szenenapplaus. Zusammen mit seinem musikalischen Partner Harald Claßen zündete Beckers ein kabarettistisches Feuerwerk, das nie platt war oder unter die Gürtellinie zielte und beim Publikum für neue Lachfalten gesorgt hat.

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