Zerstörte Hennefer Kita Kinder der Regenbogen-Kita ziehen in Container um

HENNEF · Langsam steigt sie von ihrem Rad, schiebt es an den Zaun und blickt ungläubig auf das Gebäude, in dem sie bis zum 14. Juli ihre Tage verbracht hat. Wie das blond gelockte Mädchen stehen täglich Kinder, aber auch Erwachsene an der Kurhausstraße vor dem, was die Flammen von der evangelischen Kindertagesstätte "Regenbogen" übrig gelassen haben.

Wie berichtet, hatte in der Nacht zum 15. Juli ein Großfeuer die Einrichtung für 85 Kinder zerstört. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Das Feuer sei an mehreren Stellen ausgebrochen, sagte Polizeisprecherin Renate Braun gestern auf Anfrage. Die Suche nach dem Täter laufe noch.

Ein paar hundert Meter von der zerstörten Kita entfernt spielen Kinder auf der Wiese vor dem Gemeindesaal der Christuskirche Ball, fahren Laufrad oder zaubern mit Kreide Farbe auf das graue Pflaster. Es ist die Notgruppe der Kita, in der Kinder berufstätiger Eltern bis Ende der Woche betreut werden.

Danach hat der Kindergarten drei Wochen Ferien. "Die Solidarität, die wir erfahren, ist überwältigend", sagt Pfarrer Matthias Morgenroth. Davon zeugen Spielsachen und Möbel im Saal "Markus", die Eltern, andere Kitas, Firmen und Vereine gespendet haben. Wirtshaus-Mitarbeiter haben ihr Trinkgeld eines Abends gespendet.

"Aus unserer Einrichtung konnten wir außer zwei Computern, wichtigen Akten und einzelnen Stühlen nichts retten." Die Versicherung habe bestätigt, dass das Gebäude zu 80 Prozent zerstört ist, abgerissen und neu gebaut werden muss. Der Wiederbeschaffungswert liegt, so Morgenroth, bei 1,4 Millionen Euro.

"Wir werden aber drauf zahlen müssen", sagt er. Die Erfahrungen der vergangenen 20 Jahre würden in die Planungen für den Neubau einbezogen. Ebenso die Tatsache, dass die Einrichtung eine zweite integrative Gruppe aufbauen möchte. Eine Lösung bis zum Neubau scheint gefunden.

Beim Termin mit einer Containerfirma hat das Landesjugendamt gestern sein Einverständnis für den Bau eines "Container-Kindergartens" auf dem Gelände des evangelischen Kinder- und Jugendhauses "klecks" gegeben. "Das Presbyterium entscheidet am Freitag darüber", sagt Morgenroth. Zudem bedürfe es noch der Zustimmungen von Stadt und Feuerwehr.

Wenn die vorliegen, kann ein in Köln aufgebauter "Container-Kindergarten" ab dem 13. August nach Hennef umziehen, so Morgenroth, den vor allem die Frage nach dem Motiv des Brandstifters umtreibt. "Vermutlich können wir den Container Ende August für unsere Kinder öffnen", schätzt Matthias Morgenroth. Bis dahin wird es weiter eine Notgruppe im Gemeindesaal geben.

Genau dort hat Kita-Leiterin Ute Schneider vor 44 Jahren als Erzieherin angefangen. Im alten Kindergarten. Noch kann sie nicht fassen, dass die Einrichtung, die sie seit der Eröffnung 1993 leitet, zerstört ist. "Die ideellen Werte sind unersetzbar", sagt sie. Die rund 20 Kinder, die die Notgruppe besuchen, gingen erstaunlich gelassen mit der Situation um. "Für sie ist die neue Umgebung ein Abenteuer", sagt Schneider.

Für die Mädchen und Jungen sei wichtig, dass sie die vertrauten Personen um sich haben. Gleichwohl sei der Brand immer wieder Thema. Im Morgenkreis fragte ein Junge etwa nach seinen Regensachen, die verbrannt sind. Eltern berichteten, dass Kinder nachts aufschrecken. Ute Schneider und ihr Team blicken positiv nach vorne: "Die Unterstützung, die wir erfahren, macht Mut."

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