Zerstörungswut in Hennef Kirschbäume im Bödinger Wald beschädigt

Hennef · Unbekannte hatten es im Wald bei Bödingen auf frisch gepflanzte Kirschbäume abgesehen. An 150 haben sie die Spitzen abgeknickt. Andere Baumarten wurden nicht beschädigt.

 150 Spitzen von frisch angepflanzten Kirschbäumen wurden abgeknickt. Für Stefan Walterscheid, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Hennef, sind dafür keine Wildtiere verantwortlich.

150 Spitzen von frisch angepflanzten Kirschbäumen wurden abgeknickt. Für Stefan Walterscheid, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Hennef, sind dafür keine Wildtiere verantwortlich.

Foto: Ingo Eisner

Nicht schlecht staunte Stefan Walterscheid, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Hennef, als er vor ein paar Wochen den Schaden entdeckte. Unbekannte hatten auf einem Teilstück der 1200 Hektar großen Waldfläche der Forstbetriebsgemeinschaft bei Bödingen die Spitzen von 150 Kirschbäumchen, die frisch angepflanzt worden waren, abgebrochen. „Es ist schon komisch, dass die Täter es nur auf die Kirschen abgesehen hatten“, sagte Walterscheid, der von einem Sachschaden zwischen 450 und 500 Euro ausgeht. „Das muss ja ein wahrer Kirschenhasser sein, weil die anderen Baumarten nicht beschädigt wurden. Ich glaube nicht, dass dieser Schaden von Wildtieren verursacht worden ist“, berichtete Walterscheid weiter.

Die Forstbetriebsgemeinschaft, die aktuell 514 Mitglieder – darunter auch die Stadt Hennef – zählt, hatte in den vergangenen Wochen rund 4000 Bäume, unter anderem Douglasien und Küstentannen, angepflanzt, um mit der Aufforstung der freien Flächen den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken. 6000 weitere Baumarten wie Lärche und amerikanische Stieleiche sollen folgen.

Schaden ist kein Einzelfall

Der Schaden, der auf dem städtischen Gelände der Forstbetriebsgemeinschaft entstand, war leider kein Einzelfall. Dass die heimischen Wälder in Zeiten von Corona und Lockdown immer mehr Besucher anlocken, ist an sich ja positiv. Nur halten sich viele der Naherholungssuchenden laut Walterscheid nicht immer an die Regeln und verursachen, wie in Bödingen, auch Schäden. Wanderer und Spaziergänger würden sich zunehmend nicht an das Wegegebot halten, die Anzahl der nicht angeleinten Hunde nehme zu, Mountainbiker drängen in die ruhigen und geschützten Bereiche der Wälder ein und einige Besucher würden sogar Holzhütten bauen.

 Walterscheid zeigt die Schäden an noch den jungen Kirschbäumen.

Walterscheid zeigt die Schäden an noch den jungen Kirschbäumen.

Foto: Ingo Eisner

Ein Zustand, der alarmierend ist. „Mountainbiker fahren abseits der Wege, aber auch Reiter sind öfters querfeldein unterwegs“, sagte Walterscheid. So schön es auf der einen Seite ist, dass die Menschen die Natur für sich entdecken, so führt es auf der anderen Seite dazu, dass vor allem der Wald und die Naturschutzgebiete in der Region unter Druck geraten. „Es ist schon so, dass die Anzahl der Wanderer und Mountainbiker in den Wäldern während der Corona-Zeit zugenommen hat“, sagte Stephan Schütte, Leiter des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft. „Im Allgemeinen gilt aber die 95-zu-Fünf-Regel“, sagte Schütte. Damit meint er, dass die meisten Waldbesucher sich an die Regeln halten würden, ein geringer Teil allerdings nicht. Dass Mountainbiker ihre Trails nach Gusto einrichten, sei laut Schütte ein Problem, das es seit Jahren gebe.

Rhein-Sieg-Kreis verstärkt Ordnungsaußendienst

Einige Menschen, die den Wald schützen wollen, greifen dabei auch zu kuriosen Mitteln. Im Kottenforst habe sich ein Waldbesucher so sehr über wild entsorgte Corona-Schutzmasken geärgert, dass er sie laut Schütte kurzerhand an die Ruhebänke getackert hätte. „Damit wollte er wohl darauf aufmerksam machen, dass diese Masken nicht einfach im Wald entsorgt werden sollen“, sagte Schütte. Laut dem Leiter des Regionalforstamts hat der Rhein-Sieg-Kreis bereits zwei Mitarbeiter des Ordnungsaußendienstes im Einsatz, die in den Wäldern nach dem Rechten sehen – weitere Mitarbeiter sollen folgen. Das bestätigte der Kreis auf Anfrage. „Unser Ordnungsaußendienst wird in diesem Jahr auf vier Personen verstärkt, die vermutlich ab Ostern so weit geschult sind, dass sie gezielt vor Ort eingesetzt werden können“, sagte Kreissprecher Antonius Nolden.

Der Ordnungsaußendienst des Kreises ist nicht nur im Wald im Einsatz, sondern auch in den Naturschutzgebieten, die durch Erholungssuchende besonders belastet sind. Der Kreis plant zudem im Sommer zum Thema gemeinsame Aktionen mit den kommunalen Ordnungsämtern sowie dem Regionalforstamt.

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