Kunst am Schloss Allner in Hennef Angetrieben von der Akzeptanz der Gegensätze

Hennef · Der verwunschene Garten von Schloss Allner ist Ausstellungsfläche für das Werk von Beatrix Wittschell und anderen Künstlerinnen. Beim Besuch erzählt die Bildhauerin, was sie antreibt und warum sie und ihr Mann in den eigenen Garten einladen.

Beatrix Wittschell am Koi-Teich mit mit ihrer neuen Skulptur "Mondgöttin“.

Beatrix Wittschell am Koi-Teich mit mit ihrer neuen Skulptur "Mondgöttin“.

Foto: Ingo Eisner

Das Areal neben Schloss Allner ist von entspannter Ruhe geprägt. In einem liebevoll angelegten Teich schwimmen Koi-Karpfen. Seit 1989 ist das Schloss der Lebensmittelpunkt der freischaffenden Künstlerin Beatrix Wittschell und ihres Ehemanns Jürgen Klinkhammer. Mit der „Mondgöttin“ installiert Wittschell gerade direkt am Teich ihre neue Skulptur aus Eisen. Den Werkstoff verwendet sie neben Holz, Ton, Bronze und Stein häufig für ihre Arbeiten. „Ich benutze oft Keramik zusammen mit bereits verwitterten Hölzern, Stein oder Stahl, kombiniere aber auch Holz, Stein und Bronze“, sagt sie. Dinge, die sonst weggeworfen werden, nutze sie für ihre Arbeiten.

Seit Ende der 90er Jahre öffnet Wittschell die Pforten ihres Schlossateliers, um gemeinsam mit Kollegen bei der jährlichen Frühjahrsausstellung Kunst in einem einzigartigen Ambiente zu präsentieren. Am kommenden Wochenende ist es wieder so weit: Vier Tage lang können sich ihre Gäste zum mittlerweile 25. Mal an der Kunst auf dem mittelalterlichen Areal erfreuen.

Nach einer dreijährigen Pause in der Pandemie konnte Wittschell bereits im vergangenen Jahr auf dem knapp 1000 Quadratmeter großen Gelände wieder kunstinteressierte Gäste empfangen. „Die Corona-Pause war schon sehr lang“, erinnert sich Wittschell. Sie habe während der Pandemie zehn neue Skulpturen geschaffen, darunter auch einige Bronze-Skulpturen, die es vorher nur in Holz und Ton gab.

Emotionale Akzeptanz als Motor für die Kunst

„Zentrale Themen meiner künstlerischen Arbeit sind zum einen die Dualität in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen, zum anderen die Rolle der Frau in unserer, von Umbrüchen geprägten Gesellschaft“, sagt die Künstlerin. „Nicht die intellektuelle, sondern vornehmlich die emotionale Akzeptanz des dualen Prinzips ist Ausgangspunkt und Motor für meine künstlerische Tätigkeit.“ Dass ihre Frühjahrsausstellung in diesem Jahr ein Silberjubiläum feiert, freut die Künstlerin. „Unsere Gäste kommen sehr gerne zu uns und genießen die Atmosphäre“.

Es gibt auch logistische Gründe, warum sie die Ausstellungen in ihrem sonst privaten Reich organisiert: „Es ist immer mit enormem Aufwand verbunden, die vielen Skulpturen zu den Galerien zu transportieren. Sie zu Hause zu präsentieren, macht es einfacher“, so Wittschell, die im Laufe ihrer künstlerischen Karriere in Köln, Bonn sowie in Frankreich ausgestellt hat. Doch auch öffentlichen Raum kann ihr Schaffen bewundert werden. Seit 2011 ziert beispielsweise der „Siegtaler“, eine ihrer Stahlskulpturen, die Außenwand der Hennefer Gemeinschaftsgrundschule Siegtal.

Von Anfang an bot Wittschell Kollegen die Möglichkeit, gemeinsam mit ihr bei der Frühjahrsausstellung alle Arten von Kunst zu präsentieren. „In den ersten Jahren war nur Bildhauerin Margret Zimpel dabei“, sagt Wittschell. Später kam noch Schmuckdesignerin Sigrid Karrasch dazu und sogar Wittschells Bruder Heribert Stragholz hat im Schlossatelier bereits zwei Mal seine Malereien und Collagen gezeigt. „Das Künstlerische liegt bei uns in der Familie. Auch meine Mutter hat gemalt“, so Wittschell.

Künstlerische Familie in dritter Generation

 Der verwunschene Garten ist das Kunstwerk von Wittschells Mann Jürgen Klinkhammer.

Der verwunschene Garten ist das Kunstwerk von Wittschells Mann Jürgen Klinkhammer.

Foto: Ingo Eisner

Einige Jahre lang organisierte sie sogar zwei Ausstellungen jährlich. „Ich hatte früher auch regelmäßig zur Vorweihnachtszeit eingeladen“. Mittlerweile beschränkt sie sich auf die Frühjahrsausstellung. Zimpel und Karrasch sind nach wie vor dabei. Das Konzept: Neben Wittschell stellen jedes Jahr vier bis fünf weitere Künstler vier Tage lang von Donnerstag (Christi Himmelfahrt) bis Sonntag ihre Arbeiten aus.

Seit elf Jahren veredelt zudem ihr Sohn Joscha, mittlerweile samt Band „Joshville“, musikalisch die Ausstellung und präsentiert den Zuhörern seine „New Country Music“ mit deutschen Texten. Aber auch Wittschells Mann Jürgen Klinkhammer ist ein Künstler. Alleine das Haus, in dem das Ehepaar seit 34 Jahren lebt, ist ein Hingucker und stammt laut Wittschell aus dem 18. Jahrhundert. „Mein Mann hat hier das meiste selbst gemacht“, sagt die Bildhauerin, die jahrzehntelang als Grundschullehrerin tätig war. Ob es das Restaurieren von alten Möbeln oder historischen Türen – Jürgen Klinkhammer, einst ebenfalls Lehrer, verfügt über zahlreiche Talente und handwerkliche Fähigkeiten. Dazu gehört auch der verwunschene Garten, den er angelegt hat und um den er sich seit vielen Jahren kümmert.

„Als wir damals einzogen, gab es hier nur eine Linde, einen Schotterweg und eine wilde Wiese“, erinnert sich die Mutter von drei Söhnen und einer Tochter. Das hat sich dann aber schnell geändert. Japanische Kirsche, Ahorn, Quitten und Azaleen sorgen gerade jetzt im Frühling für eine vielfältige Farbenpracht. „Der Garten ist das Kunstwerk meines Mannes“, so Wittschell, die dieses Refugium mit ihren Skulpturen veredelt hat. Es ist dieser Ort, der die Kunst ganz besonders wirken lässt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Gegen den Wind
So gesehen Gegen den Wind
Aus dem Ressort