Geplante Ortsumgehung Uckerath "Land lässt die Region im Stich"

HENNEF · Hennefs Bürgermeister Klaus Pipke ist sauer. Der Grund für Pipkes schlechte Laune ist die am Donnerstag bekannt gewordene Liste der nordrhein-westfälischen Vorschläge zum Bundesverkehrswegeplan. Die seit Jahren geplante und geforderte Ortsumgehung für Uckerath steht auf dieser Liste nicht drauf. "Das ist eine Katastrophe", sagte Pipke.

Noch im Juli hatte er sich mit zwei Landräten und zahlreichen Bundestages- und Landtagsabgeordneten in Uckerath getroffen, um dafür zu werben, dass die Ortsumgehung als vordringliche Maßnahme Teil des 2015 neu aufgestellten Bundesverkehrswegeplans bleibt.

Zurzeit ist sie zwar als vordringliche Maßnahme Teil des Bundesverkehrswegeplans 2003, in der Priorisierungsliste des Landes Nordrhein-Westfalen war sie seit September 2011 aber nur noch als "nachrangig zu planen" eingestuft. "Nun ist sie ganz unter den Tisch gefallen. Das ist eine Politik, die an den Menschen und Tatsachen vorbeigeht", sagt Pipke.

Die hohe Verkehrsbelastung und insbesondere der hohe Anteil des Schwerlastverkehrs beeinträchtigt die Anwohner seit Jahren. Umso enttäuschter sind die Reaktionen der Uckerather. "Das ist wirklich eine schlimme Nachricht", sagt Anwohnerin Elisabeth Pesch.

"Es kann nicht sein, dass viele Eltern sich gar nicht mehr trauen, ihre Kinder zu Fuß zur Schule gehen zu lassen", sagt Pesch, die an der Westerwaldstraße wohnt. "Ich bin sauer. Man muss doch auch die Menschen berücksichtigen, die aufgrund des Lärms nachts kein Auge zu machen", sagt Anwohner Paul Ellingen.

"Diese Entscheidung ist eine Unverschämtheit. In meinen Augen wehren sich die Uckerather viel zu wenig", sagt Maria Narres, die seit 42 Jahren in Uckerath wohnt. "Diese Entscheidung ist entsetzlich und schmälert die Lebensqualität", sagt der ehemalige Hennefer Bürgermeister Emil Eyermann. Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Dirk Schlömer zeigt sich betroffen.

"Ich habe erst jetzt erfahren, dass die Umgehung nicht auf der Liste steht. Ich glaube aber, dass da das letzte Wort noch nicht gesprochen ist", sagt Schlömer. "Die Entscheidung des SPD-Verkehrsministers Groschek ist für uns eine Enttäuschung. Wenn es dabei bleibt, wirft uns das um Jahre, möglicherweise Jahrzehnte zurück", teilt die Hennefer CDU mit. Und die CDU-Bundestagsabgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker sagt: "Das ist für die betroffenen Bürger ein Schlag ins Gesicht. Das Land lässt unsere Region im Stich."

"Die Menschen entlang der B8 Uckerath leiden unter der unerträglichen Belastung von fast 20.000 Fahrzeugen täglich. Die Umgehung würde nicht nur das Uckerather Zentrum enorm entlasten, sondern auch die Zukunftsfähigkeit als Ort verbessern", sagt Pipke.

Im vergangenen Jahr hatte der Hennefer Rat bereits zusammen mit der Gemeinde Eitorf eine Resolution an die zuständigen Ministerien und politischen Mandatsträger gesendet mit der Forderung einer Aufnahme der Ortsumgehung in den Bundesverkehrswegeplan 2015 und einer raschen weiteren Planung.

Das Problem auf der B8 wird sich noch verschärfen, denn der geplante Ausbau der B8 auf rheinland-pfälzischer Seite wird zu einem steigenden Verkehrsaufkommen führen, dem die B8 auf Uckerather Seite nicht gewachsen sein wird. Michael Lieber, Landrat des Kreises Altenkirchen, hatte beim Ortstermin gefordert, "dass die Ortsumgehung in dem Bundesverkehrswegeplan verankert und von beiden Landesregierungen in Mainz und Düsseldorf als gemeinsames, herausragendes grenzüberschreitendes Straßenprojekt anerkannt wird und Finanzmittel fließen".

"Der Landesregierung ist das egal", sagt Pipke. "Sie hat die Ortsumgehung abgeschrieben. Das ist ein klares Signal, wie wichtig ihr die Menschen am Rande der Landesgrenze sind, nämlich vollkommen unwichtig."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort