In Hennef geflüchtet, in Bonn verurteilt 41-Jähriger startet Raubzüge aus dem Gefängnis heraus

Region · Im offenen Vollzug hat ein 41 Jahre alter Mann Einbrüche in Swisttal, Hennef, Lohmar und Buchholz begangen. Der Festnahme entzog er sich durch Flucht. Der Verurteilte muss für drei Jahre in Haft.

 Das Bonner Landgericht

Das Bonner Landgericht

Foto: dpa/Daniel Naupold

Nach seinem letzten Coup flüchtete ein 41-jähriger Türke nach Istanbul und tauchte ab. An Silvester 2018 ging er der deutschen Polizei bei einem Familienbesuch dann doch ins Netz. Vor dem Bonner Landgericht wurde er nun wegen Wohnungseinbruchdiebstahls in drei Fällen, beziehungsweise dem Versuch in einem Fall, zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt. Außerdem soll ein Betrag von 19.227,50 Euro eingezogen werden.

 „Diese Kammer hatte es bereits zum zweiten Mal mit dem Angeklagten zu tun“, begann Isabel Köhne, Vorsitzende Richterin der 3. Großen Strafkammer, ihre Urteilsbegründung. Die Taten waren an Dreistigkeit schwer zu überbieten. Aus dem offenen Vollzug, den er wegen Betrugs sowie Beteiligung an einer Cannabis-Plantage in der JVA Euskirchen absaß, war der Mann in Einfamilienhäuser eingestiegen.

Sein erster Beutezug führte ihn am 7. November 2013 zu einem Haus in Swisttal-Heimerzheim. Neben 4500 Euro nahm er Schmuck, Uhren und eine Spiegelreflexkamera mit. „Sehr großzügig zu Gunsten des Angeklagten kalkuliert“ käme man laut Köhne auf einen Schaden von 8252 Euro. Weiter ging es am 7. Januar 2014 in Hennef-Lichtenberg. Hier veranschlagte die Strafkammer 2350 Euro für Schäden am Gebäude und den Erlös der gestohlenen Unterhaltungselektronik. Am 22. Januar lief es dann nicht mehr so rund für den Einbrecher: Er verließ ein Einfamilienhaus im rheinland-pfälzischen Buchholz ohne Beute.

Der Türke tauchte vier Jahre lang in Istanbul ab

Dass er bei dem Versuch, einen im Heizungskeller stehenden Waffentresor aufzubrechen, scheiterte brachte ihm in diesem Fall einen Bonus ein. Er konnte nur für den versuchten Einbruchdiebstahl bestraft werden. Nach Hinweisen hatte die Polizei den Häftling im offenen Vollzug observiert. So konnten Beamte am Abend des 21. März beobachten, wie der Mann sich von seiner Frau verabschiedete und dann in seinem mit einem Peilsender ausgestatteten Smart nach Lohmar fuhr. Dort stieg der 41-Jährige ein und verließ das Haus mit „einer prall gefüllten Einkaufstüte“. Wert der Beute: gut 8000 Euro. Der Zugriff erfolgte dann am 15. April in der Hennefer Familienwohnung des Häftlings. In letzter Sekunde gelang ihm die Flucht durch ein Fenster an der Rückseite des Hauses.

 In Istanbul war er dann offenbar als Bodybuilder sogar legal recht erfolgreich, die Sehnsucht nach seinen Kindern trieb ihn aber zum Jahreswechsel 2018/2019 ins Rheinland, wo die Polizei ihn nach einem dieses Mal erfolglosen Fluchtversuch verhaften konnte. Bei dem Sprung über eine Mauer verletzte sich der Mann leicht. Ursprünglich war er sogar in elf Fällen angeklagt, die restlichen sieben Verfahren mussten allerdings eingestellt werden. Anders, als die nun verurteilten Taten, hatte der Mann sie nicht gestanden und die hinterlassenen Spuren reichten für eine eindeutige Identifizierung nicht aus.

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