Solidargemeinschaften mit Verbrauchern Landwirte aus Hennef und Alfter gehen neue Wege

HENNEF · Leckere landwirtschaftliche Produkte aus der Region - darauf schauen Verbraucher, wenn sie einkaufen gehen. Einige wollen ihre Eier, ihre Kartoffeln oder ihre Milch direkt vom Bauern erwerben.

 Gemeinschaft: Bauer Bernd Schmitz (links) und die Mitglieder der Planungsgruppe "Solidarische Landwirtschaft Bonn".

Gemeinschaft: Bauer Bernd Schmitz (links) und die Mitglieder der Planungsgruppe "Solidarische Landwirtschaft Bonn".

Foto: Ingo Eisner

Und auch Landwirte wagen den Schritt in den Wandel. Statt verstärkt auf Wachstum und Spezialisierung zu setzen, wollen einige mutige Bauern künftig ein breiteres Angebot schaffen und gehen dafür solidarische Wirtschaftsgemeinschaften mit Verbrauchern ein. So wie Bernd Schmitz, der seit 25 Jahren seinen Hof in Hanf betreibt. Ziel ist es, die Nahrungsversorgung in der Region mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu stärken.

"Wir wollen gemeinsam die Versorgung mit lokalen, biologisch erzeugten Lebensmitteln verbessern und den Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen langfristig erhalten", sagte Gesa Maschkowski von der Planungsgruppe "Solidarische Landwirtschaft in Bonn", kurz "SoLawi". Mit Werner Grüsgen aus Alfter und Bernd Schmitz aus Hennef-Hanf konnte "SoLawi" gleich zwei Landwirte gewinnen, die zusammen mit Verbrauchern eine solche solidarische Wirtschaftsgemeinschaft eingehen wollen. "Es gibt bereits rund 100 Interessenten", sagte Maschkowski. Beteiligen kann sich jeder Interessent.

Die Gemeinschaft aus Verbrauchern und Landwirten entwickelt zusammen ein Konzept für die Zusammenarbeit, teilt sich die Kosten, die Ernte, aber auch das Risiko. "Die Gemeinschaft übernimmt freiwillig für ein Jahr die Betriebskosten. Je nach Einkommen beteiligt sich jeder Interessent, der mitmachen möchte, mit 46 bis 170 Euro pro Monat", sagte Maschkowski. "Unterm Strich gibt jeder Teilnehmer, was er kann oder was es ihm wert ist."

Dafür erhält der Verbraucher natürlich seinen Anteil von der Ernte. "Jeder hat dann ein Depot, zu dem die Kartoffeln oder der Kohl geliefert werden. Die Lieferung wird ebenfalls von der Gemeinschaft organisiert", sagte Maschkowski. Außerdem wollen die Verbraucher als Mitglieder dieser Solidargemeinschaft auch beim Ernten helfen.

Die Idee ist nicht neu, aber noch nicht zu allen durchgedrungen. Seit 2012 gibt es die "Solidarische Landwirtschaft Bonn", und Bernd Schmitz hatte bereits frühzeitig Kontakt zu der Initiative. Sein Betrieb in Hanf verfügt über 85 Hektar Fläche, davon allein 16 Hektar für den Ackerbau. Für die Gemeinschaft, der er sich jetzt angeschlossen hat, will er auf eineinhalb Hektar Kartoffeln, Kohlgewächse und Getreide anbauen.

Überdies hat Schmitz 45 Kühe. Aber auf eine reine Milchproduktion, für die er seinen Betrieb hätte vergrößern müssen, wollte der 48-jährige Landwirt nicht setzen. "Nicht wachsen, nicht weichen", so Schmitz. "Die Einseitigkeit, das Spezialisieren und natürlich das Verdrängen von Mitanbietern - das alles ist nicht meine Sache", sagte Schmitz.

Natürlich weiß auch er, dass mittlerweile jeder Landwirt ums nackte Überleben kämpft. Trotzdem hat er sich entschlossen, andere Wege zu gehen. Unabhängig vom globalen Strom sein, Verantwortung für die Lebensmittelproduktion übernehmen, Qualität erzeugen - all das sei wichtig. "Der Preis von Lebensmitteln steht mittlerweile in keinem Verhältnis mehr zum Wert", sagte Schmitz, der auch eineinhalb neue Arbeitsplätze auf seinem Hof schaffen will.

Die Landwirte Werner Grüsgen und Bernd Schmitz sollen nicht die einzigen Bauern bleiben, die sich einer solchen Solidargemeinschaft anschließen. "Wir müssen aber langsam anfangen und Schritt für Schritt vorgehen. Es gibt immer weniger Land, und viele Bauern haben wirtschaftliche Probleme", sagte Gesa Maschkowski. Dennoch will die "Solidarische Landwirtschaft in Bonn" auch in Zukunft noch mehr Verbraucher und Bauern für dieses Projekt gewinnen.

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