Grete Schlegel Malerin aus Hennef steht im Fokus eines neuen historischen Bandes

Hennef · Im neuen Band zur Geschichte der Stadt Hennef beleuchtet ein Beitrag die Lebensgeschichte der Hennefer Malerin Grete Schlegel, die unter anderem auch kunstpädagogisch im Strafvollzug gearbeitet hat.

 Grete Schlegel in ihrem Arbeitszimmer: Sie erhielt 1981 in Stadt Blankenberg das Bundesverdienstkreuz.

Grete Schlegel in ihrem Arbeitszimmer: Sie erhielt 1981 in Stadt Blankenberg das Bundesverdienstkreuz.

Foto: Sammlung Angela Mai

Sie ist nicht mehr so bekannt, wie noch vor ein paar Jahrzehnten, aber viele Menschen erinnern sich noch an die Wahl-Henneferin und Künstlerin Grete Schlegel. Erst vor zweieinhalb Jahren hatte das Hennefer Kulturamt eine Retrospektiv-Ausstellung mit Werken der Malerin in der Meys-Fabrik gezeigt, die dazu beitrug, das Schaffen und den Lebensweg der Künstlerin wieder ins Gedächtnis zu rufen. Dazu dürfte jetzt auch der 15. Band zur Geschichte der Stadt Hennef beitragen, der kürzlich vom Verkehrs- und Verschönerungsverein herausgegeben wurde. In ihm finden sich nämlich Beiträge vom Hennefer Kulturamtsleiter Dominique Müller-Grote sowie vom Heimatforscher Helmut Fischer, die noch einmal den Lebensweg und das Schaffen Schlegels beleuchten.

Der neue Band wartet mit insgesamt sechs verschiedenen Themen auf, von denen allein vier von Helmut Fischer stammen. Der Heimatforscher beschäftigte sich nicht nur mit Grete Schlegel, sondern auch mit der Geschichte der Burgen- und Rittergüter Hennefs sowie mit der Historie des ehemaligen, 1892 an der Frankfurter Straße erbauten Hennefer Amtsgerichtes, in dem bis 1979 noch Urteile gefällt wurden und in dem heute das Kinder- und Jugendhaus der Stadt residiert. Auch den Siechenhäusern bei Lückert, die einst für die Aufnahme von Leprakranken erbaut wurden, widmete sich Fischer, während Autor Ralph Dietl-Hühnermann den Beginn der Industrialisierung Hennefs auf rund 50 Seiten nachzeichnete.

 Grete Schlegels Werke, hier bei der Ausstellungseröffnung in Hennef, waren vor der Retrospektiv-Ausstellung zuletzt in den 1990er-Jahren im Siegburger Stadtmuseum zu sehen.

Grete Schlegels Werke, hier bei der Ausstellungseröffnung in Hennef, waren vor der Retrospektiv-Ausstellung zuletzt in den 1990er-Jahren im Siegburger Stadtmuseum zu sehen.

Foto: Ingo Eisner

Ausstellung mit 70 Exponaten aus dem Nachlass

Fischer und Müller-Grote erinnerten in ihren Beiträgen vor allem aber noch einmal an die Malerin Grete Schlegel. Der Hennefer Kulturamtsleiter beleuchtet unter dem Titel „Grete Schlegel: Ein Leben für die Kunst“ das Leben und Schaffen der Wahl-Henneferin und erinnerte an die Retrospektiv-Ausstellung, die sein Amt mithilfe der Großnichte Angela Mai 2019 auf die Beine gestellt hatte. Mai hatte für diese Ausstellung insgesamt 70 Exponate aus dem Nachlass ihrer Großtante gemeinsam mit Müller-Grote und Fischer ausgewählt.

Fischer geht in seinem Beitrag für den neuen Band auf die Vielseitigkeit Schlegels ein, denn die Künstlerin hatte laut dem Heimatforscher sogar einen Ausflug in die Kinderliteratur gewagt. 1942 war nämlich unter dem Titel „Das Räubermädchen“ im „Westfälischen Beobachter“ ein Märchen Schlegels für die Kinder ihres damaligen Heimatortes Striefen erschienen, das sie sogar mit ein paar Zeichnungen versehen hatte.

Künstlerischer Weg früh vorgezeichnet

Glaubt man ihrem Neffen Michael Mai, so war ihr künstlerischer Weg früh vorgezeichnet. 1897 als Tochter eines österreichischen Chemikers in Orlowo bei Moskau geboren, wuchs sie mit ihren beiden Geschwistern in einem ganz auf das Künstlerische ausgerichtete Elternhaus auf und soll bereits im Alter von zehn Jahren ihren Lebenswunsch, Malerin zu werden, ihrem Tagebuch anvertraut haben. Nach Verbannung und einer Internierung in Sibirien zwischen 1914 und 1918 war sie nach ihrer Rückkehr nach Deutschland zunächst Privatschülerin in Düsseldorf und begann ihre künstlerische Ausbildung 1920 an der Kölner Kunstgewerbe- und Handwerksschule. Nach einem kurzen Abstecher an die Dresdner Akademie kehrte sie 1925 ins Rheinland zurück.

Seit den 1920er-Jahren stellte sie ihre Arbeiten aus, zog zeichnend und malend mit Zirkussen und Theaterensembles übers Land, verbrachte viel Zeit in Italien und kam 1934 nach Hennef. Dort lebte sie zunächst in Striefen und ab 1956 auf dem Käsberg, wo sie 1987 in ihrem Atelier verstarb.

Gründungsmitglied der Künstlergruppe „Die Zehn“

Schlegel war Gründungsmitglied der Künstlergruppe „Die Zehn“, arbeitete als Dozentin, war kunstpädagogisch im Strafvollzug tätig und erhielt 1981 in Stadt Blankenberg das Bundesverdienstkreuz. Schlegels Werke waren vor der Retrospektiv-Ausstellung in Hennef zuletzt in den 1990er-Jahren im Siegburger Stadtmuseum zu sehen.

In puncto Stil und Thematik lassen sich die Werke der Malerin nicht kategorisieren. Aquarelle, Bleistiftzeichnungen oder Collagen – all das findet sich in ihrem Werk. Jahrzehntelang gehörte ihre Liebe dem fahrenden Volk. Sie zog mit zahlreichen Zirkussen umher und malte dabei. Auch das Theater, aber vor allem die Landschaft und die Menschen Italiens inspirierten Schlegel, die während des Zweiten Weltkrieges russische Zwangsarbeiter als Dolmetscherin betreute, sich um die Beerdigung der in und um Striefen gefallenen deutschen Soldaten kümmerte und später viele Jahre lang Gefangenen der JVA Siegburg Malunterricht erteilte. All das lässt sich jetzt in den neuen Beiträgen zur Geschichte der Stadt Hennef nachlesen.

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