Verkehrsversuch am Schulcampus Hennef Mehr Sicherheit und Bewegungsfreiheit auf dem täglichen Schulweg

Hennef · Der Weg zum Schulcampus Hennef soll sicherer werden, und rund um die Schulgebäude sollen mehr Freiflächen für die Schüler entstehen. Deswegen hat die Stadt Hennef einen Verkehrsversuch gestartet. Eine zentrale Maßnahme ist die Abbindung der Fritz-Jacobi-Straße. Wir stellen die verschiedenen Schritte des Verkehrsversuchs vor.

 Verkehrsversuch in Hennef: Die Fritz-Jacobi-Straße am Schulcampus ist gesperrt. Privatfahrzeuge müssen wenden und zurückfahren.

Verkehrsversuch in Hennef: Die Fritz-Jacobi-Straße am Schulcampus ist gesperrt. Privatfahrzeuge müssen wenden und zurückfahren.

Foto: Ingo Eisner

Die Autofahrer, die an diesem Mittag die Fritz-Jacobi-Straße befahren, sind etwas irritiert, denn plötzlich stehen sie vor einer verschlossenen Schranke. Während Radler freie Fahrt haben und zwischen den Schrankenanlagen hindurch huschen dürfen, warten die Pkw-Fahrer geduldig. Vielleicht springt das Schrankenlichtzeichen ja doch noch von Rot auf Grün. Nachdem eine Weile nichts passiert, wenden sie und fahren zurück. Genau das ist aber auch gewollt. Mit den vier Schranken für die beiden Fahrbahnen, die kürzlich installiert wurden, soll die Fritz-Jacobi-Straße dauerhaft vom Durchgangsverkehr abgebunden werden. Die Stadt will ab der ersten Woche nach den Osterferien nun austesten, wie sich ein autofreier Schulcampus in der Praxis darstellt.

Dabei soll die Fritz-Jacobi-Straße an zentraler Stelle komplett gesperrt werden. Zwar handelt es sich zunächst um einen neunmonatigen Verkehrsversuch, der rechtlich in der Straßenverkehrsordnung unter Paragraph 45, Absatz 1 als Erprobungsklausel verankert ist. Langfristiges Ziel der Verwaltung ist allerdings, den Campus dauerhaft autofrei zu gestalten. Dafür investierte die Stadt mehr als 200.000 Euro in die neue Schrankenanlage.

Mit großen Transparenten weist die Stadt auf die Sperrung der Straße hin.

Mit großen Transparenten weist die Stadt auf die Sperrung der Straße hin.

Foto: Ingo Eisner

Öffnen mit Dreikantschlüsseln

Trotz der Schranken können Anwohner der Fritz-Jacobi-Straße, die ab sofort eine Anliegerstraße ist, weiterhin ihre Wohnhäuser erreichen. Mit einem speziellen Aufkleber versehen, der von den digitalen Geräten an den Schranken erkannt wird, können Schulbusse sowie Feuerwehr, Rettungs- und Müllfahrzeuge uneingeschränkt die Fritz-Jacobi-Straße passieren. Radler dürfen zwischen den Schranken hindurchfahren. Zudem können berechtigte Personen mit einer vorher registrierten Telefonnummer die Schrankenanlage per Smartphone bedienen. In Notfällen lassen sich die Schranken auch manuell mit einem Dreikantschlüssel öffnen.

Die Verkehrssituation rund um das Carl-Reuther Berufskolleg, das Gymnasium und die Gesamtschule Hennef-West ist laut Bürgermeister Mario Dahm seit Jahren schwierig. Vor allem die Fritz-Jacobi-Straße, die den Schulcampus quasi durchschneidet, birgt Gefahren. Tausende Schüler queren täglich die Straße, hinzu kommen Schulbusse, „Elterntaxis“ und der ganz normale Verkehr. Nun will die Stadt handeln und mit der Sperrung mehr Aufenthaltsqualität auf dem Schulcampus schaffen, die Verkehrskonflikte entschärfen, dabei die Bedürfnisse der Anwohner im Blick behalten und Potenziale für mögliche, steigende Schülerzahlen ermitteln.

 Es gibt jetzt Haltestelle für Elterntaxis am Berufskolleg.

Es gibt jetzt Haltestelle für Elterntaxis am Berufskolleg.

Foto: Ingo Eisner

„Der heutige Durchgangsverkehr sorgt für chaotische Verhältnisse und soll nicht weiter durch unser Schulzentrum mit seinen vier Schulen fließen", so Dahm. Ob die Vision eines autofreien Schulcampus tatsächlich funktioniert, soll nun der einstimmig vom Rat beschlossene Verkehrsversuch zeigen.

Polizei und Ordnungsamt kontrollieren

Polizei und Ordnungsamt werden regelmäßig die neuen Zufahrts-und Anliegerbeschränkungen kontrollieren. Mit Blick auf den Beginn der Schule nach den Osterferien hofft Dahm auf Nachsicht. „Ich bitte alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer gerade in den ersten Tagen, in denen sicher nicht alles reibungslos läuft, um etwas Gelassenheit und Verständnis", so der Bürgermeister. „Es wird am Anfang sicher Probleme geben, aber die Situation sollte sich nach ein paar Wochen normalisieren“, prognostiziert Dahm.

Auch Beatrix Glaser, Leiterin des Hennefer Gymnasiums, steht voll und ganz hinter dem Versuch. „Ich bin gespannt, wie es jetzt funktioniert und hoffe, dass es gelingt“, so Glaser. Auch für die Elterntaxis hat sich die Stadt etwas einfallen lassen. Für den Hol- und Bringverkehr werden sogenannte Elternhaltestellen auf beiden Seiten der Frankfurter Straße in Höhe der Gartenstraße sowie in der Wendeanlage vor dem Carl-Reuther-Berufskolleg an der Fritz-Jacobi-Straße eingerichtet.

25 Parkplätze fallen weg

Auf Höhe der Gartenstraße wird der Fußgängerüberweg nun mit einer Ampel geregelt. Zudem sind Pkw-Abstellflächen neben dem sogenannten Platanenparkplatz in der Nähe des Bauhaus-Marktes eingeplant, da durch die Sperrung etwa 25 Stellplätze vor der Gesamtschule Hennef-West wegfallen. Gleichzeitig wird der Parkplatz zwischen Fritz-Jacobi-Straße und Gartenstraße zu den Schulzeiten ausschließlich dem Schulpersonal zur Verfügung stehen.

Den Radverkehr zum Schulzentrum will die Stadt stärken, indem sie die Königsstraße künftig als Fahrradstraße einrichtet. Alle Anlieger, auch die der Kegelswies und der Keplerstraße, können die Königstraße zwar weiterhin mit Autos befahren, Radfahrer haben dort allerdings Vorrang. Für einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch während des Verkehrsversuchs wird es mit sämtlichen relevanten Akteuren Runde Tische geben. Zudem wird der Verkehrsversuch in regelmäßigen Abständen ausgewertet, um etwaige Probleme zu beheben und um auf unvorhergesehene Entwicklungen reagieren zu können.

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