Chorkonzert in Siegburg mit René Kollo „Mein Programm ist die Abwechslung“

Siegburg · Der Tenor René Kollo singt zum 70-jährigen Bestehen Frühlingslieder mit dem Siegburger Schubertbund.

Er wurde gefeiert als Wagner-Tenor, startete seine Karriere als Schlagersänger und macht nun im Jahr vor seinem 80. Geburtstag Furore mit seiner noch immer konzertanten Tenorstimme. René Kollo steht für jahrzehntelangen gesanglichen Erfolg. Am Samstag, 23.April, feiert er den 70. Geburtstag des Schubertbundes Siegburg mit einem Frühlingskonzert in der Rhein-Sieg-Halle. Vor seinem Siegburger Auftritt sprach Susanne Haase-Mühlbauer mit dem Heldentenor.

Sie sind seit den 1950er Jahren im Musikgeschäft vertreten. Wie schaffen Sie es, sich und Ihre Stimme über Jahrzehnte jung und beweglich zu halten?
René Kollo: Da habe ich kein Geheimnis. Wenn man selber gesund ist, dann ist die Stimme auch gesund. Die Stimme ist ein Abbild der Gesundheit. Natürlich trinke ich auch gerne mal ein Glas Rotwein, aber nur eines. Und vor Auftritten überhaupt nicht, und das Rauchen habe ich mir schon lange abgewöhnt.

Sie singen Tenor. Sind da nicht die Höhen der Stimmlage von Natur aus kritisch?
Kollo: Als ich vor zwei Jahren auf Japan-Tournee war, habe ich verschiedene Liederzyklen gesungen. Schuberts „Winterreise“, Schumanns „Dichterliebe“ und einige Strauß-Lieder. Das hat noch alles in der originalen Tonlage geklappt. Da habe ich Glück gehabt.

Sie stammen aus einer Berliner Musikerfamilie. War es für Sie als Jugendlicher gleich klar, dass Sie in die Fußstapfen ihres Vaters und Großvaters treten werden?
Kollo: Eigentlich gar nicht. Wer weiß schon im Voraus, was aus ihm wird? Bei uns wurde mit einem Vater, der Filme machte und komponierte, zu Hause so gut wie keine Musik gemacht. Andere Familien pflegten Hausmusik. Bei uns wurde das ganz bewusst nicht gemacht. Und doch habe ich dann zur Musik gefunden. Habe zunächst viel Jazz gemacht, Schlagzeug und Bass gespielt, Sinatra-Songs gesungen. Erst allmählich habe ich meinen Weg gefunden.

Sie selber haben vier Kinder aus zwei Ehen. Hat eines Ihrer Kinder die Musik als Beruf ergriffen?
Kollo: Gott sei Dank nicht. Die haben sozusagen ganz 'normale' Berufe ergriffen, auch wenn sie natürlich alle nicht ganz normal sind.

Ihr Schlager Mary Lou“ stand 1961 über neun Wochen in den Charts, die „Rose vom Rio Grande“ war 1963 sogar zwölf Wochen dabei. Wie sah damals der Starkult im Vergleich zu heute aus?
Kollo: Darum habe ich mich gar nicht gekümmert. Ich hatte kein besonderes Programm. Eines hat sich zum anderen gefügt. Und ich dachte nie, dass etwas mehr daraus werden würde. Aber ich wusste, dass ich immer zum klassischen Fach wollte.

Ihrer Karriere als Heldentenor mit legendären Auftritten in Bayreuth ging ihre Schlagerkarriere voraus. Haben Sie das jemals als Widerspruch empfunden?
Kollo: Nein, überhaupt nicht. Mein Programm ist die Abwechslung. Ich hasse „en suite“. Es geht mir nicht darum, sich für leicht oder ernst zu entscheiden, mal 'U' und mal 'E' zu sein. Auch wenn ich zehnmal hintereinander den Tristan singe, wäre es für mich langweilig gewesen. Ich kann nicht irgendetwas mein ganzes Leben lang machen. Und deshalb nehme ich mir auch die Freiheit, zu schauspielern, Bücher zu schreiben und zu singen.

Wie entdeckten Sie, dass Ihre Stimme sogar für Wagner-Musik tauglich ist?
Kollo: Meine Liebe zu Wagner war mein ganzes Leben lang da. 1965 habe ich mit Oper angefangen, 1969 habe ich dann schon in Bayreuth gesungen. Wagner ist und bleibt für mich das größte musikalische und theatralische Genie, das es gibt. Dafür kann ich mich immer wieder begeistern. Er ist für mich eine Quelle unendlicher Erneuerung, ohne sich abzunutzen.

Sie haben aber auch mit Zarah Leander, James Last und Udo Jürgens zusammengearbeitet.
Kollo: Udo ist für mich einer der Letzten, der noch richtige Melodien komponiert hat, einer, der Musik gemacht hat, die sich im liedhaften Sinne singen lässt.

Sie werden im nächsten Jahr 80 Jahre alt. Welche Pläne haben Sie noch?
Kollo: Zunächst einmal erscheint demnächst ein neuer Teil meiner Biografie. Dann spiele ich in Berlin Theater, eine Rolle im „Quartetto“. Das Stück handelt von vier Sängern über 70. Und im November bereite ich meine Abschiedstournee vor. Man sollte auch wissen, wann es Zeit wird, sich langsam zurückzuziehen.

Sie singen Schlager und Opernarien, schreiben Kurzkrimis und Bücher zur deutschen Geschichte, haben an allen großen Opernhäusern der Welt gesungen. Jetzt stehen sie auf Vermittlung des Vereins Kulturgut Volkslied Buchholz mit dem Schubertbund Siegburg mit Frühlingsliedern auf der Bühne. Welchen Stellenwert hat das deutsche Volkslied für Sie?
Kollo: Richtige deutsche Volkslieder besitzen einen unglaublich schönen, poetischen Kern. Da ist es wichtig, diese Lieder immer wieder in Erinnerung zu halten. Sie sind ein wichtiger Teil unserer eigenen Kultur. Da die Politik sich oft zu wenig darum kümmert, diese Kultur hochzuhalten, kann es nicht genug solcher Konzerte geben, in denen diese Lieder erklingen.

Wussten Sie, dass Siegburg die Geburtsstadt Engelbert Humperdincks ist?
Kollo: Nein, das war mir nicht bewusst! Ich liebe 'Hänsel und Gretel', und die Aufnahme mit Herbert von Karajan ist etwas ganz Tolles, und bei aller Nähe zu Wagner muss man doch diesen völlig eigenen, wunderbar märchenhaften Ton Humperdincks lieben.

Das Jubiläumskonzert „70 Jahre Schubertbund“ am Samstag, 23. April, 17 Uhr, hat mit René Kollo (Tenor), Eva Lind (Sopran) und Dirk Schiefen (Trompete) drei Gast-Stars auf der Bühne der Rhein-Sieg-Halle. Karten zum Preis von 25 Euro gibt es in den bekannten Vorverkaufsstellen.

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