Gerichtsprozess in Hennef Mettbrötchen-Fall: 49-jähriger Sohn nun auch angeklagt

EITORF/HENNEF/BONN · Hennefer bestreitet, etwas mit dem Giftanschlag auf seine Mutter zu tun zu haben. Das frühere Pärchen würdigt sich keines Blickes.

Nach eigenen Angaben war sie seine "Traumfrau" - doch nun will ein 49-Jähriger aus Hennef nichts mehr mit seiner Ex-Freundin zu tun haben. Seit Dienstag muss sich das Ex-Pärchen wegen versuchten Mordes vor dem Bonner Landgericht verantworten, weil es einen Giftanschlag auf die schwer kranke Mutter (76) des Mannes verübt haben sollen.

Während des gesamten Prozesstages würdigten sich die beiden Angeklagten keines Blickes. Wie berichtet, hatte die Staatsanwaltschaft zunächst nur die 53-Jährige angeklagt. Die mehrfach vorbestrafte und wohl drogenabhängige Frau soll am Abend des 24. März 2014 mit ihrem Freund bei dessen Mutter erschienen sein. Die 76-Jährige lebt bei einer Pflegerin in Eitorf. Während sich der 49-Jährige mit der Pflegerin unterhielt, soll die Angeklagte die Seniorin mit einem Mettbrötchen gefüttert haben, in dem Tabletten versteckt waren.

Das Opfer fiel in einen mehrtägigen Dämmerschlaf, überlebte aber. Im November saß die bis dahin schweigende Frau alleine auf der Anklagebank. Dann las ihr Verteidiger eine Erklärung vor, in der zwar eingeräumt wurde, dass die gelernte Arzthelferin der 76-Jährigen das vergiftete Brötchen verabreicht hatte. Sie sei jedoch davon ausgegangen, dass die Seniorin überlebe. Ziel sei es gewesen, eine offenbar bevorstehende Abberufung des 49-Jährigen als gesetzlicher Betreuer seiner Mutter zu verhindern.

Allerdings - und dabei blieb die 53-Jährige nun - sei ihr Partner die treibende Kraft gewesen. Er sei es auch gewesen, der im November 2012 auf die Idee gekommen sei, Geld der Mutter auf die Privatkonten der Angeklagten zu verschieben. 14 500 Euro soll das Pärchen seit November 2012 veruntreut haben. Nach diesen Beschuldigungen platzte der Prozess erst einmal. Der Sohn wurde ebenfalls in Untersuchungshaft genommen und angeklagt, da die Ermittler inzwischen davon ausgehen, dass die beiden gemeinsame Sache machten. Der Mordplan soll geschmiedet worden sein, um zu verhindern, dass die Veruntreuung des Geldes auffliegt und um sich das Erbe zu sichern - die Rede ist von 100 000 Euro.

Der Kfz-Mechaniker will von all dem jedoch nichts gewusst haben. Dass der 49-Jährige als Betreuer nicht bemerkt habe, dass ständig Beträge vom Girokonto seiner Mutter abgebucht wurden, konnte Kammervorsitzender Josef Janßen nicht so recht glauben: "Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie das nicht mitbekommen haben?" Daraufhin behauptete der Angeklagte, er habe vor der Tat nicht mehr auf die Kontoauszüge geschaut - was den Richter "ein bisschen sprachlos" zurückließ.

Die Idee mit dem Mettbrötchen stamme von der Mitangeklagten, so der Hennefer. Er habe die 53-Jährige geliebt. Inzwischen geht er davon aus, dass "fast alles gelogen" war, was sie ihm im Laufe der Beziehung erzählt habe. "Das Vertrauen ist hin." Der Prozess wird fortgesetzt.

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