Interview mit Regionalkantor Schmitz-Witter „Musik ist das halbe Leben“

Hennef · Interview mit dem Regionalkantor Norbert Schmitz-Witter über die Ausbildung zum Organisten. Hennfer Kirchenmusiker beklagt fehlenden Nachwuchs.

 Vielseitiges Instrument: Regionalkantor Norbert Schmitz-Witter an der Rieger-Orgel.

Vielseitiges Instrument: Regionalkantor Norbert Schmitz-Witter an der Rieger-Orgel.

Foto: BIB

Die Wenigsten haben sich mit einer Orgel auseinandergesetzt. Was finden Sie an der Orgel so faszinierend?

Norbert Schmitz-Witter: Das ist ein sehr harmonisches Instrument, auf dem man polyphon, also mehrstimmig, spielen kann. Es ist auch außerordentlich interessant, was die unterschiedlichen Möglichkeiten angeht. Jede Orgel ist anders gebaut, da hat man sehr viele Möglichkeiten, damit stilistisch umzugehen.

Welche Voraussetzungen braucht denn jemand, der lernen möchte, auf der Orgel zu spielen?

Schmitz-Witter: Die Voraussetzung ist eigentlich ein gutes Klavierspiel. Beim Basiskurs wollen wir das Angebot möglichst niederschwellig halten. Das heißt, man muss jetzt nicht perfekt Klavier spielen können, aber Grundkenntnisse sollten vorhanden sein.

Wie genau läuft dieser Basiskurs denn ab?

Schmitz-Witter: Es sind 20 Einzelunterrichtsstunden pro Schuljahr. Und das richtet sich danach, wo man bei den einzelnen Schülern ansetzen kann. Ob man vielleicht noch in den liturgischen Bereich gehen kann und dort dann auch entsprechende Lieder einüben kann.

Wie viele Anmeldungen sind bis jetzt schon eingegangen?

Schmitz-Witter: In diesem Jahr sind es nicht so viele. Eine Anmeldung ist es bis jetzt. Es läuft schon seit sieben oder acht Jahren. Wahrscheinlich sind wir am Anfang in eine Marktlücke reingegangen, da hatten wir so drei bis vier Anmeldungen pro Jahr.

Wenn jemand diesen Kurs absolviert hat, kann er dann als Organist die musikalische Begleitung der Gottesdienste durchführen?

Schmitz-Witter: Das kommt darauf an. Es ist ein schwieriges Unterfangen, eine Orgel zu erlernen. Man kann es nicht oft genug sagen, das es schwierig ist. Das kommt darauf an, welche Grundvoraussetzungen der Schüler mitbringt, wie aufnahmefähig er ist. In vielen Fällen muss man sagen, das geht leider nicht. Dieser Kurs ist nur der Einstieg, und dann muss weiter dran gearbeitet werden.

Bleiben wir einmal bei Organisten, die die Gottesdienste tatsächlich begleiten. Was für ein Aufwand versteckt sich dahinter?

Schmitz-Witter: Es gibt das hauptberufliche Studium der Kirchenmusik, das schon sehr aufwendig ist, angefangen bei den Aufnahmevoraussetzungen. Es umfasst nicht nur das Orgelspielen, sondern einen Fächerkanon mit zwölf Fächern, zum Beispiel liturgisches Orgelspiel, Chorleitung und Gesang. Aber neben den hauptamtlichen gibt es ja immer noch die unverzichtbaren nebenberuflichen Kirchenmusiker. Diese benötigen die C-Ausbildung.

Was genau verbirgt sich hinter der C-Ausbildung?

Schmitz-Witter: Das ist jetzt schon wesentlich umfangreicher als der Basiskurs. Das geht über zwei Jahre, die man aber neben dem Beruf oder Studium noch schaffen kann oder auch neben der Schule. Es umfasst Einzelunterricht im Bereich Orgel, der dezentral durchgeführt wird, und ein Chorpraktikum. Und dann gibt es samstags Gruppenunterricht zentral in Köln mit allen Schülern zusammen, wo dann Chorleitung und verschiedene theoretische Fächer unterrichtet werden.

Gibt es generell Nachwuchsprobleme im Bereich der Kirchenmusik?

Schmitz-Witter: Ja, die gibt es schon. Wie bei allen Kirchenberufen. Ich glaube sogar, bei uns ist das Problem noch etwas virulenter als bei den Priestern. Wir versuchen, dagegenzusteuern. Es wird in etwa 15 Jahren ein großer Umbruch kommen, weil dann ein großer Teil in den Ruhestand treten wird, und da müssen wir natürlich überlegen, ob wir den Stellenplan so weiterfahren können wie bisher. Vermutlich geht das nicht, da müssen wir uns dann was Neues ausdenken.

Wo sehen Sie denn die Schwierigkeit? Warum sind, wie in diesem Fall, Kirchenmusikerberufe oder generell kirchliche Berufe für die nachkommende Generation nicht mehr so attraktiv?

Schmitz-Witter: Man muss es ganz realistisch sehen: Wie hoch ist der Anteil der Kirchenbesuche heute noch? Und entsprechend gering sind ja auch die Bindemöglichkeiten noch. Die Gründe sind vielschichtig. Es sind sicher Fehler gemacht worden in der Kirche, aber ich glaube, hauptsächlich liegt es daran, dass der Glaube nicht mehr so stark gelebt wird wie früher.

Wer sich für einen dieser Kurse entscheidet, der muss sehr viel üben. Kaum einer hat eine Orgel im Wohnzimmer stehen. Welche Alternativen gibt es da?

Schmitz-Witter: Man kann manches auf dem Klavier schon vorüben. Dann gibt es die Möglichkeit, sich Zuhause eine elektronische Orgel hinzustellen. Es gibt welche, die für klassische Orgelmusik geeignet sind. Und dann bauen wir auf die Möglichkeit, dass die Schüler in den Kirchen üben können. Das ist natürlich organisatorisch immer ein Problem: Wo kommt der Schlüssel her? Wer schließt auf und wieder ab? Das muss entsprechend geregelt werden.

Sie haben die Gelegenheit, den Nachwuchs jetzt direkt anzusprechen. Warum sollte man sich in der Kirchenmusik engagieren?

Schmitz-Witter: Weil es Spaß macht.

Zum Abschluss, vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: Musik bedeutet für mich...?

Schmitz-Witter: ...das halbe Leben.

Anmeldungen für den Kursus sind noch bis 12. August bei Norbert Schmitz-Witter möglich. Kontakt: schmitz-witter@gmx.de

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