Probleme wegen neuer Regelung Niederkasseler Klärschlamm wird in Tschechien entsorgt

Niederkassel · Die Stadt Niederkassel hat Probleme, 2500 Tonnen aus der Abwasseranlage zu beseitigen. Eine neue Regelung verbietet es, den Klärschlamm als Dünger für die Felder zu nutzen.

Der Risikokatalog des Niederkasseler Abwasserwerkes ist um ein Risiko reicher. Die Klärschlamm-Entsorgung ist neu hinzugekommen und wird unter dem Risiko „nicht vorhersehbare Probleme“ aufgelistet, führte der Betriebsleiter des Abwasserwerkes und technische Beigeordnete der Stadt Helmut Esch im jüngsten Werksausschuss Abwasser aus. Der Klärschlamm zählt fortan zur mittleren Kategorie der Risiken, die überwacht werden müssen.

Grund für den Zuwachs in der Risikobewertung ist die bundesweite Neuregelung der Klärschlammverordnung, gekoppelt mit der Düngemittelverordnung. Danach dürfen die Klärschlamme, die ein Restprodukt aus der Wasserklärung sind, nicht mehr auf die Felder als Dünger aufgebracht werden.

Das bedeutet für Niederkassel, dass rund 2500 Tonnen Klärschlamm verbrannt oder anderweitig deponiert werden müssen. Die Niederkasseler Bürger können die Konsequenz daraus schon in diesem Jahr auf ihrer Gebührenabrechnung für das Abwasser sehen, denn für 2019 werden die Gebühren um 19 Cent pro Kubikmeter Abwasser ansteigen. Das beschloss der Rat bereits im November. Wie berichtet, erhöhen sich deshalb auch die Kanalnutzungsgebühren von einst 3,65 Euro auf jetzt 3,84 Euro je Kubikmeter Abwasser.

Fehlende Verbrennungsanlage bereitet Probleme

Übergangsweise hatte die Stadt Niederkassel mit der Müllverbrennungsanlage in Köln-Stammheim einen Vertrag, dass dort auch der Niederkasseler Klärschlamm verbrannt werden kann. Der sollte jedoch Ende Januar auslaufen. „Dieser Vertrag wurde bis zum 28. Februar verlängert, danach haben wir eine Interimsvereinbarung mit der Verbrennungsanlage in Oberhausen“, sagt Esch auf Anfrage des General-Anzeigers. Dieses sei jedoch keine wirklich verlässliche Regelung, denn der Niederkasseler Klärschlamm könne dort nur zwischengeschoben werden. „Die Vereinbarung bietet der Stadt keine Entsorgungssicherheit“, so Esch.

Die soll es ab dem 1. April aber geben, auch wenn diese Regelung den Betriebsleiter keineswegs glücklich macht. „Wir haben einen Vertrag über ein Jahr mit einem Unternehmer abgeschlossen, der unseren Klärschlamm nach Tschechien bringt“, so Esch. Derzeit laufe dazu noch das Notifizierungsverfahren, bei dem sowohl die Bezirksregierung als auch die tschechische Regierung zustimmen müssen. In Tschechien werde der Klärschlamm zur Abdeckung für Kompost und Altlasten genutzt, formuliert es Esch. In die Landwirtschaft komme er dort wohl auch nicht, so der Beigeordnete weiter. „Langfristig wollen wir die Klärschlamm-Entsorgung allerdings in Kirchturmnähe durchführen“, sagt Esch.

Deshalb geht die Suche nach einer Verbrennungsanlage für den Niederkasseler Klärschlamm weiter. Die Stadt werde diese Leistung nochmals ausschreiben, beim letzten Mal habe sich jedoch niemand gemeldet. Man habe ihm gesagt, dass Ende 2019/Anfang 2020 in einigen Anlagen Kapazitäten frei würden. „Ich bin skeptisch, dass wir dann eine bessere Lösung finden“, sagt Esch. Zu einem Ausbau der Kläranlage in Bonn gebe es starken politischen Widerstand, die Kölner Stadtentwässerungsbetriebe planten hingegen den Bau einer neuen Anlage. „Dort könnten wir eventuell als Träger beteiligt werden“, hofft Esch. Bis zur Fertigstellung der Anlage müsse man allerdings mit zehn bis 15 Jahren rechnen.

„Es ist viel in Bewegung, aber nichts greifbar“, fasst er zusammen. Sollte der Deal mit Tschechien platzen, dann wäre das „sehr beunruhigend“, sagt Esch. Denn dann müsse die Stadt Hallen bauen, um 2500 Tonnen getrockneten Klärschlamm im Jahr zu deponieren. „Das ist eine Menge, da kann man schon Skier anschnallen, um runterzufahren“, so Esch.

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