Aktion in Hennef Pfarrerin verkauft Streichhölzer für Kinder in Not

Hennef · Antje Bertenrath unterstützt mit einer ungewöhnlichen Aktion ein Hilfsprojekt in Sierra Leone. Die Corona-Pandemie trifft die Menschen dort besonders hart.

 Pfarrerin Antje Bertenrath verkauft von ihr gebündelte Streichhölzer für das Hilfsprojekt in Sierra Leone.

Pfarrerin Antje Bertenrath verkauft von ihr gebündelte Streichhölzer für das Hilfsprojekt in Sierra Leone.

Foto: Ingo Eisner

Jeder kennt das Märchen „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ von Hans Christian Andersen. Es ist die tragische Geschichte eines dürftig gekleideten Mädchens, das frierend am Silvesterabend versucht, auf der Straße Schwefelhölzchen zu verkaufen. Ohne etwas verdient zu haben, wagt sich das Mädchen nicht nach Hause und harrt frierend aus. Als es immer kälter wird, versucht das Mädchen, sich mit den brennenden Schwefelhözchen zu wärmen, bis es schließlich erfriert.

„Eigentlich haben Märchen ja ein gutes Ende, aber nicht dieses“, sagte Antje Bertenrath, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Hennef. „Die Geschichte wäre anders verlaufen, wenn jemand die Not dieses Kindes gesehen hätte und nur ein paar Menschen Streichhölzer gekauft hätten.“ Vor einigen Wochen hatte Bertenrath sehenswerte Weihnachtsbildergeschichten aus Streichholzschachteln gebastelt, die sie verschenkt hat.

„Das waren 200 Schachteln, und ich hatte etwa 40 Schwefelhölzer pro Schachtel übrig“. In Anlehnung an Andersens Märchen kam Bertenrath für die Fastenzeit die Idee, die Schwefelhölzer als Bündel zugunsten eines Projektes für Kinder und Jugendliche in Sierra Leone zu verkaufen, denn in diesem bettelarmen westafrikanischen Land arbeiten unzählige Kinder als Straßenverkäufer.

Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Tochter hat Bertenrath mit Hilfe von Stofffäden den Inhalt von 200 Streichholzschachteln zu kleinen Bündeln gebunden. „Die werden nun zum Stückpreis von zehn Euro verkauft“, sagte Bertenrath. Der Erlös kommt einer Partnerorganisation von „Brot für die Welt“ zugute, die Familien in Sierra Leone unterstützt. „Mit dem Projekt soll dafür gesorgt werden, dass die Kinder zur Schule gehen können. Die Pandemie trifft diese Länder besonders hart. Es fehlt an Lebensmitteln und Schutzmasken“, sagte die Pfarrerin, die mit diesem Kirchenprojekt helfen will, die Not der Kinder zu lindern.

In Sierra Leone arbeiten Kinder als Straßenverkäufer

Auch ihre Arbeit innerhalb der Gemeinde ist durch die Corona-Pandemie nicht einfacher geworden. „Wir bieten zwar unter Beachtung aller Schutzmaßnahmen jeden Sonntag jeweils zwei halbstündige Präsenzgottesdienste sowie tägliche Passionsandachten an. Der Konfirmandenunterricht, aber auch unsere Dienstbesprechungen und Planungen finden aber per Videokonferenz statt“, sagte Bertenrath. Dennoch ist sie als Pfarrerin durch Taufen, Beerdigungen oder Ehejubiläen ziemlich beschäftigt. Zudem hat die Kirchengemeinde, die 8000 Mitglieder zählt, einen Telefonbesuchsdienst für ältere Menschen eingerichtet. „Viele Senioren leben allein und sind derzeit von sämtlichen Aktivitäten abgeschnitten“, sagte Bertenrath.

„Vor der Pandemie sind zwischen 150 und 200 Gemeindemitglieder zu den Gottesdiensten gekommen. Jetzt sind es höchstens 20 bis 40. Das ist schon ein Einbruch. Viele ältere Menschen kommen derzeit nicht, weil sie eine Infektion befürchten“, sagte Bertenrath. Im Januar habe sie einen Gottesdienst geleitet, zu dem nur zwei Menschen gekommen waren. „Das tut mir dann schon weh“.

Pfarrerin Bertenrath erzählt derzeit unter dem Motto „Gute Gedanken“ per Videoclip, der unter www.evangelisch-in-hennef.de angeschaut werden kann, das Märchen vom Mädchen mit den Schwefelhölzern und erklärt, was man heute mit Streichhölzern alles Gutes tun kann, zum Beispiel für Kinder in Sierra Leone.

Ihre Streicholzbündel werden während der nächsten Wochen jeweils sonntags während der Gottesdienste um 9.15 Uhr und um 11.15 Uhr sowie bei den täglichen Passionsandachten montags bis freitags ab 18 Uhr in der Chistuskirche an der Beethovenstraße und im Gemeindebüro jeweils montags bis mittwochs von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 verkauft. Zudem wird sie die Bündel während der kommenden vier Wochen an Aktionsständen in der Innenstadt feilbieten.

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