Jugend und Ehrenamt in Hennef Podiumsdiskussion über Engagement in Hennef

Hennef · Diskussionsabend der Kolpingsfamilie in Hennef widmet sich dem gesellschaftlichen Engagement des Nachwuchses.

Die Jugend ist unmotiviert, nur auf digitale Kontakte und den Spaßfaktor aus, hat kein Interesse an Politik und will keine Verantwortung in Ehrenamt und Gesellschaft übernehmen: An Vorurteilen mangelt es meist nicht, wenn Vereine und Institutionen über ihre Nachwuchssorgen berichten. Aber sind die Vorurteile gerechtfertigt? Ist die Jugend tatsächlich interessen- und verantwortungslos? Den Fragen stellten sich Diakon Henrik Land (26), Wiebke Harwardt (26), Diözesanleiterin der Kolpingjugend, der JuSo-Kreisvorsitzende Mario Dahm (29) sowie Christoph Laudan als Vorsitzender der Jungen Union Hennef und, als spontaner Podiumsgast, auch Torge Kruse, Schülersprecher des städtischen Gymnasiums Hennef. Eingeladen zum Dialog hatte die Kolpingsfamilie Hennef, die unter dem Motto „Bürgerschaftliches Engagement – ohne Jugend?“ nach der Bereitschaft der Jugend zur Übernahme von Verantwortung gefragt hatte.

Eine Frage, die Diakon Land als Moderator des Abends zurückspielte: „Ist es geschickt, die Jungen, die noch da sind, ständig zu fragen: 'Wo seid ihr gewesen? Wieso macht ihr nicht noch mehr?' Man sollte nicht jene strafen, die noch da sind, sondern sich mehr dafür interessieren, warum die Jugend noch da ist und welche Interessen sie hat.“ Ein ganz profaner Grund, sich nicht noch mehr einzubringen, sei der Faktor Zeit, berichtete Harwardt: „Viele in unserer Jugend studieren, so wie ich auch. Zugleich arbeite ich für meinen Lebensunterhalt als Werksstudent, soll für das Diözesanbüro da sein, aber auch für die Kolpingsfamilie vor Ort, meine Freunde, meine Familie, die Freunde im Ausland.“ Der Juso-Kreisvorsitzende Dahm, der auch im Hennefer Stadtrat sitzt, pflichtete ihr bei: „Manche Leute glauben tatsächlich, ich mache das alles beruflich.“

Viele Institutionen hätten den Wandel der Gesellschaft und ihrer Lebensentwürfe verpasst, sich nicht für neue Formen der Beteiligung und der Kommunikation geöffnet. Wenn man das aber tue, stelle man sehr wohl fest, wie engagiert, interessiert und auch politisch die Jugend heute sei. „Je nach Statistik sind 30 bis 40 Prozent der Jugendlichen regelmäßig ehrenamtlich aktiv. Das ist eine gute Quote“, sagte Dahm. Bereitschaft zur Mitwirkung erfahre man, indem man die Jugend nicht bloß rekrutiere, sondern ihre Anliegen und auch ihre Bedürfnisse ernst nehme: „Ist Chillen immer Zeitverschwendung? Oder ist es doch Muße und Kontemplation?“

Erfolgreiche Jugendarbeit ohne Nachwuchssorgen, das gelte auch für die Junge Union in Hennef, schloss sich der Vorsitzende Laudan seinem Vorredner an: „Wir bieten 50 Prozent Spaß und 50 Prozent inhaltliche, politische Arbeit. Das wird sehr gut angenommen.“ Dazu komme das soziale Engagement für andere Einrichtungen fernab der Parteiarbeit, so Laudan: „Auch dazu ist die Bereitschaft groß, da helfen alle mit.“ Den Impuls griff Kruse als Schülersprecher und aktives Mitglied der Schülervertretung sofort auf: „Wenn man genau hinsieht, spürt man, dass nahezu jeder Schüler sich einbringen will. Jeder trägt Engagement in sich, aber lebt es anders aus. Vielleicht ist es für andere nur nicht auf den ersten Blick sichtbar.“

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