Ausstellung im Hennefer Rathaus Realistisch und detailgetreu zu malen, ist nicht ihre Sache

Hennef · Eine Werkschau im Hennefer Rathaus zeigt Bilder von Sandra Eisenbarth aus 27 Jahren. Die Siegburgerin reflektiert in ihren Werken persönliche, gesellschaftliche und politische Themen.

 Sandra Eisenbarth vor ihrem jüngsten Werk „Ein Funken Hoffnung“, das den Krieg in der Ukraine thematisiert.

Sandra Eisenbarth vor ihrem jüngsten Werk „Ein Funken Hoffnung“, das den Krieg in der Ukraine thematisiert.

Foto: Paul Kieras

Die Siegburger Künstlerin Sandra Eisenbarth sagt von sich selbst, dass sie sofort malen muss, wenn sie etwas beschäftigt und ein Bild dann meistens in kürzester Zeit entsteht. Am Samstag wurde eine Ausstellung mit ihren Werken im Hennefer Rathaus eröffnet, die einen Überblick ihrer Arbeiten der vergangenen 27 Jahre zeigt. Sie dokumentiert damit auch einen Werdegang in der Wahl ihrer Themen, die bei sehr persönlichen Erfahrungen beginnen, dann zwischenmenschliche Beziehungen aufgreifen und ganz aktuell in der Auseinandersetzung mit politischen Ereignissen münden.

Erst vor einer Woche entstand ein Acrylbild, das eine junge Mutter zeigt, die mit ihren beiden kleinen Kindern einen Reigen tanzt, während sich - schemenhaft in durchgängigem Grau gemalt - ein bewaffneter Soldat den Dreien nähert. Ein Bild, das für sich spricht und beim Betrachter gleich Assoziationen zum Krieg in der Ukraine weckt.

Eigentlich waren in der chronologischen Abfolge der Bilder zum Schluss zwei Arbeiten geplant, die karikaturartig zwei vermenschlichte Tiere bei der Hausarbeit zeigen. „In Anbetracht der Lage in der Ukraine erschien es Sandra Eisenbarth unpassend, etwas Lustiges auszustellen“, erklärte Elisabeth Knauer, Kunsthistorikerin und in den 1990er Jahren Kunstlehrerin von Sandra Eisenbarth am Gymnasium, in ihrer Einführungsrede bei der Vernissage. Die Themen der Bilder entstünden aus einer inneren Notwendigkeit heraus, sie schaffe jedenfalls „keine Dekos für übers Sofa“.

Körper schwangerer Frauen

Zu sehen sind unter anderem Bilder aus ihrem Zyklus „Unter Umständen“ aus dem Jahr 1995, in dem sie sich mit den Körpern schwangerer Frauen auseinandersetzt. Im Anschluss daran folgen Werke aus dem Jahr 1997 unter dem gemeinsamen Titel „Berühren verboten“, die Schaufensterpuppen als Träger von Emotionen darstellen und in denen die Künstlerin sich kritisch mit den gängigen Schönheitsidealen unserer Gesellschaft beschäftigt.

2018 griff sie mit „Abschalten“ ein neues Thema auf, das sich kritisch mit der Social-Media-Nutzung auseinandersetzt. So zeigen die Bilder Menschen, die „bis zum Identitätsverlust“ in ihrer eigenen Blase leben, ohne reale zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen und nur noch den Blick auf Handy oder Tablett richten, wie Knauer erklärte. In ihrer „Bitte nicht abschalten – Covid-19-Edition“ vollzieht Eisenbarth in ihren Bildern eine Kehrtwendung. Sie stellt die Sozialen Netzwerke in der Pandemie als Ort des Glücks dar, um mit Menschen zu kommunizieren und nicht allein sein zu müssen.

Skizzenhafte Darstellung

Auch die Serie „Goldene Zeiten – Tanz auf dem Vulkan“ befasst sich mit Corona: tanzende, in sich versunkene Gestalten, die laut Elisabeth Knauer wissen, dass es nie mehr so sein wird, wie es einmal war. Die 51-jährige Siegburgerin Sandra Eisenbarth hat bewegende Bilder kreiert, die trotz aktuellen Bezügen zeitlos sind und in denen sich der Betrachter wiederfindet.

Das Besondere an ihrer Malweise, bei der sie oft nur ihre Hände benutzt, ist die skizzenhafte Darstellung, die zum Teil ins Abstrakte übergehen und dadurch eine besondere Dynamik entstehen lassen. „Realistisch und detailgetreu zu malen ist überhaupt keine Option für mich, da kann ich mir auch ein Foto aufhängen“, sagt Sandra Eisenbarth. Und in der Tat gelingt es ihr in allen Arbeiten, das Wesentliche, das sie transportieren möchte, auf den Punkt zu bringen.

Sandra Eisenbarth, „Bitte nicht abschalten!“ Rathaus der Stadt Hennef, Frankfurter Straße 97, bis zum 1. April. Besichtigungen mit der Künstlerin mittwochs und freitags nach Absprache (sandra.eisenbarth@t-online.de).

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