Regionale 2025: Bergisches RheinLand Wasserstoffbusse und Zukunftsdorf sind Regionale-Projekte

Rhein-Sieg-Kreis · Halbzeit für die Regionale 2025 Bergisches RheinLand: Das Landesstrukturprogramm geht in eine neue Phase und wird gezielt Fachpublikum und Öffentlichkeit ansprechen. Zudem hat der Lenkungsausschuss den Startschuss für wasserstoffbetriebene Busse im Rechtsrheinischen und den Erlebniskorridor Bröltal gegeben.

 m Rahmen der REGIONALE 2025 soll der Bröltalkorridor zukunftsfähig als Erholungsraum erschlossen und touristisch aufgewertet gesetzt werden.

m Rahmen der REGIONALE 2025 soll der Bröltalkorridor zukunftsfähig als Erholungsraum erschlossen und touristisch aufgewertet gesetzt werden.

Foto: REGIONALE 2025 Agentur

Ein paar Projekte hat die Regionale 2025 Bergisches RheinLand schon angestoßen, doch jetzt geht es in den sogenannten Aktivierungsprozess, wie es Reimar Molitor, Geschäftsführer der Regionale 2025, bei der Bilanzpressekonferenz zur Halbzeit des Landesstrukturprogramms formulierte. Nach einer Phase der Strukturanalyse und Projektentwicklung für das Gebiet des östlichen Rhein-Sieg-Kreises, des Oberbergischen Kreises und des Rheinisch-Bergischen Kreises gehen die Gesellschafter nun aktiv auf potenzielle Projektpartner und die Bevölkerung zu, um mit der Vorstellung beispielhafter Projekte Andere zu ähnlichen Ideenumsetzungen anzuregen. Molitor sagt, man wolle so nachhaltige Potenziale „wachküssen“. Das soll bei einem ersten Kongress am 27. und 28. April auf dem Zanders-Areal in Bergisch Gladbach geschehen.

Da soll es vor allem um sogenannte kluge Konversion gehen, also darum, wie sich Altbestände und Industriebrachen weiterdenken, weiter entwickeln und weiter nutzen lassen. Dieser Kongress ist zunächst Fachpublikum vorbehalten, interessierte Bürgerinnen und Bürger werden im Herbst, am 3. und 4. September, Gelegenheit haben, sich zu informieren und sich von den Erfahrungen anderer inspirieren zu lassen.

Grüner Mobilhof

Zudem hat der Lenkungsausschuss der Regionale 2025 am Donnerstag einem zentralen Projektmodul den so genannten A-Status verliehen, das heißt, es kann jetzt umgesetzt werden. Dabei handelt es sich um ein wichtiges Projekt für die Ökomodellregion: der grüne Mobilhof GL. Die Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) wird am Standort Bergisch-Gladbach Moitzfeld einen emissionsarmen Betriebshof aufbauen. Dieser ermöglicht die Betankung von Wasserstoffbussen vor Ort und den Einsatz von batterieelektrischen Bussen durch geeignete Ladeinfrastruktur. Das Besondere an dem Projekt ist zudem, dass mit Hilfe einer Photovoltaikanlage und eines Elektrolyseurs grüner Wasserstoff vor Ort produziert werden soll. Von 50 Bussen sollen dann dreiviertel mit Wasserstoff, der Rest mit Elektromobilität unterwegs sein. Für die Zukunft sei auch denkbar, wasserstoffbetriebene Müllfahrzeuge einzusetzen. Landrat Sebastian Schuster sagte, er blicke mit großem Interesse auf dieses Projekt.

Der Einsatz von Wasserstoff für die öffentliche Mobilität passe hervorragend in das Gesamtkonzept der Regionale 2025, das einen nachhaltigen Umgang mit regionalen Ressourcen, die Herstellung einer Balance zwischen Naherholung und dem Schutz von Gewässer- und Landschaftsschutz und die kluge Nachnutzung von Bestandsgebäuden und Flächen zu zentralen Themen des Bergischen RheinLandes gemacht habe, sagte Molitor. Der Geschäftsführer verwies auf einige bereits laufende Projekte:

■ So wie zum Beispiel das Modellvorhaben „Neunkirchen-Seelscheid On-demand versus Ortsbus – unterschiedliche ÖPNV-Strategien zur Flächenerschließung im Vergleich“. Seit Mitte August vergangenen Jahres fahren in der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid ein sogenannter On-Demand-Verkehr (dieser bedarf einer Anmeldung und Bestellung per App) als auch die neue Kleinbuslinie 576. Außerdem gibt es die Ortsbuslinie „Berghüpfer“ als umstiegsfreie Querverbindung zwischen den beiden Hauptorten der Gemeinde mit Anbindung weiterer Ortschaften. Es soll verglichen werden, welches Angebot von Nutzern besser angenommen wird: die Strategie einer vollflexiblen On-Demand-Lösung oder die Linienbus-Bedienung, die sich nach Fahrplanzeiten richtet. Beide Services sind ins VRS-Tarifsystem integriert.

■ Unter dem Titel „Stadt Blankenberg – Geschichtslandschaft und Zukunftsdorf“ werden in dem mittelalterlichen Hennefer Ortsteil Anforderungen des Alltagslebens der Bewohner mit denen der touristischen Ansprüche in Einklang gebracht. Zentrales Projekt ist ein multifunktional nutzbares Kultur- und Heimathaus. Schrittweise soll auch die historische Stadtmauer saniert werden.

■ Die Denkschmiede Hennef läuft unter dem Namen „Coworking Innovation Lab Hennef“ – ein zentraler Ort, an dem sich innovative, kreative und für digitale Themen interessierte Menschen treffen, um Ideen zu teilen, weiterzuentwickeln und zu finalisieren.

■ Das „Dorfzentrum Leuscheider Land“ ist ein Begegnungsort im Windecker Ortsteil Leuscheid, wo die Menschen selbst vor Ort anpacken, so Molitor. Dazu gehört unter anderem ein genossenschaftlich betriebener Dorfladen.

■ Auf den Weg zur Umsetzung gebracht sind beispielsweise der Agger-Sülz-Radweg, der ausgehend von der Mündung der Agger in die Sieg bei Troisdorf als Rundweg entlang der Flusstäler von Agger und Sülz in Richtung Norden in den nächsten Jahren zu einem 115 Kilometer langen Rundweg weiterentwickelt wird.

Einen kräftigen Schub erwarten die Akteure auch von der RadPendlerRoute oder dem Regionalen Hochschul-Innovations-Centrum (RHIC), das die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, der Rhein-Sieg-Kreis und die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid als Multifunktionscampus für die Vernetzung von Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft planen. Ziel ist eine wissensbasierte Wirtschaftsförderung, die die Kompetenzen der Hochschule mit denen der regionalen Wirtschaftsförderung verknüpft und den Austausch zwischen den Akteuren fördert, heißt es.

Erholungsraum Bröltal

In den B-Status gehoben hat der Lenkungsausschuss zudem den sogenannten Erholungs- und Erlebniskorridor Bröltal, Brölkorridor/ Rhein-Sieg-Kreis und Oberbergischer Kreis, an dem auch die Stadt Hennef und die Gemeinden Eitorf, Ruppichteroth und Windeck beteiligt sind. Das Bröltal soll als Erholungsraum erschlossen werden. Ein Gesamtkonzept ist bereits ausgearbeitet worden. B-Status bedeutet, dass es ein „weit konkretisiertes Projektvorhaben´“ ist, bei den aber noch „zusätzlicher Qualifizierungsbedarf besteht“.

Als zentrales Element soll ein Radwegenetz entlang der ehemaligen Bröltalbahntrasse etabliert und unter Gewässer- und Naturschutzgesichtspunkten ausgewählte Flussuferbereiche „erlebbar“ gemacht werden. „Das Bröltal hat das Potenzial, zu einem wichtigen Erholungsraum im Rhein-Sieg-Kreis zu werden, der auch im Hinblick auf den alltäglichen Radverkehr eine wichtige Verbindungs- und Erschließungsfunktion für das Bergische RheinLand erfüllen kann“, sagt Sebastian Schuster.

Für den Landrat ist die Regionale so was wie „eine Landesgartenschau für Innovationen“. Die im Rahmen dieses Strukturprogramms entwickelten Projekte sollen als modellhafte Lösungen andere Herausforderungen aktivieren. „Wir sind ein temporärer Impulsgeber“, sagt Molitor über die Rolle der Regionale 2025. Man wolle die Stärken der Region herausstellen und Strukturen schaffen, damit die Entwicklung auch weiter und dauerhaft läuft. „Denn wir sind nach 2025 nicht mehr da.“ Er erwarte, dass bei dem Austausch von Ideen noch viele andere entstünden. „Wenn wir zeigen, was aus einer alten Industriebrache oder einem jahrelang leerstehenden Baumarkt alles entstehen kann, dann kommen vielleicht andere auf eine Idee, wie ein ungenutztes Klinikgebäude oder eine längst vergessene Fabrikanlage für die Gemeinschaft nachgenutzt werden kann.“

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