Zustand der Wälder Rhein-Sieg-Kreis: Laubmischwälder sollen Klimawandel trotzen

Hennef · In der Region sterben Fichten flächendeckend ab. Deshalb werden klimastabile Baumarten gepflanzt. Ein Steinzeitwald soll dabei helfen.

 Friedhelm Hürten (Umweltamt Hennef, links) und der Hennefer Umweltamtsleiter Johannes Oppermann vor dem Steinzeitwald.

Friedhelm Hürten (Umweltamt Hennef, links) und der Hennefer Umweltamtsleiter Johannes Oppermann vor dem Steinzeitwald.

Foto: Ingo Eisner

Wer derzeit durch die Wälder des Kreises streift, dem werden die Folgen des Klimawandels deutlich. Der Zustand ist nach den vergangenen drei Jahren mit heißen Sommern und Dürre äußerst beklagenswert. Besonders kahle Stellen, auf denen einst zahlreiche Fichten standen, fallen dabei ins Auge. „Wir verzeichnen ein flächendeckendes Fichtenabsterben in der gesamten Region“, sagt Stephan Schütte, seit Kurzem Leiter des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft, auf Anfrage.

Schütte, Nachfolger des langjährigen Forstamtsleiters Uwe Schölmerich, schätzt, dass im gesamten Kreisgebiet etwa 500 000 Bäume, vor allem Fichten, Opfer der Trockenheit und der damit verbundenen rasanten Vermehrung des Borkenkäfers wurden. „Die Fichte wehrt sich normalerweise mit einem Harz gegen den Borkenkäfer.

250 000 Laubbäume bis Ende März

Aufgrund der Dürre schaffen die Fichten es aber nicht mehr, dieses Harz zu entwickeln“, sagt Schütte. Ein Käfer-Weibchen produziere über mehrere Generationen bis zu 200 000 Nachfahren pro Jahr. „Das führt zu einer explosionsartigen Ausbreitung des Borkenkäfers.“ Um das Problem in den Griff zu bekommen, gelte es laut Schütte, einen klimastabilen Mischwald mit hitzeresistenten Baumarten wie Eichen anzupflanzen.

„Keinesfalls sollten Monokulturen angelegt werden“, sagt Schütte. „Alle 15 bis 20 Meter sollten zehn bis 20 Bäume wie Eichen angepflanzt werden. In den Zwischenräumen sollte die Natur ihre Arbeit verrichten, sodass ein Mischwald entstehen kann.“ Bereits im November startete das Forstamt mit der sogenannten Spätherbstpflanzung der klimastabilen Baumarten. „Bis Ende März werden wir 250 000 Laubbäume angepflanzt haben“, sagt Schütte und bestätigte, dass auch die Privatwaldbesitzer vom Forstamt für das Thema sensibilisiert worden sind.

40 Hektar der Fichtenbestände beschädigt

In einer Anfrage an den Umweltausschuss zeigte sich die Hennefer SPD besorgt über die Situation der Waldflächen im Stadtgebiet. Sie wollte wissen, wie sich die aktuelle Lage darstellt. Die Stadt hat das Problem laut Umweltamtsleiter Johannes Oppermann im Blick und kümmert sich seit geraumer Zeit um das Thema Waldentwicklung. „Ungefähr 40 Hektar der Fichtenbestände des städtischen Waldes sind bereits stark in Mitleidenschaft gezogen worden“, bestätigt Oppermann und sagt, dass einer Versteppung durch Kahlschläge unbedingt entgegengewirkt werden muss.

Dabei setze man vor allem auf die Naturverjüngung. „Damit die aufkeimenden Jungbäume eine Chance haben, muss durch Jagd und Einzäunung Wildverbiss vermieden werden“, sagt Oppermann. Dabei setzt die Stadt auf Holzgatterzäune, die im Gegensatz zu Drahtgitterzäunen im Wald verbleiben können. Außerhalb der Einzäunungen werden die Jungpflanzen mit Wuchshüllen geschützt. „Die Stadt testet dabei auch plastikfreie Modelle aus Holz.“

Abgestorbene Fichten als Sicherheitsrisiko

Wo keine Naturverjüngung in Gang kommt, erfolgt laut Oppermann eine Wiederaufforstung, und zwar truppweise mit Eichen, Buchen und Kirschen, also Baumarten, die dem Klimawandel besser trotzen können. Da abgestorbene Fichten auch zu einem Sicherheitsrisiko werden können, werden sie entlang von Straßen und Wegen laut Oppermann zeitnah entfernt. „Dort, wo keine Verkehrssicherungspflicht besteht, können sie als Tot- und Spechtholz stehen bleiben. Sie schützen damit den Boden vor Versteppung und die verbleibenden Bäume vor zu starker Sonneneinstrahlung.“

Zudem hat die Stadt einige Projekte am Start, um auf die Problematik hinzuweisen. So entstand parallel zur Wiederaufforstung vor etwa einem Jahr auf einer eingezäunten Fläche von einem Hektar im Uckerather Wald ein sogenannter Steinzeitwald, den die Stadt gemeinsam mit Schülern der Grundschule am Steimel anlegte. „Auch während dieser weit zurückliegenden Zeiten gab es in Europa Warmphasen, in denen sich angepasste Waldtypen entwickelten, die von Hasel und Eichen dominiert wurden. Dieser Waldtyp wurde hier nachempfunden“, sagt Friedhelm Hürten vom Hennefer Umweltamt.

Mit einer Spendenaktion der Stadt können sich zudem ab sofort Hennefer Bürger, aber auch Firmen, Vereine und Schulen am Waldaufbau beteiligen und die notwendigen Arbeiten unterstützen. Bürgermeister Mario Dahm sagt: „Das Thema ist den Menschen sehr wichtig, darum halte ich diese Aktion für den richtigen Weg.“

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