Misstrauen, Verrat und Angst Schüler erleben Schrecken der DDR hautnah

HENNEF · Der Mauerfall, der das Ende der DDR und den Anfang der deutschen Wiedervereinigung einläutete, ist mittlerweile mehr als 25 Jahre her. Viele können sich noch daran erinnern, wie die vom DDR-Regime als "antifaschistischer Schutzwall" bezeichnete Grenzanlage entfernt wurde.

 Das Moderatorenteam und Teilnehmer der Gesamtschule Meiersheide (v.l.): Uwe Hillmer, Christiane Liedtke, Selwyn Sarafidis, Julia Marchlewsk, Nina Stark, Jörg Drieselmann und Birgit Siegmann.

Das Moderatorenteam und Teilnehmer der Gesamtschule Meiersheide (v.l.): Uwe Hillmer, Christiane Liedtke, Selwyn Sarafidis, Julia Marchlewsk, Nina Stark, Jörg Drieselmann und Birgit Siegmann.

Foto: Ingo Eisner

Für die nachfolgende Generation ist die Deutsche Demokratische Republik und ihre 40-jährige Geschichte, die bis zum heutigen Tag mit Unrecht, Überwachungsstaat und Stasi verbunden ist, ein Teil der deutschen Geschichte, den sie nicht miterlebt haben. Damit auch für die heutige Jugend die DDR mit all ihren Facetten fassbar wird, beteiligte sich die Gesamtschule Meiersheide bereits im vergangenen Jahr an einem Planspiel. Am Dienstag waren die damaligen Moderatoren erneut zu Gast in der Gesamtschule, um zusammen mit 90 Zehntklässlern das Leben in der damaligen DDR per Spiel erlebbar zu machen.

Jeweils 30 Schüler der Jahrgangsstufe zehn bildeten pro Tag jeweils drei Gruppen. Zehn Schüler übernahmen bei dem Spiel den Part einer fiktiven Band, zehn Schüler bildeten als Gruppe die Kreisleitung der SED und zehn Schüler die Kreisdienststelle des damaligen Ministeriums für Staatssicherheit. "Es geht um eine Band, die in einem Kirchenkeller probt und sich Ende der 70er Jahre mit den damaligen Problemen in der DDR auseinandersetzen muss", sagte Moderator Jörg Drieselmann, der heute Geschäftsführer der "Stasi-Forschungsgedenkstätte Normannenstraße" ist und Bürgerrechtler in der ehemaligen DDR war. Unterstützt wird er von Birgit Siegmann, ehemalige Lehrerin in der DDR, sowie Uwe Hillmer, Entwickler des Planspiels.

Wie die Regierung der DDR Einfluss auf Rockmusiker und deren Texte nahm, sie für ihre Zwecke instrumentalisierte oder ihre Existenzen zerstörte - all das ist Inhalt des Planspiels. "Es wird also ein Teil der damaligen DDR-Realität nachgespielt", sagte Drieselmann. Dazu werden Originaldokumente wie Texte damaliger DDR-Bands genutzt, die den Arbeitsgruppen als Grundlage dienen.

Hautnah erleben die Schüler, wie sich die Menschen in den jeweiligen Positionen gefühlt haben müssen. Sie bekamen den Druck zu spüren, der auf sie ausgeübt wurde. "Wer nicht kooperierte, musste mit massiven Problemen rechnen", sagte Nina Stark, die zur fiktiven Band "Purple Plums" gehörte. "Es herrschte ständiges Misstrauen, und ständig dachten wir, es wären Verräter unter uns". Die Gesamtschüler waren jedenfalls begeistert von dieser Art des lebensnahen Geschichtsunterrichts.

Seit 2008 gastieren die Moderatoren mit diesem Planspiel an deutschen Schulen, seit 2014 auch an der Gesamtschule Meiersheide. Wenn es nach Schulleiter Wolfgang Pelz ginge, könnten die Moderatoren jedes Jahr kommen. "Das ist ein wichtiger Teil der deutschen Geschichte, der für unsere Schüler mit diesem Planspiel erlebbar wird", sagte Pelz.

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