Stoßdorfer Pumpwerk Starkregen vom 20. Juni soll zu Fehlfunktion geführt haben

HENNEF · Jeder, der am 20. Juni in Hennef unterwegs war, kann sich noch genau erinnern. Gegen Mittag verfinsterte sich der Himmel und öffnete derart seine Schleusen, dass die Regenmassen kaum noch in den Kanälen abfließen konnten.

Innerhalb weniger Stunden waren in Hennef Niederschlagsmengen von annähernd 50 Liter pro Quadratmeter niedergegangen. Dies entspricht einem Starkregenereignis, wie es statistisch nur einmal in 50 Jahren vorkommt.

Besonders betroffen waren die Stoßdorfer. Die Überflutung von Gebäuden und Garagen am Königsberger Weg und der Ringstraße und die Fehlfunktion im Stoßdorfer Hochwasserpumpwerk sind laut Stadt alleine Folge des extrem starken Regens. Dies sei das Ergebnis der Untersuchungen durch die Techniker der Stadtbetriebe. Die Schäden seien demnach eine Folge höherer Gewalt mit dem Ergebnis, dass die städtische Versicherung nicht für Schäden von betroffenen Hausbesitzern eintritt.

Zwar tritt die Versicherung der Stadt für etwaige Schäden nicht ein, dennoch möchte die Stadt Hennef besondere Härtefälle finanziell zumindest ein wenig unterstützen. Bürgermeister Klaus Pipke wird dem Finanzausschuss am 18. November daher vorschlagen, 10.000 Euro aus dem städtischen Haushalt für diese Zwecke bereitzustellen. Eine Aufstockung dieses Betrags durch den Rhein-Sieg-Kreis in ähnlicher Höhe wird zugleich beantragt, nachdem der Kreistag diese Hilfestellung angekündigt und im Fall von Lohmar auch bewilligt hatte.

Der starke Regen führte laut Stadt zu Fehlfunktionen im Stoßdorfer Pumpwerk, die das Ablaufen des Regenwassers in die Kanäle verhinderte. Das Pumpwerk sei im Regelbetrieb dazu bestimmt, bei Sieghochwasser das Wasser aus der Kanalisation durch Verschluss des Kanals über einen senkbaren, sogenannten Schütz umzuleiten und mittels zwei Elektropumpen und drei großen Dieselpumpen auf ein höheres Niveau zu heben, um es dann wieder in die Sieg abzuleiten.

Damit solle verhindert werden, dass sich das Wasser in der Kanalisation zurückstaut. Ohne Hochwasser passiert das Wasser aus der Kanalisation das Pumpwerk ungehindert. Sofern es lediglich regnet, hat das Pumpwerk keine Funktion.

Am 20. Juni sei die Absenkung des Schützes durch die Steuerelektronik aber dennoch ausgelöst worden. Dies geschah aber nicht, weil die Sieg Hochwasser hatte, sondern weil das Wasser im Kanal innerhalb des Pumpwerks so schnell angestiegen war, dass die Sensoren, die den Füllstand im Kanal registrieren, diesen Wasserstand irrtümlich als "Hochwasser" an das elektronische Leitsystem gemeldet und die Absenkung des Hochwasserschützes ausgelöst haben.

Vor Absenkung des Schützes hatte sich das Wasser aus der Kanalisation aufgrund der gewaltigen Menge jedoch schon andere Wege innerhalb des Pumpwerkbaus gesucht. Die Wassermassen überfluteten zudem die Elektrik der Dieselpumpen und den Elektronikschaltschrank. Das hatte zur Folge, dass die fehlerhaft ausgelöste Hochwasser-Meldung und die damit einhergehenden Prozesse unterbrochen wurden.

Zwei Dieselpumpen sprangen gar nicht erst an, die Dritte pumpte nur für kurze Zeit. Unterdessen arbeitete die Absenkmechanik des Schützes aufgrund der gestörten Elektronik weiter, obwohl das Schütz bereits in der Endposition angekommen war. Die Mechanik wurde dabei erheblich beschädigt.

Die Folge: Das Pumpwerk wurde zum Ablaufhindernis für das im Kanal heranfließende Wasser, so dass noch mehr Wasser in das ohnehin für diese Regenmassen nicht ausgelegte Kanalsystem über die Schächte verließ. Im Zuge der notwendigen Reparaturen am Hochwasserpumpwerk werden nun Stromversorgung, Steuerungselektronik und Dieselpumpen gegen eindringendes Wasser geschützt, indem Bauteile hochgesetzt oder mit Mauern umgeben werden.

Über die geltenden bautechnischen Anforderungen hinaus soll das Schutzniveau dann dem eines Regenereignisses mit 50-jähriger Wiederholfrequenz entsprechen. Dies soll laut Stadt dazu dienen, einer ähnlichen Fehlfunktion für die Zukunft vorzubeugen.

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