Kita "Mutter & Kind Haus" in Hennef Streit zwischen Eltern und der Vorsitzenden eskaliert

Hennef · Nach einem Streit um eine Karnevalsfeier hat Renate Mersch, Vorsitzende des Fördervereins der Kindertagesstätte "Mutter & Kind Haus", fünf Elternpaaren fristlos den Vertrag gekündigt. Acht Kinder haben dadurch ihren Betreuungsplatz verloren.

Mit einer Protestaktion haben betroffene und solidarische Eltern gemeinsam mit ihren Kindern vor der Einrichtung gegen den Rauswurf demonstriert. Mersch hält die Kündigung dennoch für gerechtfertigt. Ein Schild mit der Aufschrift "Haften Kinder für ihre Eltern?" hielt am Dienstag die fünfjährige Raja Mentzel vor ihrer ehemaligen Kita in die Luft.

Wenn es nach Mersch geht, lautet die Antwort: Ja. "Mir tun die Kinder leid, aber diese Eltern müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben", sagte sie am Dienstag auf Anfrage. Für sie sei das Vertrauensverhältnis zu den Eltern nachhaltig zerstört. Hintergrund des Streits war eine Diskussion über die Gestaltung einer Karnevalsfeier gewesen.

Sarah Mentzel, Vorsitzende des Elternbeirats und Mutter der kleinen Raja, wollte gemeinsam mit weiteren Eltern die geplante Feier nach eigenen Angaben kindgerechter gestalten. So wollten die Eltern etwa Mitsprache beim Büffet haben und Fingerfood zu der Feier mitbringen. Doch eine Mitsprache der Eltern lehnte Mersch entschieden ab.

Auf Nachfrage sagte sie, das sei aus verschiedenen Gründen nicht möglich gewesen. Die Feier sei schließlich eine Feier der Einrichtung gewesen, nicht die der Eltern. Aus hygienischen Gründen hätte sie die Häppchen der Eltern abgelehnt. Als fünf Elternpaare daraufhin das Gespräch mit Renate Mersch suchten, eskalierte die Situation vollends, wie ein Gesprächsprotokoll belegt. Ein Vater schlug mit der Hand auf den Tisch, der Wunsch nach einem Rücktritt Merschs wurde geäußert.

Mersch warf die Eltern aus ihrem Büro. Nach Angabe der Anwesenden schlug Mersch einer Frau auf die Hand, was Mersch zurückweist. Wenige Tage später lagen die Kündigungen in den Briefkästen der Eltern. Die Feier wurde schließlich abgesagt. Von 95 Elternpaaren hatten sich nur zwei angemeldet. Als die betroffenen Eltern daraufhin ankündigten, ihre Kinder dennoch zu der Kita zu bringen, drohte Mersch, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen. Eine Drohung, die sie aber nicht wahr machte.

An den Kündigungen ändert das freilich nichts. "Wir wollten lediglich eine Feier mit Beteiligung der Eltern und ohne Alkohol. Ohne Fokus auf das Prinzenpaar sondern auf den Spaß der Kinder", sagte Annabelle Heid, die als Mutter und Mitglied des Elternbeirats ebenfalls von den Kündigungen betroffen ist. "Wir wollen keinen Feldzug gegen Frau Mersch und ihr auch kein Messer in den Rücken rammen", sagte sie während der Demonstration. "Sie hat in diesem Fall aber überreagiert und das ist nicht fair".

Doch auch in anderen Fragen, wie etwa dem täglichen Essen oder einem Etat für Spielzeug, sei Mersch ein schwieriger Gesprächspartner. "Sie bestimmt, wo es langgeht und lässt keine andere Meinung zu", sagte Thomas Marhold, betroffener Vater. Mit dem pädagogischen Personal sei man hingegen vollkommen zufrieden. "Wir sind sehr begeistert von der Einrichtung und ihrem Team", so Heid.

Die Kita sei für die Kinder ein zweites Zuhause. "Nur, weil sich die Eltern mit dem Träger streiten, müssen die Kinder das doch nicht ausbaden." Mersch, die für die CDU im Kreistag sitzt, sieht sich indes im Recht. Sie sei von den Eltern aufgesucht und beleidigt worden. "Die Kinder werden immer vorgeschoben, doch was einer älteren Frau passiert, interessiert nicht", sagte sie.

Als Konsequenz des Streits befasst sich nun das Landesjugendamt mit dem Fall. Es soll klären, ob der Träger der Einrichtung angemessen reagiert hat. Heute macht es sich vor Ort ein Bild. "Ich finde es bedauerlich, dass so etwas notwendig ist und kann die Eltern verstehen", sagte Jonny Hoffmann, der Hennefer Jugendamtsleiter.

"Ich hoffe nun, dass sich durch ein Gespräch mit dem Landesjugendamt einiges klären wird, gerade mit Blick auf die Kinder." Nichts anderes wünscht sich auch die fünfjährige Raja. Sie verstehe nicht, warum sie nicht in die Kita dürfe. "Ich möchte zurück und dort mit meinen Freunden spielen", sagte sie.

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